Berlin:Kosten und Fachkräftemangel: Wohnungsgesellschaften leiden

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Bauarbeiter stehen auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild)

Schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen nicht zuletzt infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine machen kommunalen Wohnungsgesellschaften in...

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Berlin (dpa/bb) - Schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen nicht zuletzt infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine machen kommunalen Wohnungsgesellschaften in Berlin zunehmend zu schaffen. „Explodierende Bau- und Energiekosten, Engpässe bei Fachkräften und Baumaterial, steigende Finanzierungskosten und knappes Bauland sind Steine auf dem Weg zu einem entspannten Wohnungsmarkt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gesobau AG und Sprecher der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, Jörg Franzen, am Donnerstag anlässlich einer Neubautour mit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Er sprach von „enormen Herausforderungen“.

Für die sechs kommunalen Gesellschaften ist die Situation im Vergleich zu privaten Investoren besonders schwierig. Einerseits sollen sie möglichst schnell viele Wohnungen bauen und sind dabei mit steigenden Baukosten konfrontiert. Andererseits können sie diese Kosten aber nicht ohne weiteres über die Mieten wieder einfahren. Denn die politische Vorgabe lautet, einen großen Anteil der Wohnungen zu sozialverträglichen Mieten anzubieten, damit sich Menschen mit wenig oder mittlerem Einkommen Berlin noch leisten können.

Trotz dieser Gemengelage halten die Gesellschaften an ihren Investitionsplanungen für das laufende Jahr fest, wie es weiter hieß. Laut Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) steigen die Gesamt-Investitionen mit 2,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent und erreichen ein neues Allzeit- Hoch. Dieses Jahr sollen demnach 7000 neue Wohnungen fertig werden.

Giffey verwies darauf, dass Berlin eine Stadt der Mieterinnen und Mieter sei: Mehr als 80 Prozent der Haushalte wohnten hier zur Miete. „Wir wollen bis Ende 2026 durch die landeseigenen Wohnungsunternehmen 35.000 neue Wohnungen schaffen“, formulierte sie das Ziel. „In diesem Jahr sind wir mit 2400 fertiggestellten Wohnungen zur Jahresmitte auf einem guten Weg. Trotzdem müssen wir sehen, dass der Wohnungsbau insbesondere mit den aktuellen Baukostensteigerungen und Lieferengpässen eine riesige Herausforderung ist.“

Nach Einschätzung von Bausenator Andreas Geisel (SPD) muss sich die Art des Bauens ändern. „Wir müssen uns lösen von der Vorstellung, dass wir mit dreigeschossigen Wohnhäusern die Wohnungsnot lösen können“, erklärte er. „Die Devise in Zeiten des Klimawandels muss lauten: Wenn wir neue Areale bebauen, dann höher und dichter, um möglichst wenig Fläche zu versiegeln und möglichst vielen Menschen bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können.“

Zudem bekräftigte Geisel seinen Vorschlag, mit dem Verkauf landeseigener Wohnungen an die darin lebenden Mieterinnen und Mieter auch den Bau von mehr Sozialwohnungen zu finanzieren. „Wir haben Baukostensteigerungen von 20 Prozent, die Zinsen verdreifachen sich, die Inflation liegt bei acht Prozent“, sagte er in der RBB-„Abendschau“. „Die bisherigen Finanzierungsmodelle funktionieren nicht.“

© dpa-infocom, dpa:220825-99-512412/3

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