Energie:Für wen sich eine Holzheizung lohnt

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Ein Kaminofen für kalte Stunden? Der darf jetzt nur noch als Ergänzung zu einer Zentralheizung eingebaut werden. (Foto: Asonne30/Imago/Panthermedia)

Es muss nicht immer gleich eine Wärmepumpe sein. Das Heizen mit Holz kann auch eine Alternative sein. Der Brennstoff ist günstig - hat aber zwei große Nachteile.

Von Ralph Diermann

Das Knacken und Prasseln brennender Holzscheite, der rotgelbe Schein zuckender Flammen, die glimmende Glut - was für ein Vergnügen, sich an einem kalten Winterabend vor ein Kaminfeuer zu setzen! Der Brennstoff aus dem Wald bringt nicht nur Lagerfeuer-Romantik ins Wohnzimmer, er wärmt auch ganze Häuser: Rund 1,1 Millionen Haushalte heizen hierzulande ausschließlich oder vorwiegend damit. Diese Zahl dürfte in den nächsten Jahren stark steigen, da das neue Gebäudeenergiegesetz Holz und andere Biomasse als regenerative Energiequelle einstuft. Wer ein Haus bauen oder seine Heizung erneuern möchte, kann also mit einer Holz-Zentralheizung die vom Gesetz geforderte Erneuerbare-Energien-Quote erfüllen. Was es beim Heizen mit Holz zu beachten gibt.

Eine neue Heizung soll her, eine Wärmepumpe kommt aber nicht infrage. Unter welchen Bedingungen darf ich künftig mit Holz heizen?

Die seit 1. Januar 2024 geltende Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), auch Heizungsgesetz genannt, lässt hier viele Freiheiten. "Biomasse-Heizungen dürfen in Neu- wie in Bestandsbauten installiert werden. Vorgeschrieben ist nur, dass sie, allein oder in Kombination mit anderen Erneuerbare-Energien-Heizungen, mindestens 65 Prozent des Wärmebedarfs decken", sagt Georg Bitterberg, Energieberater der Verbraucherzentrale Hessen. Allerdings gebe es mitunter auf kommunaler Ebene Beschränkungen. "So ist es in manchen Baugebieten verboten, eine Holzheizung zu installieren", erklärt der Experte.

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Welche Optionen gibt es beim Heizen mit Holz?

Mit großem Abstand am beliebtesten sind heute Kessel, die mit Pellets befeuert werden. Eine Förderschnecke transportiert die kleinen Stäbchen aus gepresstem Holz in die Brennkammer. "Das macht den Betrieb ähnlich komfortabel wie den eines Öl- oder Gaskessels", sagt Bitterberg. Die Haushalte müssen nur gelegentlich den Aschekasten leeren. Wenig Aufwand verursachen auch Heizungen, die mit Hackschnitzeln, also zerkleinertem Holz, arbeiten. Die Anlagen kommen vor allem dort zum Einsatz, wo sehr viel Wärme gebraucht wird, etwa in Mehrparteienhäusern oder auch in Nahwärmenetzen. Eine dritte Option sind Scheitholzkessel. Sie machen jedoch mehr Arbeit: Die Bewohner müssen den Brennstoff per Hand nachlegen. Wie oft das nötig ist, hängt von der Größe der Holzscheite sowie vom Wärmebedarf ab. Alle drei Anlagentypen dienen als Zentralheizung - sie wärmen also das gesamte Gebäude und sorgen zudem für Warmwasser. Kamin- und Kachelöfen dagegen heizen nur einzelne Räume. Sie dürfen nach dem GEG als Ergänzung zu einer Zentralheizung installiert werden, nicht jedoch an deren Stelle.

Was ist bei der Installation einer Holzheizung zu beachten?

Am wichtigsten ist, ausreichend Platz für den Brennstoff zu schaffen. Dafür können Hausbesitzer, die bislang mit Öl geheizt haben, meist den Raum mit den alten Tanks nutzen. Sie müssen dazu die Tanks demontieren oder für den neuen Brennstoff umrüsten. In Häusern mit Gasheizung dagegen bleibt meist keine andere Wahl, als Platz im Keller zu opfern. "Der Lagerraum sollte so groß sein, dass Haushalte dort mindestens einen Jahresvorrat unterbringen können", empfiehlt der Energieberater Dieter Bindel aus Waiblingen bei Stuttgart. In einem Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Energieverbrauch sind dafür bei Holzpellets etwa acht bis zwölf Kubikmeter Raum nötig. Das Lager sollte so nah wie möglich am Kessel eingerichtet werden. Und, wichtig: "Der Raum muss gut belüftet sein, da Pellets und Hackschnitzel Kohlenmonoxid ausgasen können", sagt Bindel. Beim Umstieg von Erdgas auf Holzpellets ist zudem ratsam, vom Brennstofflieferanten prüfen zu lassen, ob sein Fahrzeug nah genug ans Haus gelangen kann.

Was kosten Pelletheizungen in der Anschaffung?

Die Kosten liegen inklusive Pelletlager, Fördertechnik, Pufferspeicher und Montage bei etwa 30 000 bis 45 000 Euro - und damit ähnlich hoch wie bei Wärmepumpen. Bei einem Heizungstausch übernimmt der Bund seit Anfang 2024 insgesamt 30 bis 70 Prozent der Summe, wobei die förderfähigen Kosten bei 30 000 Euro gedeckelt sind. Wie hoch der staatliche Zuschuss genau ausfällt, hängt unter anderem davon ab, wie viel der Besitzer verdient, wann die Anlage installiert wird und ob das Haus vermietet ist. Bindel weist zudem darauf hin, dass manche Kommunen zusätzlich zu den Bundesmitteln eigene Förderprogramme für Erneuerbare-Energien-Heizungen aufgelegt haben. "Es lohnt, sich hier kundig zu machen", sagt der Energieberater.

