WM 2010: England - USA:Kein Bier für England

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Dank eines katastrophalen Torwartfehlers holen die Amerikaner gegen England einen Punkt und bewahren US-Präsident Obama durch das 1:1 vor einer verlorenen Wette.

Dominik Prantl

Natürlich ist auch diese Fußball-Weltmeisterschaft eine Angelegenheit, die mit knallhartem Ernst auf höchster politischer Ebene abzuhandeln und zu diskutieren ist. Deshalb hatte US-Präsident Barack Obama mit dem britischen Premierminister David Cameron vor dem Duell der USA gegen England eine Wette abgeschlossen. "Bestes Lager gegen das beste Bier in Amerika - dass es einen amerikanischen Sieg über England gibt", wie es in einer offiziellen Mitteilung des Weißen Hauses hieß. Und Cameron motivierte der Mannschaft wenige Stunden vor dem WM-Auftakt aus einer britischen Militärbasis in Afghanistan via TV zu: "Come on England." Übersetzt bedeutete das wohl: Kein Bier für die Amis! Nun, auch die Engländer gingen am Ende beinahe leer aus. Nach einem 1:1 in einem mäßigen Spiel und einem katastrophalen Fehler des englische Torhüters Robert Green holten beide Mannschaften einen Punkt. Englands Kapitän Steven Gerrard sagte: "Unglücklicherweise haben wir ein unglückliches Tor bekommen, das war ein bisschen ein Schock."

Peter Crouch (links), England, und Jay DeMerit, USA, beim Zweikampf. (Foto: rtr)

Nicht nur für Cameron und Obama war ja die große Frage gewesen: Wie gut ist diese englische Mannschaft wirklich, ohne die verletzten Führungsspieler David Beckham und Rio Ferdinand, aber mit Fabio Capello? Der Trainer hatte England mit einem van Gaalschen Hang zur Disziplin souverän zur Weltmeisterschaft geführt, dabei aber den zweikampfstarken John Terry wegen dessen Affäre mit einem Unterhosen-Model als Kapitän abgesetzt. Und würde Wayne Rooney die erhoffte Ein-Mann-Show im Angriff bieten, jener Stürmer mit dem Körper und der Wucht eines Holzfällers?

Beckham? Ferdinand? Terry? Come on England! Keine vier Minuten waren gespielt, als der Ball über Emile Heskey bei Steven Gerrard landete. Bei jenem Gerrard, dem die Kapitänsbinde vom Model-Sünder Terry über den Umweg Ferdinand zugefallen war. Gerrard schob zum 1:0 ein, und spätestens jetzt schien sich England wie ein vollwertiger Titelkandidat zu fühlen und vom besten Bier Amerikas im Oval Office zu träumen. Jedenfalls bewegten sich die Spieler fortan häufig wie bei einer Kneipentour.

Zahmer Rooney

Ein echter Spaß war das Gekicke daher nicht, weder für den von Heskey übel getretenen US-Torhüter Tim Howard noch für neutrale Zuschauer oder den am Spielfeldrand postierten Schöngeist Beckham. Allein Defensivfanatiker Capello konnte der ersten halben Stunde möglicherweise Positives abgewinnen. Denn die englische Abwehr stand wie eine Mauer um den eigenen Strafraum, nur hin und wieder fand ein ungefährlicher Schuss aus der Ferne den Weg auf Robert Greens Tor.

Auf eines allerdings ist Verlass. So sicher eine englische Defensive auch wirken mag, sind englische Torhüter seit Jahrzehnten doch regelmäßig für erheiternde Einlagen gut. In dieser Tradition steht jetzt auch Robert Green. Wieder fand ein Schuss aus der zweiten Reihe von Clint Dempsey den Weg in Richtung Tor. Eigentlich war es mehr ein Schüsschen, ein kläglicher Kullerball wie ihn Väter ihren kleinen Söhnen zuspielen. Und Green schien zu träumen, er patschte nach dem Ball, der aber kullerte einfach weiter, hinter die Linie, zum 1:1 (40.). So viel vom besten Bier Amerikas kann Green gar nicht zahlen, um solch einen Fehler vergessen zu machen, auch wenn Gerrard meinte: "Wir müssen uns jetzt alle hinter ihn stellen."

Und die Hoffnung Obamas hatte fortan bestand, weil Rooney zahm wirkte und Heskey ziellos. Jedenfalls feuerte der den Ball bei seiner Großchance gegen Howards Brust, genau dorthin, wo er den Torwart im ersten Abschnitt mit der Sohle getroffen hatte. Das Spiel wurde besser, auch die Außenseiter schienen zu spüren "Yes, we can!", ja, da geht was gegen diese zaudernden Briten. Jozy Altidore umkurvte Jamie Carragher wie ein Fass voll Lager, doch lenkte Green den Ball an den Pfosten. Auf der Gegenseite scheiterte Shaun Wright-Phillips an Howard. Heskey ging, Peter Crouch kam (79.), der Erfolg blieb aus.

So darf Cameron sein Lager zwar behalten, doch scheint der Siegeshunger bei den Engländern noch schwächer ausgeprägt als ihr so legendärer Bierdurst.

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