Zweite Liga:Hamburg zeigt sein zweites Gesicht

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"Es ist schön, wenn du so zurückkommst", sagte HSV-Trainer Tim Walter nach der Partie. "In den letzten Jahren wärst du hier untergegangen." (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Der HSV egalisiert einen 0:3-Rückstand zur Pause in Heidenheim und rettet im Aufstiegsrennen noch einen Punkt. Tabellenführer Darmstadt siegt nach Rückstand in Braunschweig.

Von Thomas Hürner

Der Samstag war an der Ostalb eine Art Gegenteiltag. Der 1. FC Heidenheim, so etwas wie das Union Berlin der zweiten Liga, imitierte ein Spiel lang den Hamburger SV. Und der HSV nahm derweil jene Rolle ein, die normalerweise den HSV-Gegnern so viel Freude bereitet.

In der Vergangenheit hat man das ja häufig beobachten können: Hamburg dominiert das Spiel, aber hinten raus geht alles schief - und der Favorit steht dann mit hängenden Köpfen und verlorenen Punkten da. Beim 3:3 im Zweitliga-Topspiel des vergangenen Wochenendes lief es nun genau andersrum. Heidenheim war das bessere Team und lag nach Treffern von Jan-Niklas Beste, Jan Schöppner und Tim Kleindienst zur Halbzeit mit 3:0 in Führung. Ein komfortabler Vorsprung, den die auf Effizienz und Disziplin getrimmten Heidenheimer für gewöhnlich nicht hergeben. Zumal der HSV so schläfrig auftrat, dass es aus hanseatischer Sicht auch locker 0:4 oder 0:5 hätte stehen können.

Seit der HSV-Trainer Tim Walter heißt, ist aus dem einst so schludrigen Traditionsklub aber eine Mentalitätsmannschaft geworden. Kampflose Punktübergaben werden in Hamburg mittlerweile streng sanktioniert. Die HSV-Spieler wissen das - und starteten trotz insgesamt mäßiger Leistung eine Aufholjagd, die diesen Namen unbedingt verdient hatte. In der 71. Minute traf der erst 20-jährige Zugang Andras Nemeth, der nun zwei Treffer in zwei Einsätzen vorweisen kann. Den Rest erledigten Stürmer Robert Glatzel (80. Minute/14. Saisontor) und der Angreifer Bakery Jatta (89.), der mit einem satten Linksschuss ins Kreuzeck traf, obwohl er seinen linken Fuß in der Regel nur zum Sprinten und nicht zum Schießen nutzt.

"Es ist schön, wenn du so zurückkommst und wenn du eine solche Mentalität in die Jungs gebracht hast", sagte Walter nach der Partie. "In den letzten Jahren wärst du hier untergegangen. Das ist mittlerweile ein anderes Gesicht des HSV." Das mag vorläufig stimmen, aber entscheidend sein wird natürlich das Gesicht am Saisonenende: Darf der HSV erstmals in seiner Geschichte ein freudiges Aufstiegsgrinsen aufsetzen? Oder vergießt er wieder bittere Nicht-Aufstiegstränen?

Für Darmstadt 98 jedenfalls war der Sonntag kein Gegenteiltag. Der Zweitliga-Tabellenführer gewann trotz 0:1-Rückstands 2:1 gegen Eintracht Braunschweig - und absolvierte somit wieder einen Dienst nach Vorschrift.

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