1. FC Union Berlin:Kopfbälle wie von Alexandra Popp

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Nach 55 Sekunden: Kevin Behrens trifft in der ersten Minute der neuen Saison zum 1:0 gegen Mainz 05 - später legt er noch zwei ähnliche Treffer nach. (Foto: Odd Andersen/AFP)

Union Berlin startet mit einem 4:1-Sieg gegen Mainz in die neue Saison, Stürmer Kevin Behrens glänzt mit drei Toren. Es zeigt sich, dass die Berliner einen neuerlichen Qualitätssprung gemacht haben.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es gab am Sonntag nicht viel Schatten im Stadion An der Alten Försterei. Aber einen, der besonders lang war: der Schatten der Vergangenheit. Vor dem Auftaktspiel in die neue Saison gegen den FSV Mainz 05 wurde der Schweizer Urs Fischer vom Fachmagazin Kicker als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Und dann war da eine Choreo, die von den Fans auf der Waldseite des Stadions aufgespannt wurde: "Unser Schlüssel zum Erfolg: Nie zu vergessen, wo wir herkommen." Nun, es wird nötig werden, diese Erinnerung wachzuhalten. Denn dieser 1. FC Union hat im fünften Jahr der Zugehörigkeit zur Bundesliga einen neuerlichen Qualitätssprung gemacht. Union besiegte FSV Mainz 05 mit 4:1 (2:0) - weil Kevin Behrens dreimal per Kopf traf, Milos Pantovic in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte und Torwart Fredrik Rönnow zwei Elfmeter des Mainzer Stürmers Ludovic Ajorque festhielt.

Woher Union kommt? Woran erinnert werden muss? An eine Mannschaft, die landesweit dafür gescholten wurde, bloß auf lange Bälle und Physis zu setzen, und damit bestens kaschierte, dass sie einer Idee folgte. Diese Grundidee ist gleichgeblieben: Organisation, Solidarität, Solidität. Nun hat sie, beschwingt durch die Einnahmezuwächse durch die Champions-League-Qualifikation, ihre individuelle Qualität gesteigert. Union setzt neue Töne.

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Zu sehen war das erstmals, als keine 54 Sekunden gespielt waren: Absatzkick Brenden Aaronson, Flanke Jérôme Rousillon, Kopfball Kevin Behrens an den zweiten Pfosten: Tor. Gut acht Minuten später reihten sie gefühlt 20 Pässe aneinander, ehe Behrens wieder mit dem Kopf zur Stelle war, diesmal nach Flanke von Aïssa Laïdouni. 2:0. Auf der Bank klatschten die Reservisten begeistert. Unter ihnen die spektakulären Zugänge Robin Gosens (Inter Mailand) und Kevin Volland (AS Monaco). Denn die Aufstellung verriet Respekt vor der Vergangenheit, meritokratischen Prinzipien und Hierarchien.

Ajorque verschießt auch den zweiten Strafstoß

In der Anfangsformation standen bei Union ausschließlich Spieler, die an der Saisonvorbereitung vollumfänglich teilgenommen hatten. Gosens und Volland haben erst ein paar Mal trainiert - sie kamen erst in der zweiten Halbzeit. Was sie bis dahin sahen? Einen Freistoß, den der vom FC Chelsea ausgeliehene, so aufregend feinfüßige und doch sehnige David Datro Fofana an die Querlatte setzte - sowie eine wundervolle Hand, mit der Mainz-Torwart Robin Zentner verhinderte, dass ein Schuss von Diogo Leite im Winkel einschlug. Mainz? War im engeren Sinn ohne Chance auf ein Tor.

Das änderte sich in der 63. Minute, als Leite den Mainzer Brajan Gruda im Strafraum am Fuß erwischte - und Ludovic Ajorque zum Elfmeter antrat. Unions Torwart Fredrik Rönnow hielt. Kurz danach traf Anthony Caci doch für die Mainzer: mit einem sehenswerten Volleyschuss.

Union-Trainer Fischer reagierte: Er brachte Sheraldo Becker für Fofana, und verhalf dem bislang nur im Ausland tätigen Robin Gosens zum Bundesligadebüt (66.). Becker war es dann, der für die Vorarbeit zum dritten Kopfballtreffer von Behrens sorgte - durch eine präzise Flanke von rechts an den Fünfmeterraum. Auch dies war wieder ein Treffer, der den kunstvollen Kopfballtoren der DFB-Stürmerin Alexandra Popp in nichts nachstand. Und: Behrens ist der erste Spieler seit der präzisen Datenerfassung (1998/99), der drei Kopfballtore in einem Spiel erzielte.

Einen kurzen Moment des Zweifels gab es noch: Als der Hüne Ajorque im Union-Strafraum zum Kopfball kam und die Querstange traf - und als Ajorque eine zweite Elfmeterchance erhielt, und wieder an Rönnow scheiterte (89.). Trainer Fischer führte dem Publikum noch Zugang Volland und Eigengewächs Aljoscha Kemlein vor, dann traf der ebenfalls eingewechselte Pantovic. Die Grunderkenntnis des Sonntags aber blieb davon unberührt: Union hat einen neuen Entwicklungsschritt getan.

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