Schwerin:Grüne Woche in Berlin: MV mit 62 Unternehmen vertreten

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Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD). (Foto: Danny Gohlke/dpa/Archivbild)

Die Agrar- und Ernährungsgüterwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns will auf der Grünen Woche in Berlin mit Individualität und Regionalität punkten. Kein anderes...

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Schwerin (dpa/mv) - Die Agrar- und Ernährungsgüterwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns will auf der Grünen Woche in Berlin mit Individualität und Regionalität punkten. Kein anderes Bundesland präsentiere auf der internationalen Leistungsschau der Lebensmittelproduktion so viele Klein- und Kleinstunternehmen wie Mecklenburg-Vorpommern, betonte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag in Schwerin. Das sei typisch für die Firmenstruktur im Nordosten. „Neben Fisch erwarten die Besucher unserer Länderhalle vor allem eine große Vielfalt an Produkten“, sagte Backhaus.

Insgesamt sei das Land auf der Grünen Woche vom 17. bis 26. Januar in Berlin mit 62 Unternehmen vertreten. Zu den Dauerausstellern gehörten unter anderem die Kartoffelveredlung Hagenow, die Lübzer Brauerei oder die Ludwigsluster Fleisch- und Wurstwaren. Unter den sechs Neulingen seien eine Gin-Destillerie aus Wittenburg und eine Schokoladenmanufaktur aus Wogast.

Mit rund 400 000 Besuchern sei die Messe ein guter Testmarkt für neue Produkte. „Es kommen Verbraucher und Vertreter großer Handelsketten. Da kann man die Marktchancen sehr gut prüfen“, sagte Backhaus. Das Land finanziere die 1800 Quadratmeter große MV-Halle mit etwa 632 000 Euro, 140 000 Euro würden von den Ausstellern als Gebühren eingenommen. „Das ist der größte Messeauftritt unseres Landes“, betonte Backhaus. Gemessen an dem erzielten Werbeeffekt auch für die Tourismusregion sei der finanzielle Aufwand eine Investition mit nachhaltiger Wirkung, zeigte sich Backhaus überzeugt. Zum Empfang der Landesregierung am Freitagabend würden etwa 300 Gäste erwartet.

Für den zunehmenden Anteil von ökologisch orientierten Anbietern stehe auch die Messeteilnahme des Neubrandenburger Eis-Produzenten „Jackl & Heidi“, sagte der Minister. Wie Firmengründer Martin Horst erklärte, erfreut sich das „nur aus natürlichen Lebensmitteln und ohne Zusatzstoffe“ hergestellte Eis wachsender Beliebtheit. „Mit guten, authentischen Produkten kann man die Kunden begeistern. Wir wachsen jährlich um 30 bis 50 Prozent“, sagte Horst und kündigte für die Grüne Woche eine weitere Neukreation an. Zudem wolle sein Unternehmen, das Cafés sowie Eishändler beliefere und inzwischen fünf Menschen beschäftige, auch selbst in den Eisverkauf einsteigen. Dazu werde in Penzlin ein alter Bahnhof in eine Markthalle für regionale Produkte umgebaut.

Backhaus äußerte die Erwartung, dass die fortwährenden Proteste der Bauern gegen die Umweltauflagen der Bundesregierung auch die Grüne Woche beeinflussen werden. Zur Eröffnung am Freitag seien erneut bundesweit Aktionen geplant. Die aktuelle Stimmung der Landwirte erfülle ihn mit großer Sorge. „Sie fühlen sich an den Pranger gestellt und zu unrecht beschimpft. Dazu kommt, dass in vielen Betrieben bei den gegenwärtigen Preisen eine kostendeckende Produktion nicht möglich ist“, zählte Backhaus auf.

Die Politik verschließe davor nicht die Augen und wolle auch künftig helfen, erwarte aber auch ein Entgegenkommen bei so wichtigen Themen wie Grundwasserschutz oder Erhalt der Artenvielfalt. „Die Landwirte sollen heraus aus ihrer Protestrolle und selbst Vorschläge machen, wie es besser gehen kann“, betonte Backhaus. Eine Zurücknahme der deutlich strengeren Düngeregeln könne es aber nicht geben. „Die Probleme mit den überhöhten Nitratwerten sind seit sieben Jahren bekannt. Deutschland ist verklagt worden und muss handeln“, betonte Backhaus.

„Es wird Zeit, dass sich die Branche darauf konzentriert, was getan werden muss, damit unser Planet gesund und für nachfolgende Generationen lebenswert bleibt, anstatt immer nur darauf zu verweisen, was alles nicht geht“, machte der Minister deutlich und mahnte ein partnerschaftliches Vorgehen an.

Der Linken-Landtagsabgeordnete Wolfgang Weiß forderte ein neues Leitbild für die Agrarwirtschaft. „Die Landwirtschaft in Europa, Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern muss sich wandeln – weg vom Weltmarkt hin zum Wochenmarkt. Wir wollen eine Landwirtschaft, die eine gesunde Ernährung sichert statt maximale Profite der Konzerne“, erklärte Weiß. Landwirte müssten von ihrer Arbeit gut leben können und die Produkte für alle bezahlbar sein.

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