Nord-Duell in der Zweiten Liga:St. Pauli gewinnt brisantes Stadt-Derby

Lesezeit: 2 min

Beide Fanszenen zündeten Pyotechnik im Hamburger Millerntorstadion. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Der Kiezklub beendet die Siegesserie des Hamburger SV. Vor dem Risikospiel kommt es zu Ausschreitungen und einem umstrittenen Polizeieinsatz.

In einem brisanten und hitzigen Stadtderby hat der FC St. Pauli den Siegeszug des Hamburger SV in der zweiten Fußball-Bundesliga gestoppt. Im 108. Nord-Duell setzte sich der Kiezklub am Freitagabend gegen den großen Nachbarn verdient mit 3:0 (0:0) durch. Die Polizei hatte die Partie zum Risikospiel erklärt; vor dem Anpfiff kam es zu Ausschreitungen.

Tabellenführer HSV kassierte am Millerntor die erste Niederlage nach sieben Partien und nach saisonübergreifend acht Siegen auf fremdem Platz. Der HSV musste mehr als eine Stunde in Unterzahl agieren nach einer roten Karte für Kapitän Sebastian Schonlau (28.) wegen einer Notbremse gegen Etienne Amenyido. Eric Smith (61.), Marcel Hartel (74.) und David Otto (89.) sorgten mit ihren Treffern vor 29 205 Zuschauern im ausverkauften Stadion für das Ende der seit sieben Spielen dauernden Sieglosserie von St. Pauli.

Der FC St. Pauli war von Beginn an die auffälligere Mannschaft, erspielte sich ein Plus an Top-Chancen. Amenyido (16.) scheiterte an HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit spitzelte Igor Matanovic den Ball an den Pfosten. Der HSV kam mit den frühen Störmanövern des Gegners nicht zurecht. Dafür stand die bis dahin beste Deckung der 2. Bundesliga zumeist sicher. Daran änderte auch der Platzverweis von Schonlau nichts. Nach dem Wechsel versuchten die Gastgeber, das zahlenmäßige Plus besser zu nutzen. Phasenweise drängten sie den HSV weit in dessen Hälfte rein. Doch erst Smiths Kopfballtor nach einem Eckball und Hartel selbst belohnten den FC St. Pauli für seine Mühe. Den Schlusspunkt setzte Otto (89.).

St. Pauli fordert Aufklärung nach Polizeieinsatz

Vor dem Risikospiel hatte ein Polizeieinsatz für Aufregung gesorgt. Die Polizei hatte mehrere Anhänger des FC St. Pauli in Gewahrsam genommen. Mindestens einmal sei Zwang angewendet worden, sagte der Polizeisprecher. Ein auf Twitter kursierendes Video zeigt eine solche Ingewahrsamnahme, bei der ein Polizist Zwang in Form von körperlicher Gewalt anwendet. "Ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde, gilt es zu prüfen", teilte die Polizei via Twitter mit.

In dem Video ist zu sehen, wie mehrere Menschen von Polizisten auf dem Boden fixiert werden. Ein Beamter schlägt auf einen am Boden liegenden Mann ein, während ein anderer dessen Beine fixiert. "Diese Videos sehen nie schön aus", sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. "Aber das macht kein Kollege aus Spaß!" Der Beamte in dem Video sei ein Bundespolizist.

Der FC St. Pauli forderte Aufklärung. "Auf dem Heiligengeistfeld hat es einen massiven Polizeieinsatz gegeben, mehrere Personen wurden verletzt", teilte der Verein mit. Angesichts vorliegender Videos und Augenzeugenberichten stelle sich die dringende Frage nach der Verhältnismäßigkeit.

Nach Angaben der Polizei waren zuvor etwa 150 maskierte St.-Pauli-Anhänger auf einen Fan-Marsch von Anhängern des Hamburger SV zugelaufen. "Das war eine gezielte Aktion", sagte Levgrün. "Wir sind dazwischengegangen und haben damit verhindert, dass die HSV-Fans massiv angegriffen wurden." Die Polizei habe eine Teilgruppe in Gewahrsam genommen. Es gebe Hinweise dafür, dass Fans des FC St. Pauli auch versucht hätten, Beamte anzugreifen.

Rund 3500 Anhänger des HSV waren am Nachmittag lautstark durch St. Pauli marschiert. Unter den Teilnehmern seien auch etwa 400 "Problemfans" gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Dennoch sei es friedlich geblieben. Da es sich um ein Risikospiel handelte, waren die Sicherheitsvorkehrungen in der Hansestadt verstärkt worden.

© SZ/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNeven Subotic über den 1. FC Union
:"Manchmal reicht es, eine Sache richtig gut zu machen"

Neven Subotic hat für Union Berlin und den BVB gespielt. Vor dem Duell der beiden Teams erklärt er, wie man Gegner in Grund und Boden rennt und was die Autorität von Trainer Urs Fischer ausmacht.

Interview von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: