Kolumne: Gewusst wie:Reiseübelkeit vorbeugen

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Falls es einem doch mal übel wird, hilft eine vorbereitete Notfalltasche. (Foto: AndreyPopov/IMAGO/Panthermedia)

Die kurvenreiche Straße, der starke Wellengang auf dem Schiff oder das Rumpeln des Flugzeugs: Was hilft, wenn es Kindern oder Erwachsenen auf der Reise schlecht wird? Einige Tipps.

Von Ingrid Brunner

Da saß er mal wieder vorne, der kleine Bruder, sehr ernst, sehr blass um die Nase, den Blick fest auf einen Apfel in der Hand gerichtet, als könne der ihm sagen, dass alles gut wird. Natürlich beneideten die auf der Rückbank sitzenden großen Schwestern ihn um seine Sonderstellung. Sie wussten noch nichts von Reiseübelkeit - auch Kinetose, Nausea, oder Motion Sickness genannt - von der besonders Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren betroffen sind. Bei den meisten wächst sich das aus, nur zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung sind ein Leben lang anfällig für die Reiseübelkeit. Besonders sensibel seien Personen, die zu Migräne und Schwindelgefühlen neigten, erklärt die Deutsche Apothekerzeitung, Frauen treffe es häufiger als Männer, Asiaten häufiger als Europäer.

Streng genommen ist die Reiseübelkeit, so unangenehm sie auch sein mag, keine Krankheit: Beschleunigungen, Gleichgewichtsänderungen etwa durch Serpentinen, Turbulenzen im Flugzeug, Seegang an Bord eines Schiffes - das im Innenohr sitzende Gleichgewichtsorgan hat jede Menge Informationen zu verarbeiten; während der Mensch sitzt, rast draußen die Landschaft am Auge vorbei. Im Gleichgewichtszentrum gehen also unterschiedliche, scheinbar widersprüchliche Signale ein, die vom Gehirn als Gefahrensituation interpretiert werden. Die Folge sind vegetative Reaktionen sowie eine Aktivierung des Brechzentrums.

Ingwer kann die Übelkeit lindern

Bei bekannter Anfälligkeit sollten Eltern den Kinderarzt oder die Apothekerin um Rat fragen, ob und wann sich Medikamente auch für Kinder empfehlen. Etwa Zäpfchen und Tabletten, die bei bekannter Neigung zu Kinetose im Vorfeld verabreicht werden können sowie Kaugummis, die bei akut auftretender Übelkeit gekaut werden und den Brechreiz dämpfen. Wenn es nicht gleich Medikamente sein sollen: Die brechreizhemmende Wirkung von Ingwer ist hinreichend erprobt. An Bord von Schiffen tragen viele Passagiere ein Akupressur-Armband: Eine kleine Kugel an der Innenseite des Unterarms drückt dabei auf den Nei-Kuan-Punkt, der den Magen-Darm-Trakt beruhigen und der Übelkeit entgegenwirken soll.

Bevor die Reise losgeht, ist gute Vorbereitung alles: Schlafenden Kindern wird nicht übel, also wenn möglich nachts fahren. Empfindliche Personen sitzen entweder auf dem Beifahrersitz oder hinten in der Mitte. Beim Autofahren aus dem Fenster schauen, nicht lesen und ausreichend Pausen einplanen. Auf Schiffen den Horizont fixieren. Im Bus möglichst hinter der Vorderachse sitzen. In Bus und Bahn einen Sitz in Fahrtrichtung reservieren. Im Flugzeug ist man an den Tragflächen den geringsten Schwankungen ausgesetzt, auf dem Schiff in der Schiffsmitte. Stattdessen sollten Eltern ihre Kinder mit Spielen wie "Ich packe meinen Koffer" oder Ähnlichem beschäftigen. So merken sie auch schneller, wenn die Kinder müde, still, teilnahmslos und blass sind - erste Anzeichen einer Reiseübelkeit.

Und für den Fall, dass einem Kind trotzdem plötzlich schlecht wird, sollte stets eine Notfalltasche mit Spucktüten, Feuchttüchern, Wechselkleidung und Plastiktüten für verschmutzte Wäsche gepackt sein. Ideal für unterwegs sind Kräutertee, stilles Wasser, sowie Zwieback, Karotten- und Apfelschnitze als leichten Snack.

Die Autorin fragt sich, wer wohl mal ihr Besteck mit dem Monogramm IB übernimmt. Jemand da draußen? (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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