Und wie teuer ist der Brennstoff?

Dafür müssen Haushalte nach Berechnungen des von der Branche getragenen Deutschen Pelletinstituts derzeit im Durchschnitt etwa sieben Cent pro Kilowattstunde Energiegehalt bezahlen. Heizöl kostet nach Angaben der Vermittlungsplattform Check24 bei den günstigsten Anbietern heute vielerorts rund elf Cent pro Kilowattstunde, Erdgas knapp acht Cent. In den vergangenen Jahren lagen die Durchschnittspreise der Holzpellets laut der Statistik des Brancheninstituts fast immer unter denen von Gas und Öl.

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Werden Holzpellets künftig teurer, wenn nun mehr Biomasse-Heizungen installiert werden?

Das ist nicht auszuschließen. Energieberater Bindel geht aber davon aus, dass Pellets auch bei einem moderaten Preisanstieg immer noch günstiger sein werden als Erdgas und Heizöl. Ein Grund dafür sei, dass die bislang noch sehr niedrige CO₂-Abgabe auf fossile Brenn- und Kraftstoffe in den nächsten Jahren stark steigen wird. Und bei Erdgas kommt noch hinzu, dass mit der zunehmenden Zahl von Erneuerbare-Energien-Heizungen die Kosten für die Gasnetze auf immer weniger Haushalte verteilt werden. Auch das schlägt sich in der Gasrechnung nieder. Zudem haben Pellets gegenüber Erdgas und anderen leitungsgebundenen Energieträgern wie Strom und perspektivisch auch Wasserstoff noch einen weiteren Vorteil, so Bindel: "Die Haushalte können den Brennstoff gezielt dann einkaufen, wenn der Preis gerade niedrig ist."

Wo kommen die Pellets überhaupt her? Und welche Folgen hat es für den Klimaschutz, wenn Holz verbrannt wird?

Nach Angaben des Deutschen Pelletinstituts stammen die Stäbchen zum überwiegenden Teil aus Deutschland und den Nachbarländern. Pellets heimischer Hersteller bestünden zu 90 Prozent aus Sägespänen und Resthölzern, die als Nebenprodukte in Sägewerken anfallen. Für Importe gilt das allerdings nicht - hier deuten Recherchen von Umweltschutzorganisationen wie der internationalen Forest Defenders Alliance darauf hin, dass dafür auch ganze Holzstämme verarbeitet werden. Die Pelletindustrie verweist darauf, dass das im Kessel freigesetzte CO₂ von den Wäldern wieder gebunden wird, der Brennstoff also weitgehend klimaneutral sei. Klimaschützer halten dagegen, dass dieser Prozess Jahrzehnte dauert, viel zu lang angesichts der rasanten Erderwärmung. Ein Bündnis unter anderem aus Greenpeace, WWF und Naturschutzbund Deutschland (Nabu) stuft das Heizen mit Holz in einer gemeinsamen Erklärung deshalb als klimaschädlich ein.

Das Heizen mit Holz steht auch deshalb in der Kritik, weil dabei Feinstaub freigesetzt wird. Wie groß ist das Problem?

Nach Angaben des Umweltbundesamtes gehen in den Wintermonaten zehn bis zwanzig Prozent der gesamten Feinstaub-Emissionen in Deutschland auf das Konto von Anlagen, die Holz verbrennen. Feinstaub dringt über die Atemluft in die Lunge und kann dort Entzündungen auslösen. Auch für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden die kleinen Schadstoffpartikel verantwortlich gemacht. Schuld an der Belastung sind dem Umweltbundesamt zufolge vor allem Kamin- und Kachelöfen. Bei den heute installierten Holz-Zentralheizungen ist der Ausstoß an Schadstoffen weit geringer. Das liegt unter anderem daran, dass moderne Heizkessel mit einer automatischen Regelung ausgestattet sind. Sie steuert den Verbrennungsprozess so, dass sich möglichst wenig Feinstaub bildet. "Je höher die Temperatur im Verbrennungsprozess ist, desto geringer sind die Emissionen. Hier hilft die Technik, etwa durch eine optimale Führung der Verbrennungsluft", sagt Bitterberg. Dazu kommt, dass neue Anlagen mit einem Pufferspeicher ergänzt werden müssen, der etwa im Sommer für eine warme Dusche sorgt. Ohne Speicher müsste der Pelletkessel in solchen Zeiten permanent an- und wieder ausschalten, was zu einer niedrigeren Brenntemperatur führt. "Pufferspeicher ermöglichen lange Brennphasen mit hohen Temperaturen. Damit tragen sie dazu bei, die Emissionen niedrig zu halten", erklärt der Experte der Verbraucherzentrale Hessen. Manche Kessel verfügen darüber hinaus über einen Staubabscheider, der einen großen Teil der Partikel im Abgas zurückhält. Alles im grünen Bereich also bei den Pelletkesseln? Nein, meint das Umweltbundesamt: Wegen der verbleibenden Feinstaub-Emissionen - und auch aus Klimaschutzgründen - rät die Behörde generell vom Heizen mit Holz ab.

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