Weltmeister Sebastian Vettel:Den Heimsieg fest im Blick

Lesezeit: 3 Min.

Will endlich auch am Nürburgring siegen: Weltmeister Sebastian Vettel. (Foto: REUTERS)

Der Red-Bull-Pilot bestreitet große Teile des Qualifyings am Nürburgring ohne allerletztes Risiko. Als der Weltmeister richtig Gas gibt, ist nur noch Lewis Hamilton schneller. Von Startplatz zwei geht Vettel ins Rennen um seinen ersten Heimsieg - Nico Rosberg hat größere Probleme.

Von Lisa Sonnabend, Nürburgring

Es muss Druck lasten auf Sebastian Vettel, ziemlicher Druck. Noch nie hat der 26-Jährige den Großen Preis von Deutschland gewinnen können, doch die Massen auf den Tribünen am Nürburgring erwarten genau dies an diesem Wochenende von ihm.

Bis auf 21 Punkte ist zudem Fernando Alonso nach dem Silverstone-Rennen in der WM-Wertung an ihn herangekommen und die Mercedes-Fahrer haben ein Auto, das so schnell ist wie derzeit kein anderes. Plötzlich ist das Interesse an Nico Rosberg, der zwei der drei vergangenen Rennen gewinnen konnte, fast so groß wie am Weltmeister.

Kurz vor dem Qualifying am Samstagnachmittag lief Vettel fokussiert mit Kopfhörern in der Garage auf und ab, dann zog er seine weiß Haube und den Helm über und fuhr los. Nico Rosberg dagegen gab sich betont locker: Er kickte vor der Mercedes-Garage mit einem Ball, die Baseball-Kappe verkehrt herum aufgezogen.

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:60 Mal im Kreis - und dann?

Mythos "Grüne Hölle", Schumi-Manie und nun das Duell Vettel gegen Rosberg: Der Nürburgring ist Deutschlands traditionsreichste Rennstrecke, doch es steht nicht gut um sie. Die Formel-1-Fahrer rasen am Wochenende womöglich zum letzten Mal durch die Eifel.

Von Lisa Sonnabend, Nürburgring

Vettel zeigte einmal mehr: Er kann mit Druck umgehen - im Gegensatz zu Konkurrent Rosberg. Der Mercedes-Fahrer schied in der Qualifikation überraschend als 11. vorzeitig aus. Die Pole-Position holte bei sommerlichen Temperaturen sein Teamkollege Lewis Hamilton, der in der letzten Runde Vettel auf Position zwei verwies. Der Heppenheimer sagte nach dem Rennen: "Das Wochenende hat gut angefangen - auch wenn es nicht ganz gereicht hat." Dann schob er noch hinterher: "Man muss nicht ganz vorne starten, um Rennen zu gewinnen."

Als Dritter geht am Sonntag Red-Bull-Kollege Mark Webber ins Rennen, vor den Lotus-Fahrern Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Daniel Ricciardo von Toro Rosso schob sich auf Platz sechs, Fernando Alonso kam nur auf den achten Rang. Nico Hülkenberg wurde Zehnter.

Die erste Qualifying-Runde absolvierte Sebastian Vettel, der im Training die besten Zeiten vorgelegt hatte, ohne allerletztes Risiko. Erst nach zwölf Minuten begab er sich auf die Strecke, drehte ein paar Runden und kam als neunter eine Runde weiter. Rosberg war noch zwei Plätze schlechter. In Q2 ging Red Bull als letztes Team auf die Strecke, nach einer Runde war Vettel bereits an der Spitze, schließlich kam er locker als Vierter weiter.

Mercedes dagegen begann einen fatalen Fehler. Rosberg wähnte sich als zwischenzeitlich Zweiter sicher weiter und parkte in der Garage. Doch dann wurde der Kurs schneller und schneller, Rosberg wurde durchgereicht - und in letzter Sekunde sogar noch von Platz zehn verdrängt, er durfte nicht um die Pole Position mitfahren. Auch Adrian Sutil schied als 15. vorzeitig aus.

"Es ist ein Schock", sagte Rosberg nach dem Qualifying. "Ich habe es nicht kommen sehen." Auch fast zwei Stunden nach dem Rennen, bei der Pressekonferenz seines Rennstalls, kaut er auf der Lippe, das Kinn sützt er auf dem große schwarzen Mikrophon auf, sein Blick geht ins Leere. Ganz anders noch am Donnerstag, als er selbstbewusst verkündete: "Ich will Sebastian von Rennen zu Rennen ärgern." Jetzt meint er nur: "Es ist hart."

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Von René Hofmann, Nürburgring

Die letzte Qualifikationsrunde dominierte Mercedes. Mal wieder. Am Morgen hatte Hamilton noch Probleme mit dem Auto, beim Qualifying ging alles glatt. Kurz vor Schluss zog Vettel an Hamilton vorbei, doch der konterte mit der schnellsten Runde von allen.

Zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Rennen sicherte sich Mercedes die Pole Position. Beim Rennen in Silverstone vergangene Woche starteten Hamilton und Rosberg sogar beide aus der ersten Reihe, nach dem Patzer von Rosberg muss es der Brite diesmal nun wohl alleine richten. 2011, als der Große Preis von Deutschland das letzte Mal an der Eifel ausgetragen wurde, war Hamilton erfolgreich, Vettel wurde Vierter.

Doch siegessicher gibt sich der Mercedes-Fahrer keineswegs. "Wir werden versuchen, Red Bull hinter uns zu halten", sagt er. "Ich denke, es ist nicht unmöglich." Viel Chancen rechnet er sich allerdings nicht aus, da Vettel und Rosberg auf den langen Rennen so stark seien.

Die Reifen dürften diesmal das Rennen nicht entschieden zugunsten eines Teams. Es werden sehr sommerliche Temperaturen am Sonntag am Nürburgring erwartet, bislang kam es auch zu keinen Zwischenfällen wie zuvor in Silverstone. Hersteller Pirelli hat die Reifen überarbeitet. Alonso sagte am Samstag: "Daumen drücken, dass es morgen wieder gut läuft."

Der Vettel-Verfolger aus Spanien kam am Samstag nur auf einen enttäuschenden achten Rang. Allerdings qualifizierte sich Ferrari als einziges Team mit den Medium-Reifen. Alle anderen Fahrer müssen am Sonntag mit den weichen Pneus starten - die schnell an Geschwindigkeit verlieren. Die Strategie von Alonso und Felipe Massa dürfte sein: Wenn alle anderen bereits zum Reifenwechsel müssen, könnten die beiden am Feld vorbeiziehen.

Doch auch davon ließ sich Vettel nicht verunsichern. Er sagte nach dem Qualifying: "Wir sind gut gewappnet, das Auto ist gut. Wir sind dichter dran gewesen als in Silverstone." Allerdings war der 26-Jährige nicht ganz mit sich zufrieden: "Es tut mir leid, dass ich nicht gewunken habe", entschuldigte er sich bei den Zuschauern. Viel Druck verspürt er offenbar wirklich nicht.

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