US-Open-Sieg von Rafael Nadal:Djokovic hadert mit seinen Fehlern

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Gewinnter und Verlierer: Rafael Nadal (rechts) und Novak Djokovic (hinten). (Foto: AFP)

Novak Djokovic treibt Rafael Nadal an seine Grenzen, macht aber die entscheidenden Fehler. Am Ende siegt der Spanier in vier hochklassigen Sätzen. Gemeinsam haben beide Profis nun 16 der letzten 24 Grand-Slam-Turniere gewonnen - Nadal macht der Konkurrenz trotzdem Hoffnung.

Von Jürgen Schmieder

Rafael Nadal lächelte, er wirkte schüchtern. Vor ihm stand der Pokal, den er zuvor mit seinem 6:2, 3:6, 6:4, 6:1-Erfolg im Finale gegen Novak Djokovic gewonnen hatte, daneben eine Flasche Wasser. Was Nadal jedoch sagte, das klang wie eine Drohung: "Ich werde weiterhin hart arbeiten, um in der Zukunft noch mehr Gelegenheiten zu bekommen, Turniere wie dieses zu gewinnen."

Ach herrje, mag nun mancher denken, das kann ja langweilig werden. Nadal ist erst 27 Jahre alt, er hat in seiner Karriere bereits 13 Grand-Slam-Turniere gewonnen, bei diesen US Open verlor er gerade mal zwei Sätze - den im Finale gegen Djokovic und einen im Achtelfinale gegen Philipp Kohlschreiber. Errichtet der Spanier, so er verletzungsfrei bleibt, ein Monopol im Männertennis?

Derzeit sieht es zumindest nach einem Oligopol aus. Seit 2008 haben Nadal und Djokovic gemeinsam 16 von 24 Grand-Slam-Turnieren gewonnen. Der dritte Oligarch, Roger Federer (fünf Titel in diesem Zeitraum), wirkte bei diesen US Open hilflos und sagte nach seiner Niederlage im Achtelfinale: "Ich habe mich selbst zerstört." Der vierte, dem Erfolge bei den großen Turnieren zutrauen kann, ist Andy Murray (zwei Grand-Slam-Titel, ein Olympiasieg) - doch er scheiterte bereits im Viertelfinale.

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So kam es im Finale erneut zu einem Duell zwischen Nadal und Djokovic. Bereits zum 37. Mal trafen die beiden aufeinander, nur selten geht es dabei langweilig zu. Deshalb waren unter den 23.000 Zuschauern auch zahlreiche Promis wie David Beckham, Sean Connery, Jessica Alba oder Justin Timberlake. Auch Königin Sophia von Spanien war nach New York gekommen.

Sie alle sahen eine hochklassige Partie, die Nadal zunächst dominierte. Der Spanier agiert aggressiv und fehlerfrei, während sich sein Gegner 14 leichte Fehler leistete. Djokovic gab zwei Mal seinen Aufschlag ab und verlor mit 2:6. Im zweiten Durchgang bot sich ein komplett anderes Bild: Nun verlor Nadal - der im gesamten Turnier zuvor nur einmal seinen Service nicht nutzen konnte - zwei Aufschlagsspiele und gab den Satz mit 3:6 ab. In diesem Durchgang gab es einen Ballwechsel mit 54 Schlägen, was gerade auf einem Hartplatz wie in New York selten ist.

Es war der dritte Satz, der prägend sein sollte für diese Partie - und sollte Djokovic jemals ein Buch über seine Karriere schreiben, dann sollte er diesem Durchgang ein Kapitel mit dem Titel "Wie ich innerhalb von einer Stunde alle Möglichkeiten der Welt ungenutzt ließ" widmen. Nach der Partie sagte Djokovic bereits: "Das ist alles mein Fehler. Ich habe das Spiel diktiert - und auf einmal führt er mit 2:1 Sätzen."

Doch von vorne: Djokovic lag schnell mit einem Break vorne, bestimmte die einzelnen Ballwechsel und hatte die Chance auf ein zweites Break. "Wenn er auf diesem Niveau spielt, dann kann ihn niemand aufhalten", sagte Nadal später, "es war wichtig, kein zweites Break zu kassieren, denn sonst wäre der Satz weg gewesen." Im Gegenteil: Nadal holte auf, es stand 4:4.

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Nun hatte Djokovic drei Breakbälle. Und vergab sie alle. Danach führte er bei eigenem Aufschlag mit 30:0 - und gab sowohl das Spiel als auch den Satz ab. "Ich habe einfach zu leichte Fehler gemacht und zwei Mal meinen Aufschlag verloren, wo ich ihn niemals hätte abgeben dürfen", sagte Djokovic, "offensichtlich konnte ich mich davon nicht erholen." Den vierten Satz gewann Nadal vergleichsweise locker mit 6:1.

Ob sich an dieser Zwei-Mann-Show so bald etwas ändern wird? Langweilig waren diese US Open gewiss nicht. Es gab packende Partien mit teils überraschenden Ergebnissen: Den Sieg von Stanislas Wawrinka gegen Andy Murray, den von Philipp Kohlschreiber gegen John Isner und den von Richard Gasquet gegen David Ferrer - und natürlich die Niederlage von Roger Federer gegen Tommy Robredo. Schließlich das Fünf-Satz-Epos im Halbfinale zwischen Djokovic und Wawrinka, das länger als vier Stunden dauerte.

Djokovic jedenfalls scheint nicht gewillt, die Konkurrenz noch weiter herankommen zu lassen. "Ich bin 26 Jahre alt", sagte Djokovic, "ich glaube, dass die beste Zeit meiner Karriere noch vor mir liegt. Das fühle ich, daran glaube ich."

Nadal hingegen beruhigte die besorgten Journalisten. Die hatten ihn darauf angesprochen, dass er in dieser Saison bei vier Hardplatz-Turnieren noch keine einzige Partie verloren hatte. "Macht euch keine Sorgen, ich werde schon wieder verlieren", sagt der Spanier und lachte: "Jeder verliert irgendwann."

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