5G-Ausbau:Wenn sich Mobilfunk-Unternehmen bekämpfen

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Ein neuer 5G-Mobilfunkmast : Die Telekommunikationsfirmen streiten über den teuren Ausbau. (Foto: Roberto Pfeil/picture alliance/dpa)

Die Firma 1&1 kommt mit dem Ausbau ihres 5G-Netzes nicht voran - und wirft der Konkurrenz vor, die Pläne zu sabotieren. Das Kartellamt prüft, es geht um viel Geld.

Von Helmut Martin-Jung, München

Hat es das unbedingt gebraucht, ein viertes Mobilfunknetz? Wäre es nach den drei etablierten Mobilfunkbetreibern in Deutschland gegangen, nach Telekom, Telefónica und Vodafone, wäre der Fall klar - und die Antwort "nein" gewesen. Aber würde einer der drei soweit gehen und den Start des Neuen sabotieren? Genau das wirft 1&1 der Konkurrenz von Vodafone vor und hat im Februar Beschwerde beim Bundeskartellamt erhoben. Ende vergangener Woche gab die Behörde bekannt, sie werde die Sache prüfen.

Aber wie könnte Vodafone das Geschäft eines Konkurrenten sabotieren? 1&1 behauptet, die Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers bremse auf Verlangen der Mutterfirma den Ausbau des 5G-Netzes für 1&1 aus. 1&1 hatte sich an Vantage Towers gewandt, weil man selbst nicht die ganzen Antennenstandorte errichten kann, es geht um Tausende. Bis Ende 2022 hätte 1&1 eigentlich schon 1000 Stück in Betrieb haben sollen. Es waren aber nur mickrige fünf. Inzwischen steht das Unternehmen aus Montabaur im Westerwald bei um die hundert 5G-Standorten - viel zu wenig.

Das ist nicht nur schlecht fürs Geschäft, es verstößt auch gegen die Auflagen der Bundesnetzagentur. Von dieser hatte 1&1 2019 für mehr als eine Milliarde Euro Funkfrequenzen ersteigert. In der Branche hieß es damals, Ralph Dommermuth, Chef nicht bloß von 1&1, sondern auch der Mutterfirma United Internet, habe "einen Masterplan", er wisse, was er tue. Doch stimmt das noch? Denn mit dem Erwerb der Funkfrequenzen sind auch harte Auflagen verbunden. Die Frequenzen sind knapp, die Bundesnetzagentur will vermeiden, dass sie brachliegen.

Ralph Dommermuths Pläne mit 1&1 gehen bisher nicht so auf wie erhofft. (Foto: Sascha Ditscher/imago)

Das Bundeskartellamt bestätigte zwar inzwischen, dass es prüft, ob Vantage Towers, dazu angehalten vom Konkurrenten Vodafone, beim Ausbau von 5G-Standorten für 1&1 gezielt gebremst hat. Diese Prüfung kann aber auch nach hinten losgehen. Dann nämlich, wenn sich herausstellt, dass Vodafone und Vantage Towers keine Schuld an der Verzögerung haben. Es könnte sich dann bestätigen, was Vodafone wiederum 1&1 vorwirft: dass der neue Konkurrent mit der Planung der 5G-Standorte viel zu spät begonnen habe und deswegen nun in Verzug sei. Für 1&1 ist es allerdings ein Erfolg, dass das Bundeskartellamt die Sache überhaupt prüft. Die Beschwerde von 1&1 ging ja bereits im Februar ein, dass nun ein offizielles Missbrauchsverfahren eröffnet wird, ist ein nächster Schritt - das Ergebnis allerdings weiter offen.

1&1 könnte eine Strafe von 50 Millionen Euro bekommen

Vantage Towers und Vodafone wiesen den Vorwurf der Behinderung erneut zurück. "Als neutraler und unabhängiger Host bieten wir allen unseren Kunden einen offenen Zugang zu unserer passiven Infrastruktur", sagt eine Vantage-Sprecherin. Man werde "die Gründe für etwaige Verzögerungen ausführlich darlegen". Das wird auch nötig sein, denn 1&1 droht ein Bußgeld von knapp 50 Millionen Euro, weil sie die Auflagen der Bundesnetzagentur nicht erfüllt haben. Das würde 1&1 - falls Vodafone/Vantage tatsächlich die Schuld an der Verzögerung nachgewiesen würde - von Vodafone einfordern.

Allzu sehr zerstreiten sollte sich 1&1 allerdings auch nicht mit Vodafone, ohne dessen Tochter Vantage Towers sähe es mit dem 5G-Ausbau komplett düster aus. Es bliebe zwar noch die Telekom und deren Funkturm-Sparte, doch da wurde man sich schon bei den Vorverhandlungen nicht über die Preise einig. Den 5G-Ausbau beschränkt 1&1 vor allem auf die Städte, überall dort, wo das Unternehmen keine eigenen Antennenstandorte besitzt, nutzt es gegen Entgelt die Infrastruktur des Konkurrenten Telefónica (Marke: O2). 1&1 bekommt dabei aber nur Zugang zum 4G-Netz, auch LTE genannt. Kommt der eigene Ausbau nicht voran, muss 1&1 mehr an Telefónica zahlen. Mit der Zeit könnte es also finanziell eng werden für den vierten Netzbetreiber. Die Aktien von United Internet, dem 1&1-Mutterkonzern, jedenfalls sind nur noch ein Viertel des Höchststandes von 2018 wert.

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