Haben und Sein:Stimmungsvoll

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Selbstgemachter Statement-Pulli: Strickset-Entwurf der spanischen Marke We are knitters. (Foto: Hersteller)

Wildrosen-Essig aus dem Noma, eine geschmackvolle Alternative zum Duftbaum und modische Strick-Sets für den bevorstehenden Winter: die Stilnews der Woche

Von Anne Goebel, Jan Kedves, Marten Rolff, Max Scharnigg und Silke Wichert

Strickpullover klingt immer ein bisschen brav, aber genau das ist er jetzt nicht mehr, der Lieblingsbegleiter für kühlere Tage. "Sweaters aren't boring", verkündete jedenfalls die Vogue vor ein paar Tagen, Pullis sind nicht langweilig - und zwar deshalb, weil die Modelle in diesem Herbst ganz besonders bunt und knallig ausfallen. Blockstreifen, Batikmuster, schulterfrei in Kanariengeld: Solche "statement sweaters" kommen gerade recht im sorgenvollen, aber klimatisch immerhin milden Oktober, auf den womöglich ein bitterkalter November folgt. Aber wenigstens die Garderobe sieht dann nach Optimismus aus. Und prompt ist mit dem Trend zu Grobmaschigem das Stricken zurück, was auch atmosphärisch ganz gut passt zur großen Ratlosigkeit: Wenn man schon ganze Abende im mäßig warmen Wohnzimmer vergrübelt über den Lauf der Welt, lassen sich nebenher locker ein paar Meter Wolle wegstricken und es kommen immerhin weiche Socken dabei heraus. Für nicht ganz Versierte geht das am besten mit fertigen Stricksets wie sie etwa die spanische Marke We are knitters Programm hat. Die Firma aus Madrid wurde 2011 gegründet, als der DIY-Boom Fahrt aufnahm, und gehört mittlerweile zu den bekanntesten Anbietern ( weareknitters.de). Unter dem Motto "all the happiness in a kit" werden Wolle, Holznadeln plus Anleitung in einem Paket geliefert, und schon könne man loslegen - der Rollkragenpulli mit 3-D-Muster in Rottönen und Ocker zum Beispiel wird auch Ungeübten ("fácil") empfohlen. Bei Maschenfein gibt es neben Wollgarn und Zubehör wie Fusselkämmen auch Bücher wie "Skandinavische Strickideen" ( maschenfein.com). Und Knit Knit, ebenfalls aus Berlin, bietet aktuell das Strickset "Ein Schal fürs Leben" an, ein Teil des Verkaufspreises wird an Save the Children gespendet ( knitknit.de). Die langen Abende können kommen.

Geldanlage Vintage-Mode: Vestiaire Collective hat einen neuen Preisrechner entwickelt. (Foto: Vestiaire Collective)

Bei Vintage-Mode gibt es meistens zwei Wahrnehmungen: die des Verkäufers und die des Käufers oder Ladenbesitzers. Jeder hat eine andere Vorstellung davon, wie besonders oder hochwertig ein Teil ist. "Das ist doch wieder total angesagt!", findet der alte Besitzer, während die Gegenseite "alter Plunder" denkt. Um den Weg zur Realität abzukürzen, hat Vestiaire Collective nun einen Preisrechner entwickelt, der den geschätzten Wiederverkaufswert eines Artikels ermittelt. Bei der App mit 23 Millionen Mitgliedern werden täglich 25000 neue Artikel gelistet - da kommt an Daten einiges zusammen. Für die Balenciaga "Le Cagole" Handtasche kann man demnach 1408,09 Euro aufrufen, für ein Kleid von Isabel Marant nur rund 116,81 Euro (basierend auf "sehr gutem Zustand"). Entscheiden darf am Ende natürlich immer noch der Verkäufer ( vestiairecollective.com).

Noma für Zuhause: Essig aus handgepflückten Wildrosenblättern. (Foto: Hersteller)

Fünfmal wurde das Kopenhagener Noma nun schon zum besten Restaurant der Welt gewählt. Der Grund dafür ist weniger das Essen - Wer will schon entscheiden, was das beste Essen der Welt ist? - als eine fast schon masochistische Lust an der eigenen Neuerfindung - und der jeweils passenden Erzählung dafür. Zuletzt kam in Kopenhagen "Noma Projects" (nomaprojects.com) dazu, die Idee, nicht mehr nur Menüs und Getränkebegleitungen zu verkaufen, sondern die eigene Marke auch auf Produkte oder Dienstleistungen (also "Projekte") auszuweiten. Der Plan entstand zu Beginn der Pandemie, als es für Restaurants zur Überlebensfrage wurde, sich neue Geldquellen zu erschließen. Mancher wird im Projects-Projekt bisher eher eine Art Online-Shop erkennen. Beim Noma möchte man das ganze natürlich lieber als Entwicklung zur ersten gastronomischen "Purpose-Brand" verstanden wissen, weil es nur um selbstgemachte, strikt nachhaltige und zukunftsweisende Projekte gehe, die zur eigenen Marke passen. Wie auch immer man das sieht, die Qualität der Produkte ist unbestritten. Gerade neu ist der Wildrosen-Essig ( Wild Rose Vinegar), mit 20 Prozent handgepflückten Wildrosenblättern, eine Signature-Zutat des Noma. Ein paar Tropfen verleihen einem Salat selbst im grauen November das Aroma eines Ostseespaziergangs im Juli.

Stilvorbild Gipsbein: Sneakers im Orthesen-Stil von Mschf. (Foto: Hersteller)

Es war nur eine Frage der Zeit, bis es Sneakers gibt, die vom Orthopädie-Fachhandel inspiriert sind. Die Silhouetten von Fashion-Sneakers, etwa von Balenciaga oder Dolce & Gabbana, waren zuletzt ja schon immer starrer und skulpturaler; niemand würde mehr ernsthaft mit ihnen joggen gehen. Den konsequenten Schritt in Richtung Gipsbein geht nun das zwischen Kunst und Mode operierende New Yorker Kollektiv Mschf (kurz für "mischief", also: Unsinn, Schalk). Deren Modell AC.1 (495 Euro, endclothing.com) kopiert die Ästhetik moderner Orthesen. Während das Kürzel auf den Nike-Basketballstiefel "Air Force 1" anspielt, steht "AC" hier für "Air Cast", also: Luft-Fußschiene. Die Sohle ist den Machern zufolge weicher als sie aussieht, die herausnehmbare Neopren-Socke wasserdicht. So soll dieser Unfall in der Evolution des Sneaker-Designs auch gesunden Füßen Tragekomfort bieten.

Riecht gut und schimmert festlich: Das Kerzen-Karussell von Diptyque. (Foto: Hersteller)

Beim Pariser Dufthaus Diptyque gehört es zur Tradition, ein besonderes feines Sortiment für Weihnachten und Jahresende anzubieten. Dieses Jahr steht die Kollektion unter dem Motto "Map of Stars" und umfasst natürlich die berühmten Duftkerzen, die zum Beispiel in den limitierten Editionen "Neige" (Schnee) oder "Sapin" (Tanne) verfügbar sind. Besonders reizend ist daneben wieder das filigrane Kunsthandwerk rund um die Kerzen, etwa goldschimmernde Karussells oder Laternen, die sich mit dem warmen Kerzenlicht in Bewegung setzen. Dieser Schmuck sorgt mit Lichtreflexen und Klingeling für eine festlich-mondäne Stube und macht sich auch als Geschenk gut (ab 40 Euro). Besonders opulent: Der große Diptyque-Adventskalender, eine Wunderkammer, bei der sich jeden Tag ein Kleinod auspacken lässt.

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