Volleyball:United-Team aus Rüsselsheim: Start-up der Volley-Szene

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Frankfurt/Main (dpa) - Sie marschieren durch die erste Volleyball-Bundesliga, holen sechs Siege in acht Spielen. Sie werfen Favorit und Vorjahressieger VfB Friedrichshafen aus dem DVV-Pokal - und das als Aufsteiger.

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Frankfurt/Main (dpa) - Sie marschieren durch die erste Volleyball-Bundesliga, holen sechs Siege in acht Spielen. Sie werfen Favorit und Vorjahressieger VfB Friedrichshafen aus dem DVV-Pokal - und das als Aufsteiger. 

Die United Volleys aus dem Rhein-Main-Gebiet sind das Überraschungsteam der laufenden Saison. „Wir haben das selbst noch gar nicht wirklich realisiert“, gibt Manager Henning Wegter zu. Das jüngste Volleyball-Team im Herren-Oberhaus sorgt nicht nur mit sportlichen Akzenten für Aufsehen in der Szene.

Das Erfolgsrezept der United Volleys scheint aufzugehen. Die Zutaten: Junge deutsche Nachwuchstalente im Mix mit routinierten Profis. Dazu ein erfahrenes Trainerteam, die Lizenz eines Traditionsclubs, eine große Spielhalle und viel Geld von Investoren. Doch der Reihe nach.

Anfang des Jahres zeichnet sich im hessischen Rüsselsheim ein sportlicher Erfolg ab: Die Turngemeinde könnte mit seiner traditionsreichen ersten Herren-Mannschaft nach fünf Jahren wieder in die erste Liga aufsteigen. Doch den Verantwortlichen in der Opelstadt ist klar: Ohne einen nachhaltig sportlichen und finanziellen Plan dürfte ein Lizenzantrag für das Oberhaus ohne Erfolg sein. Es schaltet sich mit Jörg Krick ein IT-Unternehmer aus der Region ein, der in der Volleyball-Szene kein Unbekannter ist.

Krick schreibt ein Konzept, wie er die TG Rüsselsheim erfolgreich in der ersten Liga etablieren will. Er spricht mit möglichen Investoren und Sponsoren. Ich will jungen talentierten Spielern, die auf Sportinternaten waren, eine Chance geben und den Volleyballsport in der Rhein-Main-Region voranbringen, sagt der Mäzen. 

Im April gelingt Rüsselsheim schließlich der Aufstieg. Der Grundstein für die Erfolgsgeschichte ist gelegt. Krick holt mit Manager Wegter einen ehemaligen Volleyballprofi mit ins Boot. Mit dem zweifachem deutschen Meister Lukas Bauer sowie Olympiateilnehmer Christian Dünnes überzeugt Krick zwei Routiniers von seinem Plan. Dazu kauft er mit Michael Warm einen Cheftrainer ein, der „megaerfahren ist, junge Spieler zu formen“, wie Wegter sagt.

„Wir haben der Liga ein Budget in Höhe von 750 000 Euro vorgestellt“, sagt Krick. Mit einer Investorengruppe pumpt der Unternehmer mehrere Hunderttausend Euro als Einlage in eine von ihm gegründete Spielbetriebsgesellschaft, deren Geschäftsführer er ist. Zudem mietet er die Uniteds in die Fraport-Arena mit 5000 Plätzen in Frankfurt ein, wo sonst die Basketballer der Skyliners spielen.

„Sponsorenverträge haben uns bereits zwischen 300 000 und 400 000 Euro Einnahmen gebracht, die in das Budget fließen“, gibt Wegter an. Damit ist etwa die Hälfte des Etats für die laufende Saison finanziert. Der Rest will Krick zunächst durch seine Einlagen decken.

„Wir haben mit den United Volleys ein Start-up gegründet“, sagt Krick stolz und ist davon überzeugt, alle Kosten in drei Jahren allein über Sponsoren und den Spielbetrieb zu decken. Ein ehrgeiziges Ziel. Denn der Volleyballsport in Deutschland ist finanziell eine Randsportart und steht tief im Schatten des Millionengeschäfts Fußball. Auch mit Handball und Basketball lässt sich mehr Geld verdienen. Denn diese Sportarten locken immer noch mehr Zuschauer in Stadien, Hallen und vor Bildschirme als Volleyball. Mit einem Zuschauerschnitt von fast 1700 bei den Heimspielen liegt United etwa im Mittelfeld der Liga.

Der Geschäftsführer der deutschen Volleyball-Bundesliga, Klaus-Peter Jung, hält die Pläne der United Volleys für umsetzbar. Es sei alles eine Frage der Qualität und Nachhaltigkeit. „Die Volleyball-Männer-Bundesliga ist nicht so homogen, was die Wirtschaftlichkeit angeht“, erklärt Jung. Mit dem VfB Friedrichshafen und Recycling Berlin gebe es zwei Vereine, die aus den Vollen schöpfen könnten. „Alle anderen haben mehr oder weniger Probleme, das finanziell gut hinzukriegen“, bedauert Jung.

Zudem liege der Unterschied zwischen den beiden großen Vereinen und den United Volleys im Detail. In Friedrichshafen und Berlin hätten sich finanzstarke Konzerne engagiert. „Wenn eines der Unternehmen aussteigt, wird es schwierig, den jeweiligen Standort zu erhalten“, warnt der Liga-Geschäftsführer. Bei den United Volleys dagegen sei die Finanzierung und das Risiko auf mehrere Schultern verteilt.

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