Türkische Nationalmannschaft:Das nächste Werk des Stimmungsaufhellers

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Geschafft: Stefan Kuntz bejubelt ein türkisches Tor. (Foto: Seskim Photo/imago)

Stefan Kuntz kann mit der Türkei tatsächlich noch die WM erreichen. Sein Assistent Kenan Kocak ist voll des Lobes, und die türkischen Zeitungen schwärmen von der "Magie von Kuntz".

Von Sebastian Fischer

Die Geschichte, die es nun bis auf die Kinoleinwand geschafft hat, wird sich demnächst nicht wiederholen. "King Otto" heißt der Film über den sensationellen Erfolg von Otto Rehhagel und der griechischen Nationalmannschaft bei der EM 2004, und der Film hat einen heimlichen Helden: Ioannis Topalidis, den Übersetzer, der Rehhagels Anweisungen den Profis diplomatisch nahebrachte. "Manche Dinge konnte man griechischen Spielern einfach nicht so sagen, dann habe ich sie ein bisschen mit Zuckerguss überzogen", sagt er im Film. Doch Kenan Kocak weist die Parallelen zurück: "Ich bin in erster Linie als Trainer dabei und habe mit Übersetzen fast nichts zu tun."

Kocak, 40, ehemals Coach bei Hannover 96 und gebürtig aus Kayseri in Zentralanatolien, gehört seit sieben Wochen zum Trainerteam der türkischen Nationalmannschaft. Gemeinsam mit Jan-Moritz Lichte, ehemals Mainz 05, assistiert er seinem Chef Stefan Kuntz, davor Deutschlands U21-Bundestrainer. Es gebe "extra einen Übersetzer, der rund um die Uhr beim Stefan ist", erzählt Kocak am Telefon. Nur "wenn es persönlicher wird mit Spielern, helfe ich dem Stefan".

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Dass Kocak und Kuntz allerdings Teil einer überraschenden Erfolgsgeschichte werden könnten, dass sowohl ihre Ideen als auch deren Übersetzung zu funktionieren beginnen, dafür sind nun die Voraussetzungen geschaffen. "Warte auf uns, WM!", schrieb am Mittwoch die Zeitung Hürriyet. Türkiye Spor schwärmte von der "Magie von Kuntz". Und Kocak sagt: "Wir sind zufrieden. Unser Ziel in dieser Länderspielperiode war es, mit zwei Siegen unseren Teil dazu beizutragen, dass wir weiterhin eine Chance auf die WM haben. Das ist uns gelungen."

Mit 2:1 gewannen die Türken das abschließende Gruppenspiel in Montenegro, zehn von zwölf möglichen Punkten hat die Mannschaft seit Kuntz' Amtsantritt im September geholt. Damals war die Türkei Gruppendritter, hatte mit 1:6 gegen die Niederlande verloren und zu Hause gegen Montenegro nur 2:2 gespielt. Am Dienstag hätte der Sieg bei einer gleichzeitigen knappen Niederlage der Niederländer gegen Norwegen gar zum Gruppensieg reichen können. Nach dem Sieg der Niederländer muss die Türkei nun in die Playoffs mit Halbfinals und Finale im März. Es drohen Spiele gegen Portugal oder Italien. "Wir nehmen es, wie es kommt", sagt Kocak.

Kocak zählt die Veränderungen auf: geringere Ballkontaktzeiten pro Kopf, mehr Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte

Das Spiel gegen Montenegro war zwar kein inspirierendes, "kein überragendes", wie Kocak sagt, "aber ein verdienter Sieg". Nach frühem Rückstand glich Kerem Aktürkoglu nach 22 Minuten aus, eine Viertelstunde nach der Pause traf der eingewechselte Orkun Kökcü mit einem abgefälschten Distanzschuss. Und so sehr der Sieg erkämpft werden musste, so oft etwa die Konterabsicherung anfällig aussah, so sehr passten zumindest die Torschützen doch zu den ersten Anzeichen eines Kurswechsels unter dem neuen Trainer aus Deutschland.

Aktürkoglu, 23, von Galatasaray Istanbul und Kökcü, 20, von Feyenoord Rotterdam debütierten zwar schon unter Kuntz' Vorgänger Senol Günes. Beim enttäuschenden, punktlosen Vorrunden-Aus bei der EM spielten sie aber kaum eine Rolle. Aktürkoglu, zuvor noch ohne Länderspieltor, hat nun in vier Partien in Serie dreimal getroffen. Insgesamt debütierten unter Kuntz vier Spieler.

Wenn Kocak über die Veränderungen spricht, dann erwähnt er mehr Kompaktheit und Spielwitz oder ein höheres Tempo, was auch die Statistik belege: geringere Ballkontaktzeiten pro Kopf, mehr Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Vor allem betont er aber etwas anderes: die Art seines Chefs.

"Als wir angefangen haben, war die Stimmung teilweise nicht ganz so gut. Da hat der Stefan durch seine Art einen großen Hebel angesetzt", sagt Kocak, der Kuntz schon kennt, seit der sein Trainer bei Waldhof Mannheim war. "Stefan ist einer, der alle mitnimmt, nicht nur die Spieler, durch seine Art, durch seine Kommunikation. Er ist ein toller Trainer, ein toller Mensch, das kann man nicht lernen. Entweder man hat diese Züge in sich oder nicht."

Die bislang berühmtesten Bilder von Kuntz, 59, als Trainer der Türkei waren tatsächlich solche, die eine sehr enge Bindung zum Team nahelegten: Nach dem dramatischen 2:1 in Lettland im Oktober, als erst ein Elfmetertor in der 99. Minute den Sieg brachte, kämpfte er - vergeblich - mit den Tränen.

Nach dem Sieg am Dienstag jubelte er zurückhaltender. Die entscheidenden Spiele kommen erst noch. Und dann dürfte es auch wieder emotional werden. "Wenn wir die Qualifikation für Katar schaffen", sagte jüngst Hamit Altintop, der türkische Sportchef und frühere Bundesligaprofi, dem ZDF, bedeute das: "Legendenstatus für den Trainer."

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