Auffälligster Trend: Puschel und Pink
Ist hier noch irgendjemand mit Nerdbrille, aschblondem Hängehaar und Oma-Klamotten unterwegs und fühlt sich dabei mächtig hip? Dann bitte umdenken. War Normcore in den vergangenen Jahren der Trend der Stunde (für Nicht-Modeinteressierte: das waren Kleider, die nicht nach Mode aussahen), so lehrt uns die an diesem Freitag endende Fashion Week in Berlin: Auffallen ist jetzt wieder in! Ob wie hier pinke Puschel-Puschen bei der Show von Riani, ...
Anhaltender Trend: Kleine Haut-Ausschnitte
... die Ausweitung der beliebten Cut-Outs auf den Hintern wie bei der schon berühmten Leder-Schnürung von Marina Hoermanseder ...
Allover-Trend: Transparenz
... oder gleich ein völlig transparentes, gerne mit Punkten oder Blüten verziertes Outfit wie bei der Steinrohner-Show: Geht es nach der Fashion Week Berlin, dann kleiden sich die Deutschen in der kommenden Wintersaison ausgesucht auffallend. Dabei stechen vor allem neue Materialien und ins hinterste Eck des Kleiderschranks geräumte Farben ins Auge. Hier ein Überblick über die wichtigsten Trends.
Obenrum: Latz
Obenrum lässt sich verkünden: Der Latz ist wieder da! Ob an Kleid oder Hose, der entscheidende Unterschied zu den früheren lila Latzhosen lautet: Eleganz. In Dunkelblau (wie hier bei Perret Schaad) oder Schwarz ist die Trägerhose 2017 zur festlichen Abendgarderobe avanciert und wird dann bevorzugt mit Spitze getragen.
Oben: hochgeschlossen
Ansonsten tut sich am Oberkörper im Vergleich zu 2016 wenig Spektakuläres, denn es bleibt: hochgeschlossen. Das allerdings gerne kombiniert mit einer Korsage, gerne auch aus Leder, am liebsten in Rotbraun. Insgesamt sind hier also gleich mehrere Trends zu sehen bei Newcomerin Leonie Mergen in Berlin. Denn Fell, am liebsten allerdings Fake-Fur, ist ebenfalls ein äußerst beliebter Trend, der sich in 2017 weiter fortsetzt. Damit lässt sich auch gut ein versehentlich nicht zugeknüpftes Oberteil verdecken.
Mitte: gut gegürtet
Wer weder Zeit noch Geld hat, sich komplett neu einzukleiden, kann mit einem Gürtel viel ausrichten. Auffällige Stücke gab es auf der Fashion Week in fast jeder Show: ob mit Schnalle oder einfach nur geknotet, ob aus Stoff, aus Metall oder - wie hier bei Dorothee Schumacher - aus Leder mit auffälligen Applikationen und Taschen. Wichtig ist die Platzierung auf Taillenhöhe, da hat sich im Vergleich zur aktuellen Saison wenig geändert.
Unten: Weit, weit, weit sind alle meine Hosen
Unterhalb des Gürtels setzt sich fort, was in der vergangenen Saison begonnen hat: Die Silhouette wird weiter, teilweise extrem weit. Im Bild ein Beispiel aus der Kollektion von Antonia Goy. Röhrenhosen sieht man auf dem Laufsteg kaum. Wenn doch, dann höchstens in 3/4-Länge - oder unterm Rock, dann allerdings in der eleganten Form (nicht lässig wie in den 90ern). Schuhe bräuchte man unter diesen Umständen eigentlich nicht mehr ...
Ganz unten: Puschel
... gäbe es nicht die traumhaften Modelle mit Puscheln, hier etwa bei Esther Perbandt in einer rockigen Variante. Die Designerin schickt bei ihren theatralischen Shows gerne ungewöhnliche Models über die Bühne. Echte Typen, ältere Models (diesmal gab das ehemalige Supermodel Veruschka Gräfin von Lehndorff hier ihre Abschiedsshow) und Models mit körperlichen Beeinträchtigungen wie (im Bild) Virtiligo (Weißflecken-Krankheit). Noch so ein Trend, den die Modewelt erkannt hat: Perfektion ist out. Auch wenn das so manches extra nach Berlin gereiste Modemädchen in Pastellfarben und mit Kardashian-Contouring noch nicht so recht glauben mag.
