Sportbuch:Auf Rasen, auf Eis, auf Helgoland

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Uwe Seeler im Volksparkstadion 1956. (Foto: Otto Metelmann/Metelmann Photographie)

Der Fotograf Otto Metelmann hat Uwe Seelers langen Weg zum Weltstar begleitet - mit ikonischen Bildern, wie sie im heutigen Fußball nicht mehr möglich wären. Eine Buchempfehlung.

Von Holger Gertz

Jeder Held braucht einen Dichter, der von seinen Taten erzählt. Im Fall von Uwe Seeler ist der beste Dichter ein Fotograf. Otto Metelmann, 1922 geboren, arbeitete für Springer-Blätter und den Kicker, als Hamburger hatte er früh Kontakt zum HSV und damit auch zu Uwe Seeler, den er schon im Kindesalter fotografierte und danach immer wieder, auf dem langen Weg zum Weltstar. Sein Sohn Thomas Metelmann, ebenfalls Fotograf, hat in diesem Band nun "ikonische Bilder eines Idols" zusammengestellt, was kein bisschen übertrieben ist.

Zu sehen ist Uwe Seeler in seinem Umfeld: mit Menschen, Orten, Plätzen und Bällen der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit, in der der Fußball noch nicht so durchkommerzialisiert und -choreografiert war wie heute, da den Fotografen Zonen zugewiesen werden, die sie nicht verlassen dürfen.

Metelmann durfte überall hin. Wo Seeler war, war auch Metelmann. Und so wird allgemein bekanntes Wissen (der Sportsmann Uwe wurde nur einmal in seiner Karriere vom Feld gestellt) illustriert: 1. Dezember 1957, Seeler schleicht nach dem Feldverweis gegen TuS Bremerhaven vom Platz. Mit gesenktem Kopf geht er am Publikum vorbei, Männer mit Mänteln und Hüten, einer dieser Männer klopft ihm auf den Rücken. Denn Seeler, da erzählt die Momentaufnahme die ganze Karriere, war ein Mann des Volkes auch im Augenblick der persönlichen Niederlage.

Nie hochmütig, in der Heimat nicht und auch nicht in der Fremde

Seeler 1955 gegen Alemannia Aachen, am Boden liegend, auf Eisschollen, in der fußballerischen Vorvergangenheit ohne Rasenheizung. Seeler 1958 nach der Rückkehr vom verlorenen Meisterschaftsfinale gegen Schalke, er tröstet den weinenden Teamkollegen (und Weltmeister) Jupp Posipal, für den es das letzte Spiel war. Seeler 1960 beim Postkartenkauf in Belfast. Seeler 1969, umringt von Fans, beim Training auf Helgoland. Nie hochmütig, in der Heimat nicht und auch nicht in der Fremde. Jedes Bild erzählt, ganz ohne Larmoyanz, von einem Fußball, den es nicht mehr gibt.

Natürlich auch: Uwe Seeler bei der WM 1970 in Mexiko, das Hinterkopftor gegen England. Die WM damals war das letzte große Ereignis, das Otto Metelmann begleitete, er wurde nur 48 Jahre alt. Das Buch würdigt den Helden - und den Mann, der mit seinen Fotos von dessen Taten erzählte und erzählt.

Otto und Thomas Metelmann: Uwe Seeler. Ikonische Bilder eines Idols. 256 Seiten, 160 Fotos. Verlag Die Werkstatt. 2023. 68 Euro.

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