Haben und Sein:Hoch hinaus

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Ein Bildband feiert den Designer Virgil Abloh, neue Reisekoffer aus biologisch abbaubarem Material und Gin mit Worcester-Aroma: die Stilnews der Woche

Von Anne Goebel, Kathrin Hollmer, Marten Rolff und Max Scharnigg

Wenn sein Name fällt, wird der Ton oft pathetisch: Virgil Abloh, berühmt geworden als Designer der Männerlinie von Louis Vuitton, war ein Ausnahmetalent in der Mode - und vor allem eine Ausnahmeerscheinung. Vieles an der Lebensgeschichte des Amerikaners aus einem Vorort von Chicago war außergewöhnlich: Ein Quereinsteiger erklimmt die höchsten Gipfel der Couture, er übernimmt als erster Schwarzer die Kreativdirektion eines französischen Luxusmodehauses, seine eigene Marke Off-White wird binnen kurzem zu einem Kultlabel - und dann natürlich der frühe und unerwartete Tod mit nur 41 Jahren. Im Dezember 2021 fand die Beerdigung statt, und langsam laufen Events und Veröffentlichungen zum ersten Jahrestag an. Zum Beispiel mit dem neuen Buch Louis Vuitton: Virgil Abloh, erschienen bei Assouline. Je nachdem, ob man für den Band 120 oder 1200 Euro ausgeben möchte, wird er als gewöhnliches Hardcover geliefert oder in einem Geschenketui mit Stofftragetasche und weißen Handschuhen zum schonenden Durchblättern. Die mehr als 320 Abbildungen geben einen Überblick über die acht Männerkollektionen, die Abloh für Louis Vuitton entworfen hat, sowie über seine Sneakers, schon zu Lebzeiten wertvolle Sammlerstücke. Im Januar hatten 200 Paar seiner Entwürfe für Nike bei einer Auktion mehr als 22 Millionen Euro eingebracht. Die Texte in dem Bildband stammen von dem Modekritiker Anders Christian Madsen, der lange mit dem Designer zusammenarbeitete und gar nicht zu verheimlichen versucht, wie das Buch über dessen Großartigkeit, über Virgil Ablohs "supersized glory", gemeint ist - als eine einzige Hommage ( eu.assouline.com).

Ökokiste mal anders: die Green Box für daheim. (Foto: Hersteller)

Langsam geht das Gartenjahr zu Ende. Das muss aber nicht heißen, dass man keine frischen Kräuter oder Salate mehr selber ziehen kann - im Gegenteil. Mit einer sogenannten Greenbox des Berliner Start-ups "Berlin Green" rücken sie sogar noch näher. Das Starterkit enthält ein Pflanzgefäß aus Holz mit raffiniertem Innenleben, wie etwa integrierter Beleuchtung und optimiertem Gießprogramm. Darin lässt sich nach Anleitung ein kleiner Indoor-Küchengarten heranziehen, der sich via App weitgehend autark verwaltet und bei dem nach wenigen Tagen die ersten Blätter aus dem speziellen Substrat sprießen sollen. Kräuter, Salate, sogar Tomaten sollen damit unabhängig von Sonnenlicht nahezu idiotensicher gelingen, verspricht das junge Unternehmen. Angenehmer Nebeneffekt: Die Box sieht in der Wohnung gut aus. Nur ein bisschen Platz auf der Arbeitsfläche (oder dem Schreibtisch) und eine Steckdose in der Nähe sind notwendig ( berlingreen.com).

Sonnengelb und biologisch abbaubar: die neuen "Circle One"-Koffer von Horizn Studios. (Foto: Hersteller)

Reisegepäck ist in den vergangenen Jahren einerseits leichter (auf Aluminium folgten Polycarbonat und Polypropylen) und andererseits smart (mit eingebauten Power-Banks oder via GPS ortbar) geworden. Der Berliner Hersteller Horizn Studios hat nun die neue Kabinenkoffer-Linie "Circle One" vorgestellt: Die Hartschale - erhältlich in Sonnengelb oder dezenter in Naturweiß, Blau oder Schwarz - besteht aus Flachs und Harz und soll leichter als Aluminium, langlebiger als Polycarbonat, und dabei biologisch abbaubar sein. Die Handgriffe sind mit Korn- und Nussschalen versetzt und die Reißverschlüsse recycelt. Bis zum 30. Geburtstag gewährt Horizn Studios 30 Prozent Rabatt: "Jüngere Generationen tragen bereits den Großteil der Kosten, die der Klimawandel verursacht", heißt es dazu im Onlineshop. Ausgeliefert wird ab Januar 2023 (980 Euro, horizn-studios.com).

Noten von Apfelgelee: Monkey 47 hat einen Berlin-Gin aus der "Experimentum Serie" vorgestellt. (Foto: Hersteller)

Gin - gibt es da noch etwas Neues? Nachdem der Hype um den Wacholderschnaps seit Jahren andauert, gefühlt jeden Monat eine Hinterhofdestillerie kurz vor der Weltkarriere steht, und inzwischen fast mehr vom richtigen Tonic als von Gin die Rede ist? Doch, es gibt immer noch Gin-Neuigkeiten. Monkey 47, die Pioniermarke aus dem Schwarzwald, hat eine Sorte aus ihrer Reihe mit dem akademisch klingenden Titel "Experimentum Series" lanciert. Die neue Kreation 2y07: Berlin will dem Geist der deutschen Hauptstadt und der Geschichte ihrer Teilung geschmacklich auf den Grund gehen. Dazu hat die Firma aus Loßburg ihr Basisprodukt mit Worcestersauce kombiniert. Und zwar in der Dresdner, nicht in der englischen Variante, das bedeutet: Man schmeckt Noten von Malzextrakt, Apfelgelee, Dessertwein. Und Gin natürlich ( monkey47.com).

Hart sinnlich: die Eau-de-Cologne-Studie "Uncut Gem" von Frédéric Malle. (Foto: Hersteller)

Die Parfüms des Gentleman-Unternehmers Frédéric Malle hatten schon immer eine Sonderstellung, denn Malle verweigerte sich mit seinen "Editions de Parfums" den gängigen Regeln der Branche. Bei ihm dürfen die weltbesten Nasen, also die Erfinder neuer Düfte, unter eigenem Namen auftreten und ihre ganz persönlichen Parfüms realisieren - frei von Markt- oder Label-Vorgaben. So entstand eine sehr eigenwillige Duftbibliothek, die gleichzeitig ein Who is Who der Parfümszene ist. In den exklusiven Reigen wird nur alle paar Jahre ein neues Mitglied aufgenommen, diesen Herbst ist es wieder so weit: Uncut Gem, entwickelt von Maurice Roucel - einem Altmeister unter den Parfumeurs. Roucel hat in den letzten fünfzig Jahren Dutzende Düfte kreiert, zum Beispiel für Helmut Lang, Gucci oder Hermès. Für seinen Freund Frédéric Malle hat Roucel jetzt tatsächlich sein eigenes Haus- und Arbeitsparfüm abgefüllt, das ihn sein Leben lang nur als ungefähre Studie begleitet hatte. Der Name Uncut Gem deutet auf diesen experimentellen Charakter hin: Im ersten Moment ein roh-maskulines Eau de Cologne, das bei genauerem Hinriechen aber sehr komplexe, warme Töne entwickelt: Labor und Leder, Weihrauch und Muskat. Speziell, aber sehr interessant ( fredericmalle.eu).

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