Youth League im Fußball:Im Schatten von Ronaldo und Lewandowski

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Der Fußballnachwuchs im Kampf um den Ball: Real Madrids Javier Sanchez (links) und Emin Karaman von Malmö FF beim UEFA-Youth-League-Spiel im schwedischen Malmö. (Foto: imago/Bildbyran)
  • Die deutschen Jugendfußball-Klubs verlieren oft in der Youth League, dem Pendant zur Champions League.
  • Bei der Ausbildung von Nachwuchskickern werden in Deutschland andere Schwerpunkte gesetzt.

Von Nino Duit

Wenige Stunden bevor an Champions-League-Spieltagen in den größten Stadien Europas die legendäre Hymne ertönt, hatten die hoffnungsvollsten Nachwuchstalente des Kontinents bereits ihren großen Auftritt. Nicht aber im Estadio Santiago Bernabeu oder in der Münchner Arena, sondern im Estadio Alfredo Di Stefano oder im Stadion an der Grünwalder Straße - den Amateurstadien von Real Madrid und Bayern München. Seit zwei Jahren messen sich Europas beste A-Junioren in der Uefa Youth League. Von den "besten" kann aber eigentlich erst seit der aktuellen Saison die Rede sein.

In diesem Sommer wurde die Youth League einer großen Neugestaltung unterzogen. Während bisher ausschließlich die Nachwuchsteams der Champions-League-Teilnehmer mitspielen durften, sind seit der aktuellen Saison auch die A-Junioren-Landesmeister der 32 Nationen mit dem höchsten Uefa-Koeffizienten spielberechtigt. "Die Youth League wird größer und besser", heißt es vielversprechend von Seiten der Uefa, "da jetzt auch die tatsächlich besten Jugendteams des Kontinents mitwirken können, ist die sportliche Legitimität des Wettbewerbs garantiert."

Jürgen Gelsdorf ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Bayer Leverkusen und in Sachen Youth League Vertreter der deutschen Vereine gegenüber der Uefa. Er sieht das etwas differenzierter: "Wenn eine A-Jugend-Mannschaft Meister wird, dann sind in der nächsten Saison aus Altersgründen oft 80 Prozent der Spieler gar nicht mehr da." Die Spielberechtigung für drei ältere Akteure soll diesen Aderlass auffangen.

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Wie bisher spielen die A-Junioren der Champions-League-Vereine im Herbst in denselben Gruppen wie die Profis. Die acht Staffelsieger qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale; die Gruppenzweiten treffen in Play-off-Spielen auf die acht besten Landesmeister. Diese werden in K.o.-Duellen ermittelt, bei denen als deutscher A-Jugend-Meister auch Schalke 04 mitspielen darf. In der ersten Runde verloren die Königsblauen das Hinspiel gegen Ajax Amsterdam am Mittwochnachmittag mit 2:3. Am 21. Oktober steht das Rückspiel an.

Auch die Landesmeister sind nun dabei

Während mit Ajax und Schalke zwei absolute Topteams aufeinandertreffen, lautet ein anderes Spiel dieser Runde FK Pribram gegen Zimbru Chisinau. Die Vereine wurden vor der Auslosung in regionale Gruppen eingeteilt. "Ich hätte mir von der Uefa schon erwartet, dass sie sinnvolle Setzlisten macht", sagt der Schalker A-Jugend-Trainer Norbert Elgert, der den neuen Modus prinzipiell aber begrüßt.

Wohl auch deshalb, weil sein Team nach den alten Regularien in dieser Saison nicht vertreten gewesen wäre. "Es ist richtig, dass die Landesmeister, die sich das erarbeitet haben, jetzt mitspielen dürfen", sagt Elgert. Durch den neuen Modus wird jetzt also gute Nachwuchsarbeit belohnt - Hoffenheim und Wolfsburg waren als deutsche Meister zuletzt nicht qualifiziert. Die Jugendabteilungen von Bayern oder Dortmund wirkten dagegen stets mit und enttäuschten zumeist.

Schalke war bisher der deutsche Vorzeigeklub in der Youth League und überstand als einziger heimischer Verein die Gruppenphase - kein Ruhmesblatt für den sonst so gelobten deutschen Nachwuchsfußball. Auch in der aktuellen Saison setzte es Enttäuschungen zuhauf. Neun Spiele bestritten deutsche Vereine bereits, dabei sprangen fünf mickrige Zähler heraus. Negative Höhepunkte waren Niederlagen des FC Bayern gegen Olympiakos Piräus und Dinamo Zagreb. In insgesamt acht Spielen gelang einzig Leverkusen ein Sieg - 1:0, daheim gegen Bate Borisov.

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Für diese Erfolglosigkeit gibt es Gründe. "Die Jungs in anderen Ländern sind unseren hinsichtlich der körperlichen Entwicklung oft ein, zwei Jahre voraus", sagt Gelsdorf. Darüber hinaus wird bei den heimischen Vereinen nicht alles dem sportlichen Erfolg untergeordnet - gerade in diesem Alter, in dem bei vielen Spielern das Abitur ansteht. "Wenn es schulisch nicht passt, dann lassen wir auch mal den einen oder anderen guten Spieler zuhause", erklärt Gelsdorf, der die deutschen Klubs in der Youth League aber keineswegs als chancenlos erachtet.

Er könne sich durchaus vorstellen, dass bald auch eine deutsche Mannschaft diesen Wettbewerb gewinnt, sagt Gelsdorf. Am nächsten dran war bisher Schalke. In der Premierensaison scheiterte S04 erst im Halbfinale am späteren Sieger FC Barcelona. Die Spieler konnten dabei viele wichtige Erfahrungen sammeln, sagt Elgert, "wir sind auf andere Ausbildungsphilosophien, andere Spielweisen getroffen und hatten Duelle auf sehr, sehr hohem internationalen Niveau, die unsere Spieler definitiv vorangebracht haben."

Das Privileg, an der Youth League teilnehmen zu dürfen, bedeutet für die Talente aber auch eine zusätzliche Belastung - speziell die Topspieler, die neben der Junioren-Bundesliga auch bei den Jugendnationalteams und den hauseigenen Profis eingesetzt werden, sind laut Gelsdorf "bis an die Decke belastet". Elgert erkennt ähnliche Gefahren: "Wenn du in mehreren Wettbewerben zu lange dabei bist, kann auch schon mal das Korrektiv Training zu kurz kommen."

Genau diesem Spagat werden die Spieler durch die Youth League ausgesetzt. Den größten Talenten wird alles abverlangt, damit sie eines Tages selbst statt ins Estadio Alfredo Di Stefano ins Estadio Santiago Bernabeu einlaufen können - und dabei nicht mit dem Applaus einiger hundert Zuschauer begrüßt werden, sondern mit dem Blitzlichtgewitter tausender Kameras.

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