Sportartikel:Auschwitz-Komitee kritisiert Adidas-Chef

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Adidas-Chef Bjørn Gulden ist ein in der Schweiz geborener Norweger. (Foto: HEIKO BECKER/REUTERS)

Bjørn Gulden hatte zuvor den Skandal-Rapper Kanye West vorsichtig in Schutz genommen. Der Konzern betont weiter, das Ende der Zusammenarbeit sei richtig.

Vor knapp einem Jahr hat der fränkische Sportartikel-Weltkonzern Adidas die Zusammenarbeit mit US-Rapper Kanye West wegen dessen antisemitischer Ausfälle beendet - nun steht das Unternehmen erneut in der Kritik. Adidas-Vorstandschef Bjørn Gulden hatte vor Kurzem in einem Internet-Video über West gesagt: "Ich denke nicht, dass er gemeint hat, was er gesagt hat, und ich denke nicht, dass er eine schlechte Person ist." Kritik kam am Donnerstag vom Internationalen Auschwitz-Komitee. Adidas teilte am Donnerstag dazu mit: "Die Partnerschaft zu beenden, war die richtige Entscheidung."

Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, kritisierte Gulden scharf. "Die Relativierung der antisemitischen Äußerungen von Kanye West durch den Vorstandsvorsitzenden von Adidas ist unerträglich" und wirke nicht nur gegenüber Opfern des Holocaust zynisch und verletzend, sagte Heubner, während eines Besuchs mit deutschen und polnischen Jugendlichen in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz laut Mitteilung vom Donnerstag.

"Ich denke nicht, dass er gemeint hat, was er gesagt hat"

Der Sportartikel-Hersteller hatte im Oktober vergangenen Jahres die Kooperation mit West wegen wiederholter antisemitischer und rassistischer Äußerungen beendet. In einem englischsprachigen Podcast-Interview, das auf dem Youtube-Kanal von Norges Bank Investment Management vor rund einer Woche veröffentlicht wurde, sagte Gulden, angesprochen auf die Trennung von Kanye West, zunächst: "Das war vor meiner Zeit." Zudem würdigte er Kanye West, der auch als Ye bekannt ist, als eine "der kreativsten Personen der Welt" und als einflussreichen Künstler in den Bereichen Straßenkultur und Musik, betonte Gulden. Er bedauerte das Aus der wirtschaftlich erfolgreichen Kooperation.

Heubner bezeichnete das "Verständnis, das der Adidas-Vorstandsvorsitzende in seiner Lobpreisung Kanye Wests als einem der angeblich kreativsten Menschen der Welt entgegenbringt, der mit seinen wiederholten antisemitischen Ausfällen 'nur falsch rübergekommen' sei," als "mehr als peinlich und desaströs" für Adidas. Was als "Dampfplauderei in einem Podcast zur Deeskalation der Situation beitragen sollte", wirke nur noch, "als sei der Konzern endgültig von allen guten Geistern verlassen". Die Entscheidung des Konzerns, sich von West zu trennen und die Erlöse aus dem Verkauf der Produktlinien zu spenden, werde dadurch relativiert.

Ein Adidas-Sprecher sagte am Donnerstag, die Position des Konzerns vom vergangenen Oktober habe sich "nicht geändert". Damals hatte Adidas erklärt, man dulde "keinen Antisemitismus und keine andere Art von Hassrede". Die Äußerungen und Handlungen von Kanye West seien "inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich". Sie verstießen gegen die Werte von Adidas wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness.

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