Arbeitsmarkt:So viele junge Menschen wie nie haben keinen Abschluss

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Mehr als 19 Prozent in der Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen in Deutschland haben keinen formalen Berufsabschluss. (Foto: Felix Kästle/dpa)

Die Zahlen steigen schon seit Jahren kontinuierlich an: Inzwischen verfügen fast 2,9 Millionen nicht über eine formale Berufsqualifikation. Das Problem wird immer größer.

Die Zahl junger Erwachsener ohne Berufsabschluss liegt in Deutschland auf einem Rekordhoch. Im Jahr 2022 verfügten laut Daten des Statistischen Bundesamtes 2,86 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren nicht über eine formale Qualifikation, das entspricht gut 19 Prozent in dieser Altersgruppe. Ein Jahr zuvor waren es noch 2,64 Millionen oder knapp 18 Prozent in der Altersgruppe. Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor.

Die Daten stammen aus einem Entwurf für den neuen Berufsbildungsbericht, den die Bundesregierung in den kommenden Wochen vorstellen wird. Eine alarmierende Erkenntnis: Die Zahl der jungen Erwachsenen ohne formalen Berufsabschluss steigt seit 2015, als sie bei 1,9 Millionen lag, kontinuierlich. Die Entwicklung sei "besonders vor dem Hintergrund zunehmender Fachkräfteengpässe und der demografischen Entwicklung kritisch zu bewerten", heißt es im Entwurf. Derzeit verabschieden sich in Deutschland immer mehr Menschen aus dem aktiven Berufsleben in die Rente. Es rücken dafür aber immer weniger gut ausgebildete Menschen nach.

Immer öfter wird eine Ausbildung auch abgebrochen

Menschen ohne Berufsabschluss hätten ein höheres Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, heißt es in dem Entwurf. In diesem Zusammenhang ist auch die Quote aufgelöster Ausbildungsverträge relevant, die 2022 mit 29,5 Prozent über den Werten aus den Vorjahren lag. Im Jahr davor waren noch 26,7 Prozent der Azubiverträge vorzeitig beendet worden. Der übliche Schwankungsbereich liege zwischen 20 und 25 Prozent und sei im Jahr 2022 "merklich" überschritten worden, heißt es im Bericht. Zu beachten sei aber, dass nicht jeder aufgelöste Vertrag eine abgebrochene Ausbildung bedeute. Grund kann beispielsweise auch ein Wechsel des Ausbildungsbetriebs sein. Im Jahr 2022 boten nur noch knapp 19 Prozent der Betriebe überhaupt eine Ausbildung an - ebenfalls ein Negativrekord. Vor allem Kleinstbetriebe ziehen sich aus der Ausbildungspraxis zurück.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund äußerte sich angesichts der Daten besorgt. "Die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss steigt offenbar ungebremst weiter", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Trotz vieler unbesetzter Ausbildungsplätze gelinge es der deutschen Wirtschaft seit Jahren nicht, allen jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung zu geben. "Vor diesem Hintergrund klingt die Debatte über den zunehmenden Fachkräftemangel in den Ohren vieler junger Menschen sicherlich wie blanker Hohn", sagte Hannack.

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