WM in Katar:Infantino: Politische Debatten sollen nicht im Mittelpunkt stehen

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Würde gern nur über Fußball sprechen: Fifa-Präsident Infantino. (Foto: William West/AFP)

In einem Brief an alle Teilnehmer plädiert der Fifa-Präsident, sich bei der WM auf das Sportliche zu konzentrieren. Das Organisationskomitee bezahlt offenbar Fans, um nach Katar zu reisen und dort positive Stimmung zu machen.

Fifa-Präsident Gianni Infantino hat sich in einem Brief an die 32 Teilnehmer der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gewandt und dafür plädiert, dass der Fußball und nicht politische Debatten im Mittelpunkt des am 20. November beginnenden Turniers stehen soll. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Fußball-Weltverband bestätigten am Freitag das Schreiben, über das zunächst der britische Sender Sky News berichtet hatte. Der Sender zitierte aus Infantinos Schreiben: "Wir wissen, dass Fußball nicht in einem Vakuum lebt, und wir sind uns ebenso bewusst, dass es überall auf der Welt viele Herausforderungen und Schwierigkeiten politischer Art gibt. Aber lassen Sie bitte nicht zu, dass der Fußball in jeden ideologischen oder politischen Kampf hineingezogen wird, den es gibt."

Der WM-Ausrichter Katar steht vor allen wegen seines Umgangs mit den Bauarbeitern der Stadien und der Kriminalisierung der LGTBQ+-Gemeinschaft, in der sich sexuelle Minderheiten zusammengeschlossen haben, in der Kritik. Laut "Sky News" heißt es im Infantino-Brief: "Bei der Fifa versuchen wir, alle Meinungen und Überzeugungen zu respektieren, ohne dem Rest der Welt moralische Lektionen zu erteilen." Und dass in Katar jedermann, "unabhängig von Herkunft, Hintergrund, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Nationalität", willkommen sei. Erst vor wenigen Tagen hatte die Regierung gegenüber der Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine "Sicherheitsgarantie" für alle WM-Besucher abgegeben, unabhängig von sexueller Orientierung oder Religion.

Katar-OK bezahlt Fans

Das Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar bezahlt nach Recherchen mehrere Medien, unter anderem der ARD-"Sportschau", auserwählten Fans Reisen zum Turnier - damit sie dort und in den sozialen Netzwerken für gute Stimmung sorgen. Flüge, Unterkünfte und ein Taschengeld sind demnach für Teilnehmer des "Fan Leader Network" inklusive.

"Dass Katar kurz vor Turnierstart noch Fans einkauft, spricht auch dafür, dass die Begeisterung unter aktiven Nationalmannschafts-Fangruppen in vielen Ländern eher gering ausgeprägt ist", sagte Martin Endemann vom europäischen Fan-Bündnis Football Supporters Europe (FSE) der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Diese Leute darf man nicht als repräsentative Fanvertreter betrachten, sondern höchstens als freiwillige Helfer für die Fifa und das Organisationskomitee." Nachfragen zu den Details beantwortete das WM-Organisationskomitee auf Anfrage der ARD nicht. Ein Sprecher habe mitgeteilt, dass die Fans "ein unbezahltes Ehrenamt" einnehmen würden, hieß es in dem Bericht. Rund 450 Fans aus 59 Ländern seien beteiligt.

Der Deutsche Fußball-Bund sagte nach Angaben der "Sportschau", dass dem Verband das Programm des Organisationskomitees bekannt sei, es werde aber weder durch den DFB noch durch den Fan-Club Nationalmannschaft unterstützt. Man wisse, "dass deutsche Fans teilgenommen haben/teilnehmen werden, aber wir wissen nicht, wie viele Fans sich daran beteiligen".

Ein Verhaltenskodex beinhaltet dem Bericht zufolge klare Vorgaben für die teilnehmenden Fans. Vereinbart werde unter anderem die Nutzung des Slogans "Qatar - the fans' world cup" ("Katar - die WM der Fans") und des Hashtags #IAMAFAN ("Ich bin ein Fan"). Das WM-OK teile den Fans mit, dass Social-Media-Beiträge beobachtet werden. Man behalte sich das Recht vor, Änderungen oder das Löschen von Posts zu verlangen. Nicht zugelassen bei dem Programm seien Fans "mit offensichtlicher politischer Gesinnung".

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