Wenn einer weiß, wie man Skier richtig wachst, dann ist das Adi Klier. Der 84-Jährige hat seit 50 Jahren seine Skiwerkstatt am Marktplatz des oberbayerischen Dörfchens Neubeuern. Früher war er selbst mal Rennfahrer, und später hat er im Weltcup unter anderem die Skier von Hansi Hinterseer und Franz Klammer hergerichtet, wie er es nennt. Immer noch steht er von Montag bis Samstag in seiner Skiwerkstatt.
Am besten natürlich, man lässt sich die Skier von ihm herrichten. Aber wer keine Ausbesserung des Belags und keinen Kantenschliff braucht, sondern nur wachsen will, der kann das mit einfachen Hilfsmitteln auch selbst zu Hause machen, sagt Klier: "Aber natürlich warm wachsen, das ist das A und O!"
Raucht es stark, ist es zu heiß
Man benötigt dazu: ein altes Bügeleisen oder ein eigenes, kleines Wachs-Bügeleisen (circa 60 Euro), eine Abziehklinge aus Kunststoff, eine feste Nylonbürste (oder, Tipp Klier: einen Glitzi-Spülschwamm) und natürlich Wachs in Blockform. Für Anfänger empfiehlt der Meister ein Universalwachs, das deckt einen großen Temperaturbereich von starken Minus- bis zu leichten Plusgraden ab.
Die Skier über zwei Arbeitsböcke legen. Das Bügeleisen auf geringe bis mittlere Temperatur stellen, Dampffunktion ausmachen. Den Belag mit einem Lappen und etwas Alkohol sauber machen. Die Spitze des Bügeleisens abwärts richten und über den Belag halten. Den Wachsblock mit einer Ecke an das Bügeleisen drücken. Raucht es stark, ist es zu heiß. Das Wachs sollte tropfen, nicht rinnen! Von der Skispitze bis zum Ende fährt man nun mit Wachs und Bügeleisen einen Riesenslalom, also im sanften Zickzack durch die Luft über dem Belag. Eine Spur reicht, bloß nicht zu viel Wachs, rät Klier. Denn später muss man ohnehin das meiste wieder runter kratzen. Sind die Wachstropfen verteilt, bügelt man mit stetiger Bewegung mehrmals über den Belag, um das Wachs gleichmäßig zu verteilen. "Das tut dem Ski so gut, das merkt man richtig, der saugt das auf", so Klier.
Jetzt Ski und Wachs zehn bis 15 Minuten abkühlen lassen. Aber halt: Die Kanten soll man bei noch warmem Wachs gleich abziehen, mit der Ecke der Abziehklinge, da gibt es meist eine Aussparung dafür. Die kalte Wachsschicht wird sodann in Gleitrichtung von der Skispitze bis zum Ende kräftig abgeschabt, bis auch noch die letzte weiße Wachsflocke zu Boden fällt. "Denn das Wachs brauchen wir nur im Belag, nicht darauf", so Klier. Letzter, sehr wichtiger Schritt: Mit der Wachsbürste oder der rauen Seite des Glitzi-Schwamms ebenfalls von der Spitze zum Ende bürsten, vier-, fünfmal. "Damit legt man den feinen Rillenschliff des Belags wieder frei", erklärt Klier. Der ist zusammen mit dem Wachs unerlässlich für die Gleitfähigkeit des Skis. Denn man fährt nicht auf dem Schnee, sondern auf einem dünnen Wasserfilm, der durch Rillen und Wachs besser von vorn nach hinten abgeleitet wird. Wie oft soll man wachsen, Meister Klier? "Immer, bevor man am Wochenende Ski fahren geht - da ist doch nix dabei!"