Wende beim VfL Wolfsburg:Dieter Hecking übernimmt, Bernd Schuster aus dem Rennen

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Es schien bereits alles klar beim VfL Wolfsburg: Bernd Schuster sollte neuer Trainer beim Fußball-Bundesligisten werden. Doch dann werden Kontakte zu Nürnbergs Coach Dieter Hecking bekannt und plötzlich geht alles ganz schnell. Für Hecking hat der Wechsel mehrere Vorteile. Der 1. FC Nürnberg wirkt überrascht.

Die Trainersuche des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg hat am Samstag eine überraschende Wende erlebt: Chefcoach bei den Niedersachsen wird nun doch nicht der frühere Nationalspieler Bernd Schuster werden, dessen Vorstellung eigentlich für Freitag erwartet worden war. Sondern Dieter Hecking. VfL-Manager Klaus Allofs bestätigte der Bild am Sonntag: "Wir haben uns geeinigt. Die offizielle Vorstellung von Dieter Hecking in Wolfsburg erfolgt in ein paar Tagen." Hecking unterschreibt in Wolfsburg bis 2016.

Hecking erklärte: "Ich hatte mit Klaus Allofs gute Gespräche. Er hat mir erklärt, warum er mich unbedingt haben will und mir die Perspektiven aufgezeigt. Natürlich spielen auch wirtschaftliche und familiäre Dinge eine Rolle."

Für Hecking hat der Wechsel in die Autostadt mehrere Vorteile. Erstens muss er dann nicht mehr wie in Nürnberg nach jeder Saison zusehen, wie ihm die besten Spieler abhandenkommen, weil der Klub deren Verbleib nicht finanzieren kann. Außerdem wohnt seine Familie mit fünf Kindern im niedersächsischen Bad Nenndorf, 120 Kilometer von Wolfsburg entfernt. Sein Arbeitsplatz rückt damit erheblich näher an seine Familie ran.

Heckings Vertrag bei den Franken lief zwar noch bis 2014, allerdings berichtet der Kicker von einer Ausstiegsklausel, von der der VfL wusste. Damit stünde dem "Club" immerhin eine Ablösesumme zu. "Ich werde um Hecking kämpfen und alles versuchen, um ihn zum Bleiben zu überreden", sagte Bader zum Kicker. Ohne Erfolg.

Der 1. FC Nürnberg wurde von dieser Entwicklung offensichtlich überrascht. Als die Entscheidung von Heckings Wechsel publik war, gestand Bader der Nachrichtenagentur dpa: "Ich bin enttäuscht." Er hatte bis zuletzt um den Verbleib Heckings geworben. "Ich bin enttäuscht, dass wir das, was wir angefangen hatten, nicht weitermachen." Vorwürfe wollte er dem scheidenden Coach aber ausdrücklich nicht machen: "Wir werden nichts Schlechtes über ihn sagen. Aber ich kann keine Beweggründe nachvollziehen, wenn man vom 1. FC Nürnberg weggeht."

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Bernd Schuster stand kurz vor einem Trainer-Engagement in der Bundesliga, doch nun wackelt der Deal. Als Spieler überließ er als Erster seiner Frau die Geschäfte, als Trainer arbeitete er in Spanien, der Ukraine und der Türkei. Es ist eine der schillerndsten Karrrieren im deutschen Fußball.

Sein Leben in Bildern.

Nun hat der VfL Wolfsburg sein Trainerproblem gelöst, aber in Nürnberg ein neues geschaffen. Die Franken wollen rechtzeitig vor dem Start in die Rückrunden-Vorbereitung einen Nachfolger präsentieren. "Wir werden uns über die Weihnachtstage in Ruhe Gedanken machen", sagte Bader. "Natürlich wollen wir mit einem neuen Trainer in die Vorbereitung gehen." Hecking wechselt zum Konkurrenten VfL Wolfsburg.

Wie kam es nur dazu, dass Bernd Schuster in Wolfsburg aus dem Rennen geriet? Eigentlich galt dessen Engagement bereits als fix. Nach Informationen der Bild waren die Verhandlungen mit Schuster, dem früheren Meistertrainer von Real Madrid, ins Stocken geraten, weil er sich mit dem VfL nicht über Erfolgsprämien und Assistenten einig geworden war. Deshalb war der Vertrag bis 2014 mit einjähriger Option nicht unterschrieben worden.

Allofs hatte Schuster als Kandidaten zunächst bestätigt und hinzugefügt. "Aber es müssen alle Rahmenbedingungen stimmen." Dafür sei nicht nur der sportliche Erfolg wichtig. "Wir müssen aber auch Kontinuität, Struktur und Ruhe in den Verein bekommen", betonte Allofs.

Im Umfeld des Vereins hat die Personalie Schuster aber eher für Unruhe gesorgt. Zahlreiche VfL-Fans sind gegen die geplante Verpflichtung des früheren Meistertrainers von Real Madrid, der an diesem Samstag seinen 53. Geburtstag feiert. Die Anhänger machen ihren Unmut und ihr Unverständnis für die Entscheidung von Allofs in Internet-Foren publik.

Auch die örtlichen Medien kommunizierten ihre Vorbehalte gegen Schuster in ungewöhnlicher Form. Zeitungs-Kommentare mit der Überschrift "Bitte nicht" klingen nicht nach einem "Herzlich Willkommen" für den gebürtigen Augsburger, der bereits 2005 und 2010 Gespräche mit dem VfL führte und seit März 2011 ohne Job ist.

Schuster, der bisher noch keinen Bundesligaklub trainiert hat, gilt als Freund von Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz. Der bevorzugt bei seinen Personalentscheidungen gerne große Namen. Schuster war in seiner aktiven Zeit ein Weltklassespieler. Von daher hätte er gut in eine Reihe mit Stefan Effenberg, Dieter Hoeneß, Felix Magath oder Klaus Allofs gepasst, die alle in Wolfsburg tätig waren oder es noch sind.

Allofs macht sich auch auf, neue Spieler für den VfL Wolfsburg zu holen. Nach Informationen der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung nahm er Kontakt zu Marko Arnautovic auf, der bei Allofs früherem Klub Werder Bremen spielt. Der Stürmer soll im kommenden Sommer nach Wolfsburg wechseln.

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Felix Magath, Klaus Augenthaler, Eric Gerets, Holger Fach: Die Vorgänger von Dieter Hecking als Trainer des VfL Wolfsburg haben es stets nicht sonderlich lange ausgehalten. Im Schnitt verbraucht der Verein pro Saison fast einen Trainer - dabei hielt die längste Amtszeit fünf Jahre. Fast vergessene Namen sind dabei. Eine Chronologie in Bildern.

in Bildern

Der 23-jährige Österreicher wäre der erste Spieler, der Allofs von Bremen zum VfL folgt. Arnautovic, dessen Vertrag bei Werder bis 2014 läuft, gehört mit fünf Toren und fünf Vorlagen zu den Top-Scorern bei Bremen. Zuletzt hatte der nicht immer pflegeleichte Österreicher in einem Interview angedeutet, dass er offen für Anfragen andere Klubs sein. Allofs hatte bereits bei seinem Wechsel von Bremen nach Wolfsburg im November betont, dass "man kann nicht ausschließen, dass es Transfers zwischen beiden Vereinen gibt."

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