Türkgücü:Hürdenlauf durch München

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Das Dantestadion aus dem Jahr 1928 im Münchner Stadtteil Gern. (Foto: Stephan Rumpf)

Präsident Taskin Akkay hat in der Regionalliga-Lizenzierung das Dantestadion als Spielstätte angegeben - doch dort sind schon Footballer und Leichtathleten zugange. Die Stadt erklärt, die Verfügbarkeit sei deshalb "auf bestimmte Saisonzeiten beschränkt". Zudem sind Baumaßnahmen nötig.

Von Christoph Leischwitz

Er sei mittlerweile ein "Stadionprofi", sagt Taskin Akkay, er könne deshalb sehr gut einschätzen, ob eine Spielstätte tauglich ist für Regionalliga-Fußball. In den vergangenen Wochen hat der Präsident von Türkgücü München viel Druck gemacht, um für seine Viertliga-Mannschaft eine neue Spielstätte zu finden, weil im Grünwalder Stadion künftig kein Platz mehr sein wird. Nun gab er beim Verband einfach mal das Dantestadion als künftige Heimat an - das jahrelange, kategorische Nein der Stadt hatte Akkay nie akzeptiert. Jetzt muss das 96 Jahre alte Stadion im Stadtteil Gern, in dem Türkgücü in den Achtziger- und Neunzigerjahren bereits spielte, allerdings noch passend gemacht werden - Miet- und Nebenkosten wären deutlich geringer als im Grünwalder. Aber es spielen schon mehrere Mannschaften der Football-Vereine Munich Cowboys und München Rangers im Dantestadion, auch die Leichtathleten halten hier Veranstaltungen ab. Diese Hürden, findet Akkay, seien aber leicht zu überspringen.

Bei einer Begehung Mitte kommender Woche werden noch einige Details besprochen. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) verlangt für die Regionalliga unter anderem eine strikte Trennung der Gästefans. Dazu gehört ein sogenannter "Käfig", also ein umzäunter Bereich, zusätzliche (mobile) Toiletten oder auch ein Gästekiosk. "Das alles sind meiner Meinung nach geringfügige Maßnahmen", sagt Akkay. Ob es wirklich so einfach ist, wird sich erst noch zeigen.

Einerseits erklärte das Sportreferat auf SZ-Anfrage, dass Türkgücü eine "eingeschränkte Stadionverfügbarkeitserklärung" erhalten habe. Der Betrieb der anderen Sportarten dürfe aber nicht eingeschränkt werden, die Verfügbarkeit sei deshalb "auf bestimmte Saisonzeiten beschränkt" - wenn man den Spielplan der Footballer studiert, bedeutet das: Türkgücü kann erst ab September regelmäßig Heimspiele austragen. Die Saison beginnt im Juli. Außerdem dürften im Dantestadion keine sogenannten Risikospiele stattfinden. Und: Das Referat habe "gegenüber Türkgücü klargestellt, dass etwaige bauliche Maßnahmen (...) nicht zulasten des Haushalts" der Stadt München gehen dürfen, der Trainingsbetrieb anderer Sportarten darf dadurch auch nicht eingeschränkt sein.

Überraschenderweise erklärt Akkay aber auf Nachfrage: "Wir gehen davon aus, dass wir alle Spiele im Dantestadion spielen." Eine Ausweichstätte wie aktuell beim SV Heimstetten sei demnach nicht nötig. Er geht auch in gewisser Hinsicht auf Konfrontation mit dem Sportreferat, wenn er sagt: "Das Referat kann das Budget nicht festlegen." Akkay sieht nach den unterstützenden Anträgen der SPD und der CSU den "politischen Willen in der Stadt", Türkgücü zu helfen. Und demnach auch den Willen, die Kosten zu tragen. Wie hoch diese sind, wird erst nach der Begehung bekannt werden - und damit auch, wie groß der politische Wille wirklich ist.

"Die Stadt ist da sicher professionell genug, Fördertöpfe anzuzapfen", sagt Akkay

Eine weitere Hürde: Der BFV muss dem Türkgücü-Termin-Tetris ebenfalls erst noch zustimmen, wenn möglicherweise über Monate hinweg keine Heimspiele möglich sind. Obendrein verlangt der Verband nach einem Jahr eine Flutlichtanlage, die im Dantestadion für den Fußball aber umgebaut werden müsste - eine Maßnahme, deren Kosten mindestens im fünfstelligen Bereich liegen dürften. "Die Stadt ist da sicher professionell genug, Fördertöpfe anzuzapfen", sagt Akkay, "mit einer guten Planung ist alles möglich."

Allerdings wird genau das Türkgücü selbst immer wieder vorgeworfen: dass die Planung alles andere als professionell sei. So musste nach SZ-Informationen etwa die Vorausmiete für das Heimspiel im Grünwalder Stadion am Sonntag gegen den FC Schweinfurt erneut angemahnt werden. Einen Punktabzug hatte die Mannschaft wegen schlechter Organisation auch schon über sich ergehen lassen müssen. Trotz einer sportlichen Talfahrt nach dem Abschied zahlreicher Spieler im Winter erscheint der Ligaverbleib angesichts des Punktepolsters wahrscheinlich. Ob der Verein dann aber auch über eine regionalligataugliche Mannschaft verfügen wird, ob Trainer Alper Kayabunar weiter zur Verfügung steht? Es sind insgesamt sehr viele Hürden, die Türkgücü noch zu überspringen hat.

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