Arbeitsmarkt:Mindestlohn killt Minijobs

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  • Die Zahl der Minijobs in Deutschland geht zurück, besonders stark in Ostdeutschland und im Handel.
  • Wirtschaftsforscher hatten gewarnt, dass mit dem Mindestlohn diese Beschäftigungsart unattraktiver wird.
  • Das hat auch einen positiven Effekt: Die Zahl der Festangestellten nimmt nämlich gleichzeitig zu, wenn auch nicht so stark.

Von Thomas Öchsner, Berlin

In Deutschland arbeiten immer weniger Minijobber. Dazu hat vermutlich auch der Mindestlohn beigetragen - in welchem Ausmaß ist aber noch unklar. Nach Angaben der Minijob-Zentrale sank die Zahl der auf 450-Euro-Basis Beschäftigten im gewerblichen Bereich in den ersten drei Monaten 2015 um 237 000 oder 3,5 Prozent auf etwa 6,6 Millionen. Die Zahl der Minijobber in Privathaushalten hat sich hingegen im Vergleich zum Jahreswechsel um 6,1 Prozent auf 284 000 erhöht.

Besonders auffällig ist der Rückgang in Ostdeutschland, wo das Lohnniveau verglichen mit dem Westen niedriger ist: In Sachsen-Anhalt und Thüringen verringerte sich die Zahl der Minijobber im ersten Quartal ungewöhnlich deutlich. Hier betrugen die Verluste sogar 7,7 und 6,6 Prozent. Auch im Handel ist das Minus mit einem bundesweiten Rückgang von fünf Prozent überproportional stark.

Verdiensthöchstgrenze schon nach 53 Stunden im Monat

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hatten in ihrem Frühjahrsgutachten gewarnt, dass geringfügig Beschäftigte durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns besonders gefährdet seien, "da hier der Anteil von Arbeitnehmern mit geringen Stundenlöhnen überdurchschnittlich hoch ist" und bei einer vorgeschriebenen Mindestbezahlung von 8,50 Euro pro Stunde bereits bei einer Arbeitszeit von knapp 53 Stunden die Verdiensthöchstgrenze erreicht sei. Die Forscher rechneten daher mit einem Verlust von 260 000 Minijobs, merkten aber an, dass ein Teil der verlorenen Stellen durch sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse ersetzt werden wird.

Darauf macht auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) aufmerksam: "Nimmt man die beiden Monate nach Einführung des Mindestlohns zusammen, zeigt sich ein Rückgang der Minijobs, der etwa doppelt so stark ausfällt wie in den Jahren zuvor", sagt ein Sprecherin der BA. Da der Effekt recht abrupt im Januar auftrete, spreche zumindest viel dafür, "dass die Einführung des Mindestlohns hier eine Rolle spielt".

Andererseits sei im Januar und Februar 2015 in einigen Branchen - wie in der Gastronomie, im Einzelhandel und im Taxigewerbe - die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auffällig gestiegen, wenn auch nicht in dem Umfang, wie die Minijobs abnahmen. Das könnten erste Indizien sein, dass die 450-Euro-Jobs zum Beispiel in Teilzeitjobs umgewandelt worden seien.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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