Bundesliga:Stadionsprecher Arnd Zeigler aktiviert nach dem 5:0 das Nebelhorn

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Auch gegen defensiv im Ausflugsmodus agierende Kölner musste Werder aber erstmal sich selbst in den Griff bekommen, die eigenen Nerven, die eigene Angst, wie im Jahr 1980 in einem Spiel gegen Köln aus der Liga zu fliegen. Damals verlor Werder 0:5. 40 Jahre später gewannen sie 6:1, Dominick Drexler hatte für die Kölner getroffen (62.), Josh Sargent noch einmal für Werder (68. Minute).

"Das Messer zwischen die Zähne und raus", so old fashioned martialisch hatte der sonst so akribische Trainer Florian Kohfeldt seine Spieler in dieses Spiel der letzten Chance geschickt, dazu erstmals mit dem fast die ganze Saison wegen eines Kreuzbandrisses fehlenden Mittelstürmers Niclas Füllkrug. Nichts dem Zufall überlassen: Ob Werder ein 1:0 über die Zeit zittern sollte oder den Kantersieg anstreben durfte, das wollte der Trainer erst im Spiel entscheiden. Die wenigen Minuten zwischen 0:0 und 3:0 nahmen ihm die Entscheidung ab, Werder durfte die Schleusen öffnen, von da an war es auch egal, was zeitgleich in Berlin passieren würde. Werder hielt die Spannung, bis auf eine kleine Pause, nach dem 3:0, über das gesamte Spiel.

Stadionsprecher Arnd Zeigler, in der bisherigen Geisterspielsaison sehr zurückhaltend an seinem Mischpult, aktivierte beim 5:0 erstmals wieder das Nebelhorn, das Werder-Tore weit übers Stadion hinaus in der Stadt anzeigt. Beim 3:0 der Berliner rief er den Zwischenstand aus Berlin auf den Rasen, was ihm Trainer Kohfeldt zuvor noch mit den Fingern auf den Lippen untersagt hatte. Maximilian Eggestein riss die Arme in die Luft, das Spiel lief noch. Später hörte man die Vereins-Granden im Vip-Raum singen: "Schenk ein, schenk ein, es zahlt der Verein". Sich lösender Druck nimmt seltsame Wege.

Es war erst der zweite Heimsieg der Saison für die Bremer, die sechs Tore waren die Treffer zwei bis sieben unter Corona-Bedingungen im Weserstadion. Hunderte vom Ereignis überwältigte Fans versammelten sich nach dem Spiel draußen vor der Ostkurve, Bremens sehr kritischer Innensenator Ulrich Mäurer wird es nicht gerne gesehen haben. Es wird Appelle geben vor dem Hinspiel der Bremer am kommenden Donnerstag, man hörte schon am Samstag das Megaphon der Polizei. "Bleibt ihr bitte zuhause, wir machen das hier im Stadion", sagte Florian Kohfeldt an die Fans gerichtet. Die Botschaft an den Relegationsgegner aber lautet: Die Euphorie ist zurück in Bremen.

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