Ärger beim FC Villarreal:"Eine Respektlosigkeit"

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Stolzer Baske: Unai Emery, Trainer des FC Villarreal, beim Rückspiel in München. (Foto: Günter Schiffmann/Imago)

Der FC Villarreal bejubelt den Einzug ins Halbfinale - ärgert sich aber über angebliche arrogante Äußerungen von Vertretern des FC Bayern. Trainer und Spieler antworten spitz auf die unpräzise übersetzten Sätze von Kahn und Nagelsmann.

Von Javier Cáceres, Madrid

Wer das Spiel "Stille Post" kennt, der weiß, dass nicht jede Silbe beim Empfänger so ankommt, wie der Sender sie gemeint hatte. Am Dienstagabend konnte man nach der Qualifikation des FC Villarreal fürs Champions-League-Halbfinale erleben, was passiert, wenn man gesprochene Worte zusätzlich durch den Fleischwolf einer Simultanübersetzung dreht.

In der Pressekonferenz ereilte Unai Emery, den Trainer von Villarreal, eine Frage zu Äußerungen von Oliver Kahn. Der Boss des FC Bayern hatte nach dem Ausscheiden über die Spanier gesagt, es gebe "wenige unangenehmere Mannschaften, gegen die man spielen kann", und dass er, Kahn, gar nicht wisse, "was für ein System die gespielt haben". Bei Emery kamen diese Sätze als Herabwürdigung an - zumal ihm auch noch hinterbracht wurde, es sei die Rede davon gewesen, Villarreal habe im Rückspiel nur auf Zeit gespielt.

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"Über Respektlosigkeiten gehe ich hinweg", sagte der sichtlich erstaunte Emery, und er fragte sich, ob Kahn denn das Hinspiel "total vergessen" habe und/oder womöglich glaube, dass der FC Bayern nur vom Glück verlassen gewesen sei. Emerys Subtext: Villarreal sei zu Hause in vielerlei Hinsicht und vor allem taktisch besser gewesen als der FC Bayern - und hätte höher als nur 1:0 gewinnen können, ja müssen. Man müsse mit Siegen ebenso umgehen können wie mit Niederlagen, dozierte Emery, und sich nach Pleiten fragen, ob man nicht vielleicht selbst etwas nicht gut gemacht habe. Emery fügte einen Satz voller Groll und Bitterkeit an: "Man muss ein Mann sein."

"Wenn du nach oben spuckst, fällt es dir manchmal ins Gesicht"

In der Gästekabine herrschte generell das Gefühl, eine Institution besiegt zu haben, die mit großer Arroganz auf Villarreal blickt. Das konnte man auch bei Spielmacher Dani Parejo heraushören: "Ich kenne ihren Trainer nicht", sagte Parejo im spanischen TV - er meinte wohl: nicht persönlich. Ihm sei aber zu Ohren gekommen, dass ebendieser Trainer, Julian Nagelsmann, nach der Auslosung gesagt habe, Bayern wolle das Duell schon im Hinspiel entscheiden.

Faktisch war das zwar falsch. Aber dieses Bild der Bayern dürfte man aus den Köpfen der Angestellten des FC Villarreal nicht mehr herausbekommen. "Das war eine Respektlosigkeit gegenüber dem Fußball - und dem FC Villarreal", urteilte Parejo: "Wenn du nach oben spuckst, fällt es dir manchmal ins Gesicht."

Emery beendete seine Pressekonferenz ungefragt mit einer Botschaft: "Glückwunsch an den FC Bayern, auch wenn es einigen schwerfällt, unseren Erfolg anzuerkennen: Es ist ein großartiger Klub und wird es bleiben." Sprach's und ging davon - voller Stolz darauf, dass Villarreal, das mit 50 000 Einwohnern kleiner ist als die meisten Bezirke Münchens, nun ein Halbfinal-Ort der Königsklasse ist. Und nicht die bayerische Metropole.

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