Beachvolleyball:Große Oper im irrwitzigen Pop-up-Stadion

Beach volleyball, Beachvolleyball EM 2021, Wien, 11.08.2021 Karla Borger (GER); Beach Volleyball EM 2021 am 11.08.2021,

Aktive Frustbewältigung: Karla Borger, bei Olympia früh gescheitert, gewann mit Julia Sude ihre ersten EM-Spiele.

(Foto: Peter Weber/Beautiful Sports/imago)

Direkt nach Olympia geht es für die Beachvolleyballer bei der EM wieder um Titel. Doch Laura Ludwig und Margareta Kozuch haben abgesagt - ihre gemeinsame Zukunft ist ungewiss.

Von Sebastian Winter

Hannes Jagerhofer hat sich als umtriebiger Unternehmer längst einen Namen gemacht in seiner Heimat Österreich. Er gilt dort als Mister Beachvolleyball und organisiert so ziemlich alles, was seinem Lieblingssport auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit bringen könnte. Wie früher das Klagenfurter Weltserien-Turnier mit seinem euphorischen Publikum, wie die Weltmeisterschaft 2017 in Wien auf der Praterinsel, die ebenfalls großes Spektakel bot - nicht zuletzt deshalb, weil in Clemens Doppler und Alexander Horst zwei Österreicher Silber gewannen. Bei den Frauen holten sich Laura Ludwig und Kira Walkenhorst damals in der Gluthitze WM-Gold, ein Jahr nach ihrem Olympiasieg in Rio.

Lange her, das alles; Walkenhorst trat später zurück, arbeitet mittlerweile wieder an ihrem Comeback, Ludwig bekam einen Sohn und versuchte es mit einer neuen Partnerin im Sand. Mit der langjährigen Hallen-Nationalspielerin Margareta Kozuch hatte sie in Tokio mit Platz fünf bei den Sommerspielen aber nicht ganz den erhofften Erfolg.

Am Mittwoch hat nun, ein paar Tage nach Olympia, die Europameisterschaft in Wien begonnen, mit dem Organisator Jagerhofer, der im Herzen der Stadt am Heumarkt ein fast schon irrwitziges Pop-up-Stadion aufbauen hat lassen: 460 Tonnen Stahl, 600 Tonnen Sand, Flutlicht und eine 2500 Zuschauer fassende Tribüne mit LED-Verkleidung. Pandemie-bedingt über drei Stockwerke verteilt, die mit ihren Logen "wie eine aufgeblasene Staatsoper wirkt", sagte Jagerhofer dem Kurier. In Tokio waren die Dimensionen der Arena weitaus größer, aber weniger extravagant, und es war halt auch niemand da, der die Plätze füllen durfte.

Wie es bei Ludwig und Kozuch weitergeht, ist laut ihres Managers Andreas Scheuerpflug "völlig offen"

Allerdings sind weder Ludwig, die fünfmalige Europameisterin, noch Kozuch bei dieser EM dabei. "Nach dem Höhepunkt und den anstrengenden Matches in Tokio müssen wir erst einmal wieder die Batterien aufladen", sagte Ludwig und schickte hinterher: "Ich werde euch auf jeden Fall informieren, wie es bei uns weitergeht." Wie es weitergeht, ist auch laut ihres Managers Andreas Scheuerpflug "völlig offen - es geht um Paris 2024", den nächsten Olympiazyklus also, "und einen Plan, wie man dieses Projekt angeht. Die Entscheidung wird nicht in den nächsten Wochen gefällt". Das Projekt von Ludwig, 35, und Kozuch, 34, war zugleich bis Tokio angelegt, es ist auch durchaus möglich, dass es mit dem Viertelfinal-Aus in Japan endet.

Für die müden Olympia-Teilnehmerinnen, neben denen auch die Schweizer Bronze-Gewinnerinnen von Tokio, Anouk Vergé-Dépré und Joana Heidrich, für Wien absagten, rücken Kim Behrens und ihre neue Partnerin Sandra Ittlinger nach. Außerdem startet Chantal Laboureur mit Cinja Tillmann - die Letztgenannte hatte an der Seite von Behrens im Herbst 2020 Silber bei der EM in Lettland gewonnen. Neben Victoria Bieneck und Isabel Schneider komplettieren Karla Borger und Julia Sude, die bei den Olympischen Spielen in der Gruppenphase ausschieden, das deutsche Frauen-Team. Der Mittwoch begann schon mal vielversprechend, das Quartett gewann seine Auftaktspiele jeweils 2:0, Borger/Sude und Tillmann/Laboureur zogen nach je einem weiteren Erfolg direkt ins Achtelfinale ein.

Tokyo 2020 - Volleyball/Beach

Finalisten bei der Weltmeisterschaft 2019, in Tokio ordentliche Fünfte: Julius Thole (links) und Clemens Wickler starten trotz Olympia-Anstrengungen bei der EM.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Im Männer-Wettbewerb messen sich am Donnerstag beim Gruppenstart die WM-Zweiten von 2019, Julius Thole und Clemens Wickler, in Tokio ordentliche Fünfte, im innerdeutschen Vergleich mit Alexander Walkenhorst und Sven Winter. "So kurz nach den Olympischen Spielen wird die EM eine kleine Wundertüte", sagte Wickler, der mit Thole direkt aus Japan ins Mini-Trainingscamp nach Bratislava geflogen war.

Dieser Aufwand allein zeigt schon, dass sie nicht vorhaben, wie in Japan im Viertelfinale zu scheitern. Favorisiert sind trotzdem andere - die norwegischen Olympiasieger Anders Mol und Christian Sörum zum Beispiel, die noch vor dem Start ihr Revier absteckten. Sie kamen mit umgehängten Goldmedaillen zur Vorstellung - auch Hannes Jagerhofer, der die große Oper in Wien verspricht, durfte das Edelmetall kurz anfassen.

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