Ulreich beim FC Bayern:Sven Ulreich überragt Manuel Neuer

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Häufiger am Ball, als er befürchtet hatte: Sven Ulreich (links) hat wegen Neuers Verletzung viele Einsätze. (Foto: Langer/imago/Eibner)
  • Gegen Glasgow gelingt Sven Ulreich die erste direkte Torvorlage eines deutschen Champions-League-Torhüters.
  • Ohnehin befindet er sich in besserer Form, als die ständige Kritik vermuten lässt.

Von Benedikt Warmbrunn, Glasgow

Stille hatte sich ausgebreitet im Celtic Park, dem Stadion, das so berühmt ist für eine Lautstärke, die sogar die Champions-League-Hymne übertönt und die dann besonders beeindruckend ist, wenn sich die Celtic-Spieler zum Mannschaftskreis zusammenfinden oder wenn einer von ihnen grätscht, kämpft, schuftet. Wenige Minuten nach dem Abpfiff des 1:2 gegen den FC Bayern waren die Fans jedoch schon mit heiseren Stimmen in die Pubs weitergezogen. Sven Ulreich blickte unten am Spielfeldrand auf die leeren Tribünen, und wer weiß, vielleicht redeten die Leute in den Pubs ja jetzt auch über ihn, Ulreich.

Wie es sich für einen heimlichen Helden gehört, redete Ulreich selbst jedoch nicht viel über sich selbst, er sagte: "Den haben wir im Training natürlich hart erarbeitet, den Spielzug." Dann grinste er.

Nach 22 Minuten fliegt der Ball direkt zu Kingsley Coman

Ein Torwart, der ein Witzchen macht, das ist ein gutes Zeichen für eine Mannschaft. Wenn die Mannschaft der FC Bayern ist und der Torwart Sven Ulreich, dann ist es sogar ein sehr gutes Zeichen. Der 29-Jährige, der zurzeit den verletzten Manuel Neuer vertritt, ist ja nicht unumstritten in München. Wenn die Leute über ihn reden, dann meist, weil er nicht so gut ist wie Neuer. Zum Beispiel Ende September, als Ulreich sich beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg den Ball ins eigene Tor gepatscht hatte. Oder ein paar Tage später, als der sog. Experte Lothar Matthäus im Fernsehen über eine mögliche Sehschwäche spekulierte (Ulreich: "Das ist dummes Geschwätz"). Dass Ulreich aber etwas besser gemacht habe als Neuer, darum war es bisher nie gegangen.

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Am Dienstag in Glasgow schlug Ulreich nach 22 Minuten einen Ball weit nach vorne, Celtic-Torwart Craig und seine Verteidiger rannten wirr aneinander vorbei, so dass Kingsley Coman ins leere Tor treffen konnte. "Das ist natürlich auch Glück, dass der Verteidiger sich verschätzt oder durchlassen möchte. Und King läuft dann gut durch", schildert Ulreich die Situation.

Die eigentliche Geschichte dieses Tores war jedoch seine direkte Vorlage. Es war die erste eines deutschen Torwarts in der Champions League seit Beginn der Datenerfassung 2003/04. Zumindest in dieser Statistik führt Ulreich jetzt also gegen Neuer. Überhaupt ist Sven Ulreich in einer besseren Form, als es die Kritik vermuten lässt. Vor einer Woche sicherte seine Parade im Elfmeterschießen gegen RB Leipzig das Weiterkommen im Pokal. Und einen Patzer hat er sich seit dem Wolfsburg-Spiel auch nicht mehr geleistet. Es sieht gerade so aus, als ob Ulreich im neuen Jahr ganz still ein wohl gehütetes Tor an Neuer zurückgeben darf.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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