Vorwürfe gegen Werder-Trainer Anfang:Unstimmigkeiten im Impfpass

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Werders Trainer Markus Anfang. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Gegen Markus Anfang ist ein Ermittlungsverfahren wegen der angeblichen Nutzung eines gefälschten Impfzertifikats eingeleitet worden. Der Coach von Werder Bremen reagiert "verärgert und irritiert".

Von Thomas Hürner, Hamburg/Bremen

Wenn ein Fußballklub zu später Stunde eine Stellungnahme veröffentlicht, dann haben die Fans meist eine böse Vorahnung. Was kann schon so wichtig sein, um nicht nur die allgemeine Nachtruhe, sondern auch den Feierabend der Mitarbeiter in der Pressestelle zu stören?

Donnerstag um 22.27 Uhr darf jedenfalls definitiv als "spät" gelten, und auch der Inhalt der Mitteilung des SV Werder Bremen hatte es in sich: Gegen den Trainer des Zweitligisten, Markus Anfang, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil er ein gefälschtes Zertifikat zum Nachweis einer Corona-Schutzimpfung benutzt haben soll.

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Die Staatsanwaltschaft Bremen bestätigte der SZ am Freitagvormittag, dass eine Strafanzeige gegen Anfang gestellt wurde. Allerdings, und das macht die Sache pikant, wurde der Antrag nicht von einem anonymen Hinweisgeber eingereicht, der Anfang oder dem Klub womöglich eins auswischen wollte: Gestellt wurde die Anzeige vom Bremer Gesundheitsamt. Einzelheiten über den Vorgang konnte die Bremer Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht preisgeben.

Anfang bestreitet die Anschuldigungen - er sei "verärgert und irritiert"

Nach Informationen des Portals Deichstube seien Unstimmigkeiten am Ende der vergangenen Woche aufgetaucht, als sich der Bremer Verteidiger Marco Friedl mit einem positiven Corona-Test beim Klub meldete. In der Folge habe das Bremer Gesundheitsamt die Infektionsketten nachverfolgt und den Impfstatus möglicher Kontaktpersonen überprüft, unter anderem auch bei Anfang. In diesem Zusammenhang seien, so die Deichstube, im Impfnachweis des Trainers "die leicht zu überprüfende Chargennummer des Impfstoffs und ein Impfdatum unstimmig gewesen". Angeblich überschneide sich der angegebene Impftermin mit einer dienstlichen Verpflichtung des Trainers, weshalb die Behörde stutzig geworden sei und die Staatsanwaltschaft informiert habe.

Anfang, der vor der Saison aus Darmstadt an die Weser gewechselt war, bestreitet die Anschuldigungen vehement. "Ich habe genau wie jeder andere doppelt geimpfte Bürger meine beiden Impfungen in einem offiziellen Impfzentrum erhalten und dafür die entsprechenden Aufkleber im gelben Impfpass bekommen. Den habe ich anschließend in der Apotheke digitalisieren lassen und ging selbstverständlich davon aus, dass damit alles seine Ordnung hat. Ich hoffe sehr, dass sich das Thema schnell aufklärt", ließ sich Anfang vom SV Werder zitieren. Der Coach sei "verärgert und irritiert", heißt es in dem Kommuniqué weiter.

Rückendeckung erhielt Anfang von Werder-Sportchef Frank Baumann, der am Freitag in einem Fernsehinterview versicherte, dass es "keinen Zweifel" an den Erläuterungen des Trainers gebe. Was konkret den Verdacht der Behörden ausgelöst habe, sagte Baumann, sei weder dem Klub noch Trainer Anfang bislang genauer erläutert worden.

Noch vor knapp einer Woche hatte Anfang gegenüber der Bild erklärt: "Ich bin selbst geimpft, aber jeder darf seine Entscheidung treffen." An diesem Samstag empfängt Werder den FC Schalke 04 zum Spitzenspiel der zweiten Liga. Das Abschlusstraining wurde am Freitagvormittag von Trainer Anfang geleitet. Beim Verlassen des Sportgeländes, so zeigen es Aufnahmen, wirkte er nicht wie jemand, der sich etwas hat zu Schulden kommen lassen.

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