Ganz unten: Overknees und Samt
Um noch einen Blick auf die winter- und modegerechte Schuhwelt zu richten: Diese Stiefel wie bei Marina Hoermanseder vereinen gleich drei aktuelle und auch noch bleibende Trends: Overknee-Höhe (wird, um nicht allzu prostituiert auszusehen, lieber lässig kombiniert), gedeckte Farben wie dieses Lila, und, ganz wichtig: Samt.
Material: Es wird weich I
Es hatte sich im vergangenen Jahr schon angekündigt, jetzt ist Samt der absolute Trendstoff auf dem Laufsteg. Es gibt eigentlich kein Kleidungsstück, das nicht in einer Samt-Version vertreten ist (im Bild: Samt von Perret Schaad bei Pulli und Tasche). Steigert die weltpolitische Lage das Verlangen nach Kuscheligkeit?
Material: Es wird weich II
Für diese These spricht jedenfalls das hohe Fell-Vorkommen bei der Fashion Week. Hier ein Beispiel in Taschenform (ebenfalls gesehen bei Perret Schaad). Fake-Fur ist immer super, da dafür kein Tier zu Schaden kommt. Ob sich allerdings der ebenfalls neue Trend, Taschen ohne Henkel zu tragen, durchsetzt? Könnte ein bisschen unpraktisch sein.
Material: Experimente!
Betrachtet man die restlichen Trend-Materialien wie zum Beispiel Lack und Leder, ist es aber wohl der Glamour-Faktor, der den schimmernden Samtstoffen zum modischen Comeback verhilft. Perret Schaad treiben den Spaß auf die Spitze und schneidern Röcke, Jacken und Hosen (im Bild) aus Material, das bei Bewegung wie fließendes Wasser wirkt. Verblüffend.
Farbe: Metallic
Die Beisterung für Metallfarben aus den letzten Saisons ist noch nicht ausgestanden, verlagert sich aber von Silber zu Gold und von Roségold zu dunklerem Kupfer, im Stile der Achtzigerjahre, wie hier bei Rebekka Ruétz. Dann auch gerne als Ganzkörperanzug.
Farbe: Glitzer!
Überhaupt sind Anlehnungen an weibliche Comic-Helden gerade schwer angesagt in der Modewelt, ob nun Superwoman oder eine Mischung aus Disneyprinzessin, Daisy Duck und Peggy Bundy, wie hier bei Lena Hoschek. Mode-Heldinnen können selbstredend auch Glitzer von Kopf bis Fuß tragen, ohne dabei albern auszusehen.
Farbe: Pink!
Der größte Trend auf der Fashion Week war diesmal allerdings: Pink! Die Knallfarbe lässt sich jetzt zu allem und mit allem kombinieren. Hier bei Malaika Raiss auch zu roten Strümpfen und Pumps. Der Look folgt dem Credo der Designerin: "Immer elegant, gerne auch exzentrisch und mit einer gewissen Verspieltheit - aber nie aufreizend oder zu gewollt." Die kleine Schwester Rosa ist auf den Laufstegen auch immer noch gerne gesehen.
Allover-Trend: Print
Die gute Nachricht: Der nicht zu übersehende Trend von Allover-Print in unmöglichen Formen und Farben neigt sich allmählich dem Ende zu. Unter anderem bei Perret Schad war er zwar noch vereinzelt zu sehen. Über Dunkelbraun in Schritthöhe lässt sich aber trefflich streiten.
Allover-Trend: Leopard
Diskutieren lässt sich auch über den in der Modewelt einfach nicht totzukriegenden Leo-Print. Wenn aber, dann doch bitteschön so deutlich überzeichnet wie hier bei Lena Hoschek, in den Kleinmädchenfarben Pink und Türkis. Damit keinerlei Fragen aufkommen, ob das in irgendeiner Weise ernst gemeint sei. In diesem Sinne: Fröhliches Ankleiden!