Haben & Sein:Zitrone und Champagner

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Der Vorschlag von Tim Raue: Forelle, Zitronenmayonnaise und Topinambur. (Foto: Krug)

Über die wichtigste Zutat des Sommers, Couture von Balenciaga, eine Tasche für nasse Bikinis und einen seltsam-schönen Duft aus Safran und Iris - die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Max Scharnigg und Silke Wichert

Zu den vielen jahrhundertealten Traditionen, die man im exklusiven Champagnerhaus Krug pflegt, hat sich vor zehn Jahren eine weitere gesellt: das "Single Ingredient"-Projekt. Dabei bitten die Franzosen die besten Köche der Welt um eine Auseinandersetzung mit einer simplen Zutat, angefangen 2014 mit dem Thema Tomate. Über die Jahre sind aus dieser Aufgabenstellung sehr interessante, monothematische Rezeptsammlungen entstanden, denn jedes Projektjahr wird nicht nur mit einem glanzvollen Event zum Thema abgeschlossen, sondern auch mit einem Kochbuch, das dann selbst jenseits von Champagner-Festen in der eigenen Küche sehr gut funktioniert.

Vergangenes Jahr war die gefeierte Einzelzutat Reis, dieses Jahr wurde es sehr sommerlich, denn im Mittelpunkt stand die Zitrone. 112 Originalrezepte von Chefköchen aus 25 Ländern konnten für das Buch mit dem heiteren Titel "The Zest Is Yet To Come" eingesammelt werden, darunter klangvolle deutsche Namen wie Christian Bau, Jörg Müller oder Tim Raue und viele internationale Superstars wie Anne-Sophie Pic, Björn Frantzén, Juan Amador und Heiko Nieder. Die Beschäftigung mit Zitrusaromen und den vielen speziellen Zitrusfrüchten wie der Meyer-Zitrone, Bergamotte oder Yuzu ergibt eine ziemlich sommerliche und spritzige Lektüre und ist inspirierender Lesestoff für Hobbyköche im Urlaub. Für zwölf Euro erhältlich unter clos19.com.

Schwarze Priesterin von Balenciaga: die Schauspielerin Isabelle Huppert als Couture-Model. (Foto: Balenciaga)

"War was?" So könnte das inoffizielle Motto der am Donnerstag zu Ende gegangenen Couture-Schauen lauten. Nachts wurden in Frankreich die Scheiben eingeschmissen und gegen Polizeigewalt demonstriert; irgendwie nicht das beste Setting, um sehr teure Kleidung für die obersten Zehntausend zu präsentieren. Hedi Slimane sagte die für vergangenen Sonntag geplante Celine-Homme-Präsentation deshalb kurzerhand ab. Die Haute-Couture-Schauen dagegen? Fanden ab Montag wie geplant statt, weil sich die Lage etwas beruhigte, aber natürlich vor allem, weil hier schließlich Monate an teuerster Handarbeit von den Ateliers drinstecken und die Show im ewigen Flow der Mode unbedingt weitergehen muss.

Immerhin sahen viele der Kollektionen von Paris erstaunlich real aus - zumindest auf den ersten Blick. Denn die Jeans von Valentino, mit der Kaia Gerber die spektakulärste Show der Woche im Schloss Chantilly eröffnete, waren natürlich keine Jeans, sondern Hosen aus Seidengazar, vollständig bestickt mit Mikroperlen, die in 80 verschiedenen Indigotönen gefärbt wurden. Auch die Jeans oder der Margot-Tenenbaum-mäßige Pelzmantel bei Balenciaga waren nicht, was sie schienen, sondern über Wochen von Hand bemalte Trompe- l'œils auf Canvas. Das nennt man halt: Couture. Allerdings hier in moderner Form, die nicht offensichtlich protzt, sondern auf viel subtilere Weise beeindruckt.

