VfB Stuttgart:Machtfrage im eigenen Haus

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Stuttgarts Präsident Claus Vogt ist der wohl bekannteste Befürworter einer Wiederholung der Abstimmung über den Einstieg eines Liga-Investors. (Foto: David Inderlied/dpa)

Beim Tabellendritten der Bundesliga tobt hinter den Kulissen ein Kampf um den Aufsichtsratsvorsitz. Derzeit hat ihn VfB-Präsident Claus Vogt inne, doch die Investorenseite will übernehmen.

Von Christoph Ruf

Mit einer gut gefüllten Fankurve kann es sich zuweilen wie mit jenem Wald verhalten, den man angeblich vor lauter Bäumen nicht erkennt. Zumindest in Zeiten, in denen im Zuge der Fanproteste gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Minutentakt Transparente hochgehalten werden, kann da schon mal etwas unentdeckt bleiben. Dabei geht es um ein ganz ähnliches Thema - nur auf Klub- statt auf Vereinsebene.

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Am vergangenen Sonntag, beim 3:1-Sieg des VfB Stuttgart gegen Mainz 05, zeigte die Cannstatter Kurve zu Beginn der zweiten Halbzeit drei Transparente, die auf einen Machtkampf hinter den Kulissen des Tabellendritten verweisen. Und der hat es offensichtlich in sich: "Vereinsvertreter, ihr seid in der Pflicht", "Investoren in die Schranken weisen" und "Der AR-Vorsitz bleibt beim e.V." war darauf zu lesen, wobei das Kürzel "AR" für "Aufsichtsrat" und "e.V." für "eingetragener Verein" steht. Die Hintergründe, die seit einigen Wochen tröpfchenweise aus dem Verein dringen, hatte die Zeitungsgruppe Stuttgart Anfang Februar erstmals in Teilen publik gemacht. Es geht dabei um die Frage, wer künftig den Aufsichtsratsvorsitz innehaben soll - die Vereins- oder die Investorenseite.

Keiner der direkt Beteiligten will sich zu der Debatte äußern

Als die Profiabteilung der Stuttgarter einst aus dem Gesamtverein ausgegliedert wurde, wurde den Mitgliedern zugesichert, dass der Vereinspräsident nach der Ausgliederung den Vorsitz in dem Kontrollgremium innehaben werde. So wird es seither auch gehandhabt, dementsprechend hat der 2019 erstmals gewählte Claus Vogt bis heute das Amt inne. In der Frage, wer künftig dem Kontrollgremium vorstehen soll, beharken sich nun Befürworter und Gegner hinter den Kulissen offensichtlich vehement.

Dem Vernehmen nach soll die Investorenseite - und das erklärt das Transparent in der VfB-Kurve - Interesse bekundet haben, den Vorsitz zu übernehmen. Drei Modelle werden intern diskutiert, bei dem entweder weiterhin ein Vereinsvertreter übernimmt - oder ein Vertreter von Porsche respektive Mercedes. Eine dritte Variante sähe einen Kompromisskandidaten vor, der beiden Lagern vermittelbar wäre.

Die Diskussionen beim Tabellendritten, zu denen sich keiner der direkt Beteiligten öffentlich äußern will, sind pikant. Schließlich ist VfB-Präsident Claus Vogt der wohl bekannteste Befürworter, die Abstimmung über den Einstieg eines Liga-Investors zu wiederholen. Die Agentur Bloomberg hatte unlängst berichtet, dass das US-Finanzunternehmen Blackstone seinen Ausstieg aus dem Bieterverfahren bei der Suche nach einem DFL-Investor explizit mit den Fanprotesten und der zögerlichen Haltung in einigen Klubs begründet hatte. Blackstone hatte sich in einem Statement nicht explizit dahin gehend geäußert. Laut DFL wiederum hätten "eher inhaltliche als atmosphärische Aspekte" den Ausschlag gegeben, etwa dass Spieltagsplanung, Spielmodus und Bestimmung von Spielorten das Privileg der Liga bleiben sollten.

Vogt hat sein Ansinnen explizit mit einem möglichen Verstoß gegen die 50+1-Regel begründet

Der VfB-Präsident, der sich 2021 bei seiner Wiederwahl mit über 92 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer durchgesetzt hat, hatte sein Ansinnen nach einer erneuten Abstimmung explizit mit einem möglichen Verstoß gegen die 50+1-Regel begründet. Der könnte vorliegen, wenn Hannover-96-Geschäftsführer Martin Kind sich im Dezember bei der Abstimmung über den Investoreneinstieg tatsächlich über das Votum des Gesamtvereins hinweggesetzt haben sollte und stattdessen mit "Ja" gestimmt hätte. Es scheint so zu sein, als würde nun Vogt selbst eine Machtfrage zwischen Investoren- und Mitgliederseite ins Haus stehen.

Nach dem Ende Januar von der DFL genehmigten Einstieg der Porsche AG hält der Automobilhersteller ebenso wie die Mercedes-Benz AG jeweils 10,4 Prozent der Anteile an der AG, ein Prozent gehören dem Ausrüster Jako, der e.V. hält 78,2 Prozent. Die Porsche AG ist seither zudem mit zwei zusätzlich geschaffenen Aufsichtsratsposten vertreten.

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