Wechsel zu Coritiba FC:Baumjohann wird zum "weißen Brasilianer"

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Das Ende schwerer Zeiten? Alexander Baumjohann. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Alexander Baumjohann wechselt zum brasilianischen Erstligisten Coritiba FC.
  • Der ehemalige Herthaner schoss einst das Tor des Monats und galt als vielversprechendes Talent.
  • Die Karriere des 30-Jährigen geriet aufgrund mehrerer Verletzungen jedoch regelmäßig ins Stocken.

Von Sebastian Fischer

Es gibt Tore, die lassen von Südamerika träumen. Dribblings etwa, die in der eigenen Hälfte beginnen, erinnern an die Großen, an Maradona in Mexiko 1986, an Messi gegen Getafe 2007.

Im August 2008 lief ein noch unbekannter Fußballer von Borussia Mönchengladbach vor der Mittellinie los. Der Ball schien an seinem Fuß zu haften, er sprintete am ersten, zweiten, dritten, vierten Bremer Gegenspieler vorbei, bis er im Strafraum angekommen war. Im Fallen schoss der Unbekannte den Ball in den Winkel, der Treffer wurde zum Tor des Monats gewählt. In seiner Rolle als Experte sagte der Ex-Profi Ansgar Brinkmann, Spitzname "weißer Brasilianer", über den Torschützen: "Von dem dürfen wir noch einiges erwarten."

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Knapp zehn Jahre später muss man sagen, dass Brinkmann unrecht hatte; jedenfalls dann, wenn man die konventionellen Maßstäbe einer Profi-Karriere anlegt. Andererseits wird Alexander Baumjohann, der Torschütze, der viele Erwartungen enttäuschte, nun zum nächsten weißen Brasilianer. Baumjohann, 30, geboren in Waltrop im Ruhrgebiet, wechselt nach Curitiba, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Paraná, zum Erstligisten Coritiba FC.

Baumjohanns Karriere ist beispielhaft für eine Fußballerlaufbahn, die eine herausragende hätte werden können, wäre hie und da etwas anders gelaufen. Ein Jahr nach seinem Tor wechselte er zum FC Bayern, nicht einmal ein Jahr später ging er zurück zum FC Schalke, dem Verein seiner Jugend. Man sah ihn, den früheren Juniorennationalspieler, noch manchmal zaubern, für ein paar Spiele oder ein paar Minuten, mal zwirbelte er einen Freistoß in den Winkel. Er ging weiter nach Kaiserslautern, dann zu Hertha BSC.

Herthas "bester Fußballer"

Baumjohann hat Pech gehabt, in Berlin riss zweimal sein Kreuzband, er blieb 484 Tage ohne Einsatz in der Bundesliga. Doch Baumjohann hat auch, so hörte man, immer mal wieder zu seinem Pech beigetragen, weil er mit Spielern und Trainern zankte oder ein schlecht gelauntes Interview zu viel gab. Berlins Trainer nannte den Mittelfeldspieler Herthas "besten Fußballer" - und suspendierte ihn trotzdem.

Vor zwei Wochen verabschiedete er sich in einem offenen Brief von den Hertha-Fans und schrieb von "schweren Zeiten". Doch nun das Happy End: Baumjohanns Frau ist Brasilianerin, er spricht portugiesisch. Er habe den brasilianischen Fußball immer gemocht, sagte Baumjohann dem Vereinssender.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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