Volleyball-EM:Eine Etage höher, bitte

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Die Weltreisende: Louisa Lippmann schmetterte schon in Shanghai, künftig spielt sie in Italien. (Foto: Kacper Kirklewski/Newspix/Imago)

Seit 2007 sind die deutschen Volleyballerinnen bei der EM mindestens ins Viertelfinale gekommen - nun wollen sie mehr. Vieles dürfte davon abhängen, wie schnell Hauptangreiferin Louisa Lippmann ihren Rhythmus wiederfindet.

Von Sebastian Winter, München

Eines ist jetzt schon klar vor der Europameisterschaft der Volleyballerinnen, die an diesem Mittwoch beginnt: Es wird nicht ganz einfach, die Übersicht zu behalten. Die kontinentalen Titelkämpfe finden in nicht weniger als vier Ländern statt, Serbien, Bulgarien, Kroatien und Rumänien sind die Ausrichter. 24 Teams kämpfen um den Titel, wie schon bei der letzten Ausgabe vor zwei Jahren, als es zum ersten Mal ein solch großes Teilnehmerfeld gab. Die deutschen Frauen, EM-Zweiter von 2011 und 2013, landeten 2019 auf dem sechsten Platz. Titelverteidiger ist Serbien, der Bronzegewinner von Tokio könnte zum dritten Mal in Serie gewinnen.

Dem Team der Olympiadritten gehen die deutschen "Schmetterlinge", wie sie genannt werden, zunächst aus dem Weg. Die Auswahl von Trainer Felix Koslowski trifft in Gruppe B in der bulgarischen 300 000-Einwohner-Stadt Plowdiw am Donnerstag zum Auftakt auf Polen, zudem auf Bulgarien, Spanien, die Tschechische Republik und Griechenland. Es ist keine einfache Gruppe, aber eine lösbare Aufgabe, zumal vier der sechs Teams ins Achtelfinale vorrücken. Der Vorteil der Deutschen: Sie bleiben erst einmal in dem historischen südbulgarischen Kulturzentrum. Erst zum möglichen Halbfinale müssten sie in ein anderes Land umziehen.

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Felix Koslowski, der neben seinem Hauptjob als Chefcoach des Schweriner SC seit sechs Jahren nebenberuflich Bundestrainer ist, hat ein klares Ziel formuliert: "Wir wollen mindestens das Viertelfinale erreichen. Die Vorfreude und Lust auf die EM sind spürbar." Nun lauten die großen Fragen: Wie schnell findet Diagonalspielerin Louisa Lippmann wieder in den Rhythmus? Und wie schwer wiegt der Ausfall von Außenangreiferin Jana-Franziska Poll? Zum ersten Mal seit 2017 fehlt sie bei einer EM, weil sie "nicht rechtzeitig fit geworden ist", wie der Deutsche Volleyball-Verband mitteilte.

Lippmann, wichtigste Angreiferin der Schmetterlinge, hatte während des Nations-League-Turniers, das sich von Ende Mai bis Ende Juni in der Blase von Rimini hinzog, eine Pause eingelegt. Die vergangenen beiden Spielzeiten hat Deutschlands Volleyballerin des Jahres 2020 in Shanghai und Kaliningrad verbracht, künftig steht die 26-Jährige beim italienischen Klub Savino Del Bene Scandicci unter Vertrag. Die Auslandsjahre hinterließen Spuren, Koslowski entschied mit der medizinischen Abteilung, "dass wir ihr eine dringend benötigte Regenerationsphase ermöglichen müssen". Nun steht sie wieder im Kader, nach einer längeren Pause, die sie auch genutzt hat, um zu heiraten. Sie sei "frisch in die EM-Vorbereitung gestartet", teilte sie nun mit.

"Wir wissen, was uns erwartet: acht Teams, die Medaillenambitionen haben."

Auch im Volleyball ist Überlastung ein großes Thema, in Rimini hatte die DVV-Auswahl - noch mit Poll - in der Vorrunde, die sie nicht überstand, 15 Spiele binnen fünf Wochen zu absolvieren, zum Teil gegen Weltklassegegner. Sie waren die ganze Zeit isoliert, und das nach der harten Pandemie-Saison, die ohnehin alle an ihre Grenzen gebracht hat. Immerhin hatten sie auch Erfolgserlebnisse, wie die Siege gegen Südkorea, Polen, Serbien, Belgien oder die Niederlande.

In Plowdiw sind sie während der Gruppenphase wieder stark gefordert, fünf Spiele stehen innerhalb von sechs Tagen auf dem Programm. Neben Lippmann soll Jennifer Janiska vom deutschen Meister Dresdner SC, die mit 174 Länderspielen als erfahrenste DVV-Akteurin und neue Kapitänin zu ihrer fünften Europameisterschaft reist, die Mannschaft führen. Noch ohne jegliche EM-Teilnahme sind Zuspielerin Denise Imoudu, Außenangreiferin Hanna Orthmann sowie die Mittelblockerinnen Lea Ambrosius und Monique Strubbe. "Wir sind ein Team mit einem guten Mix", sagt Koslowski, "wir wissen aber auch, was uns erwartet: ein breites Feld mit acht Teams, die Medaillenambitionen haben."

Genau zu diesen acht Mannschaften möchte die DVV-Auswahl ja auch gehören. Und sollten sie dieses Ziel erreichen, würden die Schmetterlinge auch ihre eigene Serie fortsetzen: Seit 2007 sind sie bei Europameisterschaften immer mindestens ins Viertelfinale gekommen. "Das Viertelfinale kennen wir jetzt, es reicht jetzt", hat Louisa Lippmann nun erklärt: "Wir wollen den Schritt darüber hinaus ins Halbfinale, Finale."

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