U21-Europameisterschaft:England feiert "Young Trafford"

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Den hat er: James Trafford pariert den Elfmeter von Spaniens Abel Ruiz in der neunten Minute der Nachspielzeit. (Foto: Sebastian Frej/Imago)

Die englischen Junioren gewinnen das Finale der U21-EM gegen Spanien - und verdanken das ihrem Torwart, der einen Elfmeter in der Nachspielzeit samt Nachschuss pariert. James Trafford blieb zudem das ganze Turnier über ohne Gegentor.

Von Ulrich Hartmann

Fünf komplette Spiele und ein ganzes Europameisterschaftsfinale samt neunminütiger Nachspielzeit hatte der Torwart James Trafford ohne jegliches Gegentor bewältigt, als er ein letztes Mal auf die Probe gestellt wurde. England führte im U21-EM-Endspiel 1:0 gegen Spanien, als es in Minute 90+9 einen Foulelfmeter für die Spanier gab. Deren Kapitän Abel Ruiz lief an. Er hätte sein Team in die Verlängerung retten können und wäre mit seinem vierten EM-Treffer zum alleinigen Toptorschützen des Turniers avanciert. Doch Trafford parierte nicht nur den Elfmeter, sondern auch den Nachschuss von Aimar. Zum ersten Mal in der Geschichte der U21-EM blieb ein Team und damit auch ein Torwart ohne jeglichen Gegentreffer. Für Trafford, 20, summierte sich die Meisterleistung auf sechs Mal 90 Minuten, das sind inklusive Nachspielzeiten deutlich mehr als neun Stunden Fußball.

"Young Trafford", wie er in Anspielung an das Stadion "Old Trafford" von Manchester United genannt wird, ist der Held einer englischen U21-Mannschaft, die nach 39 Jahren erstmals wieder diesen wichtigsten Titel in der ältesten Juniorenklasse gewann. Die Mannschaft war gespickt mit bekannten Premier-League-Spielern: Noni Madueke und Levi Colwill vom FC Chelsea, Emile Smith Rowe vom FC Arsenal, Morgan Gibbs-White von Nottingham Forest, Anthony Gordon von Newcastle United und Curtis Jones vom FC Liverpool. Gordon wurde zum "Spieler des Turniers" gekürt, Jones als Torschütze zum "Spieler des Finals".

Erstmals seit 39 Jahren gewinnt England wieder eine U21-EM. (Foto: Sebastian Frej/Imago)

Doch der umjubelte Held war der Torwart Trafford, der bei Manchester City unter Vertrag steht und zuletzt an den Drittligisten Bolton Wanderers ausgeliehen war. Jetzt steht sein Verkauf an den Premier-League-Aufsteiger FC Burnley bevor. Die kolportierten 19 Millionen Pfund (22 Millionen Euro) Ablöse würden ihn zum drittteuersten englischen Torwart der Geschichte machen. Mehr Geld kosteten nur Jordan Pickford vor sechs Jahren bei seinem Wechsel vom AFC Sunderland zum FC Everton (28,5 Millionen Euro) und Aaron Ramsdale vor zwei Jahren bei seinem Wechsel von Sheffield United zum FC Arsenal (28 Millionen Euro).

In England wachsen mit diesem Titel weiter die Hoffnungen

Alle sechs EM-Spiele haben die Engländer gewonnen, mit dem dritten bescherten sie der enttäuschenden deutschen U21 das Turnier-Aus. Zu keiner Zeit bewähren konnte sich im deutschen Tor der Freiburger Noah Atubolu, 21, trotzdem gilt er als Favorit auf die Nachfolge der Nationaltorhüter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen. Auch Trafford gilt in England als Goalkeeper der Zukunft.

In den englischen Medien erzählen sie gern davon, dass die Eltern einen Bauernhof bewirtschaften und dass James Trafford jeden Sommer helfen muss. Bloß diesmal habe er keine Zeit gehabt. Von der Farm ins Finale, vom Hof zum Helden. "Wir sind eine großartige Mannschaft", schwelgte Trafford. In England verbinden sie mit dieser Generation große Hoffnungen für das künftige A-Nationalteam.

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