FC Bayern:Die guten Augen von Joshua Kimmich

Joshua Kimmich

Joshua Kimmich ersetzte Xabi Alonso beim FC Bayern erstaunlich routiniert.

(Foto: Marc Müller/dpa)

Von Benedikt Warmbrunn

Zweimal war Joshua Kimmich bis zu diesem Dienstagabend in seiner Zeit beim FC Bayern aufgefallen. Beim ersten Mal hatte er gesagt, dass er sich durchaus als Konkurrent von Bastian Schweinsteiger sehe; das war Ende Juni, Kimmich hatte noch nicht einmal mit seiner neuen Mannschaft trainiert. Das zweite Mal fiel er auf, als er versehentlich Schweinsteigers Wechsel zu Manchester United verkündete. Es konnte so leicht das Bild eines redefreudigen Talents entstehen. Dann aber kam der Dienstagabend. Und da ging es erstmals wirklich um Joshua Kimmich.

Nach dem 5:0 des FC Bayern in der Champions League gegen Dinamo Zagreb stand der Mittelfeldspieler am Ausgang der Arena, er redete wie der Spieler, der er noch ist: wie ein 20-jähriger Neuling. Leise sprach er, sanft, fast flüsternd. Und bescheiden: "Ich habe mich gut gefühlt, ich war bereit", hauchte Kimmich, aber so beschrieb er seine Leistung keineswegs angemessen. Das übernahm der Kollege Thomas Müller, der hinter ihm vorbeilief und mit der Lautstärke eines Weltmeisters sein Fazit zu Kimmichs Spiel durch den Gang rief: "Starkes Spiel! Weltklasse!" Kimmich lächelte schüchtern.

Guardiola gerät ins Schwärmen

Gegen Nöttingen im Pokal und gegen Darmstadt in der Liga hatte der Juniorennationalspieler erstmals von Beginn an gespielt - nun, schon im zweiten Gruppenspiel, gab er auch sein Startelfdebüt in der Champions League. Natürlich, sagte er, Einsätze auf diesem Niveau seien ein Grund, warum er im Sommer vom Zweitligisten RB Leipzig den Sprung zum deutschen Meister gewagt habe. Zu erkennen war am Dienstag jedoch auch, warum der FC Bayern diesen Transfer gewagt hat.

Kimmich ersetzte Xabi Alonso erstaunlich routiniert, unaufgeregt verteilte er die Bälle, mit der besten Passquote aller Mittelfeldspieler: 96,8 Prozent seiner Zuspiele kamen an. Zudem half er mit Zweikämpfen im Pressing der Mannschaft, seinen Gegenspieler Domagoj Antolic verfolgte er einmal sogar bis an die gegnerische Eckfahne. Erfolgreich: "Kimmich hat heute Wahnsinn gespielt, mit großer Seriosität", lobte Trainer Pep Guardiola, "er wird früher oder später Nationalspieler, da bin ich mir sicher. Jogi Löw hat eine neue Option. Er hat absolut alles, ist sehr intelligent, kopfballstark, schnell. Gute Augen, er interpretiert sehr gut, wo der freie Raum ist."

Bei diesen Schwärmereien war es auch nicht vermessen, wie Kimmich sein Verhältnis zu Guardiola beschrieb: "Ich denke, der Trainer weiß schon, was er macht", sagte er, "würde er mir nicht vertrauen, würde er mich nicht in solchen Spielen bringen."

Kimmich blickte in die Runde: "Fertig?", fragte er. Seine Stimme war auf einmal wieder fest und selbstsicher.

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