USA:Trump und der Sport: American Albtraum

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No Sports? Donald Trump schwingt zumindest den Golfschläger. (Foto: dpa)

Der neue US-Präsident könnte versucht sein, den Sport als einigende Kraft zu nutzen. Doch mit Großveranstaltungen in den USA dürfte es erst einmal vorbei sein.

Kommentar von Thomas Kistner

Das erste Mantra des Sportfunktionärs lautet: Sport und Politik dürfen niemals vermischt werden. Das ist natürlich albern, es gibt kaum etwas Politischeres als globale Sport-Events. Zwecks Akquise von Fußball-WM oder Olympischen Spielen eilen Könige und Kanzler, Emire und Präsidenten herbei, katzbuckelnd setzen sie wichtige Gesetze außer Kraft oder erlassen neue.

Jetzt trifft die Politik auch den Sport mit unbekannter Wucht. Klar ist: Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten wird Auswirkungen haben. Zwar wird Amerikas oberster Talkmaster zunächst kaum Zeit haben für die Niederungen des Unterhaltungsgewerbes, er braucht ja überhaupt erst mal ein Regierungsprogramm. Andererseits könnte gerade ein Populist versucht sein, den Sport zu nutzen: als einigende patriotische Kraft.

In Trumps Amtszeit fallen zwei nationale Großprojekte. 2017 vergibt das Internationale Olympische Komitee die Sommerspiele 2024; der Fußball-Weltverband Fifa kürt 2019 den WM-Ausrichter 2026. Da wie dort hatten die USA beste Karten; das dürfte vorbei sein. IOC und Fifa versammeln Ethnien und Kulturen aus aller Welt. Auch begegnen beide den USA (und deren Justizapparat) seit Dekaden mit Ablehnung. Sie lassen US-Kandidaturen gern krachend scheitern: im Fußball durfte Katar obsiegen; bei Olympia blamierten sich New York und Chicago.

Nun kommt der Kerl, der eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten will; der Millionen illegaler Immigranten ausweisen und die Einreise für Muslime stark reglementieren will. Ein Tribun, der Amerika nach innen dreht - was "nicht gut für uns alle ist", wie Eric Garcetti im August sagte. Da war der Bürgermeister von Los Angeles noch überzeugt, das Gespenst werde sich im Herbst so flott auflösen, wie es erschienen war.

Jetzt zieht Garcetti, Parteigänger Clintons, mit L.A. in ein wohl aussichtsloses Kandidatenrennen. Laut USA Today haben die Bewerber Trumps Wahlsieg intern auf einer bis zehn reichenden Katastrophen-Skala bei neun angesiedelt. Die Frage, wie Frauen und Latinos, Schwarze und Muslime im IOC auf Trump-Lands Bewerbung reagieren, ist wohl nur rhetorischer Natur. Mitbewerber Paris darf in die engere Planung gehen.

Wann kann Trump der Fifa bieten?

Und im Fußball? Die Fifa pumpt ihr WM-Turnier auf 40 oder 48 Teams auf. Bisher galten die USA als Favorit, im sogenannten Co-Hosting mit Kanada und Mexiko. Geht die Mauer hoch, wird Mexiko wohl allein ins WM-Rennen ziehen. Und kaum jemand in Lateinamerika, Afrika und Asien würde die USA wählen.

Es sei denn, Trump bietet was an.

Das treibt die Überlegung in den üblichen Morast. Anzubieten hätte er der Fußballwelt ja durchaus etwas: den reduzierten Ermittlungseifer der US-Justiz, die der Fifa seit 2015 so übel zusetzt. Die FBI-Arbeiten sind weit gediehen. Und in New Yorks früherem Bürgermeister Rudy Giuliani soll nun einer Justizminister werden, dessen Ruf darauf gründet, dass er mächtige Mafia-Figuren des Big Apple zu Fall brachte. Andererseits: Lässt sich nicht gerade im Sport über alles reden?

Fest steht: Den mächtigsten Sportpolitiker der Welt hat Trumps Triumph verzückt. Wladimir Putins Russland steht für Betrug und Korruption im Weltsport, nun darf er hoffen, dass der neue Bruder im Geiste Themen wie das Staatsdoping nicht so tragisch nimmt. Immerhin hat Trump American Football als "Sport für Weicheier" gerügt - weil Regeln zum Schutz der Spieler verschärft wurden.

Ein Blender und sein Vordenker, so ein Duo könnte ihn auch im Sport verwirklichen: den amerikanischen Albtraum.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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