Balenciaga, Moment, war da nicht auch was? Doch, doch, Riesenaufruhr vergangenen November, als Kindermodels in einer Kampagne eine Art Sadomaso-Teddy hochhielten. Nicht wenige Kunden wie Kritiker fanden danach, die Marke gehöre gecancelt. Und jetzt? Geschwätz von gestern. Auf der Avenue Montaigne begegnete man schon wieder so vielen Balenciaga-Klons wie üblich, Tickets für die Couture-Show von Designer Demna waren so heiß umkämpft wie eh und je. Zu Recht, wie man sagen muss. Der Designer gelobte bereits bei seiner Ready-to-wear-Show im März, sich nun wieder nur noch auf die Kleidung zu konzentrieren. Weniger Marketing, mehr Substanz, Couture als Katharsis. Also setzte er vor allem auf starke Silhouetten - Kleider mit trichterförmiger Schulterpartie, perfekt geschnittene Anzüge bei den Männern - und innovative Materialveredelung. Statt Nicole Kidman schwebte diesmal Isabelle Huppert über den Laufsteg. Läuft wieder.

Gloam - ein hintergründiger Duft von Aesop. (Foto: Aesop)

Seit einiger Zeit wird in der Branche darüber gerätselt, was sich bei Handseifen-Primus und Kosmetikhipster Aesop durch den kürzlichen Verkauf an L'Oreal verändert, und ob die große Zeit des Labels damit vorbei ist. Eines der ersten neuen Produkte unter den geänderten Vorzeichen ist nun das Parfüm "Gloam" (engl. Zwielicht) und das immerhin führt noch die ganz klassischen Tugenden des australischen Herstellers fort. Denn während die Kosmetikprodukte und Seifen des Hauses ja ziemlich allgegenwärtig geworden sind, sind die wenigen Düfte von Aesop immer noch eher schrullige Geheimtipps und jeder für sich exzentrisch und besonders.

Gloam setzt sich aus den Hauptnoten Mimose, Safran und Iris zusammen, schon das ist eine seltsame Kombination, die sich aber als erstaunlich harmonisch entpuppt - der Duft ist würzig aber leicht, tiefgründig aber nicht verkopft und riecht gleichzeitig einladender als die meisten Sachen, die dieses Jahr neu auf den Markt gekommen sind. Ein bisschen Saunaaufguss, ein bisschen Fernweh. Aesop beschreibt "Gloam" als Parfüm für Theoretiker und Beobachter und diese vage Zuschreibung kommt ganz gut hin - es ist ein Duft der leisen Töne, der unisex gut in den Herbst passen dürfte.

Saubere Lösung: Die Bikini Wet Bag von Oy besteht aus ausrangierten Segeln. (Foto: oysurf)

Wechseln oder trocknen lassen? Jeden Sommer dieselbe Frage, wenn man in Bikini oder Badehose aus dem Wasser kommt. Jahrelange Feldstudien in diversen Mittelmeerregionen bringen ein klares Ergebnis: Umziehen nach dem Baden, dieses etwas verschämte, gebückte Raus- und Reinschlüpfen unter dem Schutz eines umgewickelten Lakens ist und bleibt eine deutsche oder besser mitteleuropäische Eigenart. Südeuropa behält Klatschnasses an und legt sich in die Sonne, basta. Insofern logisch, dass die neue Idee für eine hübsche wasserdichte Aufbewahrung aus der Schweiz kommt. Wohin mit restfeuchten Einteilern oder Schwimmshorts, ohne dass alles andere in der Badetasche durchweicht? Die Firma Oy Surf hat eine " Bikini Wet Bag" entwickelt, die nicht nur schützt, sondern auch nachhaltig ist: Das Modell wird aus ausrangierten Segeln gefertigt, ein breites Gummiband dient als Verschluss. Erhältlich in Gelb oder Schwarz, hergestellt in Deutschland (19,50 Euro, int.oysurf.com).

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