SSV Jahn - TSV 1860:Schubs den Löwen

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Je ein Punkt - und die Frage, was dieser wert ist: Morris Schröter (li.) brachte Sechzig in Führung, Dominik Kother (re.) bereitete mit einer Ecke den Regensburger Ausgleich vor. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Vor dem Spiel hätten sich die Münchner über ein Remis in Regensburg gefreut, danach war das ganz und gar nicht mehr so. Möglicherweise hat die Zwarts-Klausel den Spielausgang mitentschieden.

Von Christoph Leischwitz

Rumms - bing, rumms - bing, rumms - bing! Das sah zunächst nicht gut aus für Sechzig. Ein Sponsor hatte an der Ostseite des Jahnstadions einen weiß-blauen Hau-den-Lukas aufgestellt, von dem zahlreiche in Rot gekleidete Jahn-Fans Gebrauch machten. Einige stellten sich dabei recht ordentlich an. Ordentlicher jedenfalls als hernach die Spieler, die die prächtige Stimmung in der (gar nicht so oft) ausverkauften Arena nicht in ein Schlag-den-Löwen ummünzen konnten. Wumms gab es lange nur bei Fouls, und geklingelt hat es erst ganz spät: Der eingewechselte Elias Huth köpfelte nach 81 Minuten das glückliche 1:1 für Jahn Regensburg. 1860 hatte nach 53 Minuten durch ein Kontertor von Morris Schröter hochverdient geführt.

"Wir wussten, die kommen über das Kämpferische", sagte Sechzigs Marlon Frey nach einem Spiel, das ihn in diesem Wissen bestätigt hatte. Vor dem Spiel hätte man sich bei Sechzig über ein Remis gefreut, danach war das ganz und gar nicht mehr so. "Wir sind alle sehr enttäuscht", sagte Frey, "wir müssen hier auf 2:0, 3:0 oder sogar 4:0 erhöhen. Du spielst gegen den Tabellenführer, dann musst du die halt killen." Aber das mit dem Draufhauen klappte eben auch bei Sechzig nicht. Fynn Lakenmacher ist so ein Mannsbild, wenngleich aus Norddeutschland, der es beim Hau-den-Lukas Dutzende Male am Stück klingeln lassen könnte, ins Tor hat er in dieser Spielzeit aber nur viermal getroffen. Er hätte gut und gerne drei Treffer folgen lassen können, doch der 23-Jährige agierte vor dem Tor oft zu zögerlich. "Es ist manchmal nicht gut, wenn man zu viel Zeit hat, nachzudenken", sinnierte Torschütze Schröter.

Lakenmacher war diesmal vermutlich nur ein Vertreter für Joël Zwarts, der gar nicht mitgereist war zu seinem ehemaligen Klub. Möglicherweise hat die Klausel, wonach die Löwen ein Zwarts-Einsatz gegen den Jahn 50 000 Euro gekostet hätte, den Spielausgang ein wenig mitentschieden.

Nach dem Spiel begann allerorten eine Diskussion darüber, wie viel der Punkt nun wohl wert sei. "Och, wir nehmen den jetzt mal mit", sagte Sechzigs Torschütze Schröter. Regensburgs Kapitän Andreas Geipl fand: "Der kann noch Gold wert sein." Und das vor den beiden Duellen gegen den neuen Tabellenführer Ulm und den Verfolger Dynamo Dresden, der in zwei Wochen anreist.

Die Regensburger hätten sich auch schon über einen frühen Rückstand nicht beschweren können. Zunächst verlor der erneut von Beginn an aufgestellte Eliot Muteba ein Laufduell gegen Benedikt Saller nur knapp, dann stand Lakenmacher nach einer klugen Kombination plötzlich allein vor Jahn-Keeper Felix Gebhardt - der blieb ruhig stehen und parierte (4.). Der Jahn hatte sein System im Spielaufbau umgestellt, die Sechziger überließen dem Favoriten oft den Ball. Regensburg, und das ist ein Problem im Aufstiegskampf, kann mit Ballbesitz gar nicht so viel anfangen, und das war der Mannschaft auch diesmal anzumerken. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte setzte Konrad Faber eine Flanke auf das Tornetz - das war die bis dahin größte Annäherung an das Löwen-Tor. Die Sechziger immerhin verzeichneten noch einen gefährlichen Kopfball durch Linksverteidiger Leroy Kwadwo (24.). Kurz vor der Pause hätte sich der Jahn auch nur ein bisschen beschweren dürfen, wenn Kapitän Geipl Rot gesehen hätte - gleich zweimal holte er mit dem Arm gegen Julian Guttau aus, der fairerweise stehen blieb (43.).

Die Löwen lassen sich nicht von ihrem Plan abhalten, konsequent zu kontern

Und weil sich der Jahn auch nach der Pause nicht so recht zu helfen wusste, ging man punktuell über zu einem Schubs-den-Löwen (Bulic gegen Muteba, 51.) oder auch Grätsch-den-Löwen-ab (Saller gegen Kwadwo, gelbe Karte, ebenfalls 51.). Die Gäste ließen sich dadurch aber nicht von ihrem Plan abhalten, konsequent zu kontern. Dann war es so weit: Muteba luchste Saller am Seitenrand den Ball ab, über Julian Guttau landete er bei Schröter, der nach einem Haken ins nahe Eck abschloss. Es folgten ein Lattenkopfball von Sechzigs Michael Glück (57.) und eine Doppelchance von Lakenmacher, bei der er sich zweimal den Ball vorlegte, anstatt sofort den Hammer zu schwingen.

Man habe sich für ein "tiefes Mittelfeld-Pressing" entschieden, sagte Sechzigs Trainer Argirios Giannikis, auch wollte man die sogenannten zweiten Bälle, die Regensburg gerne erobere, verhindern. Er deutete an, dass dies angesichts der Temperaturen eine riskante Spielweise war - in der Tat konnte Sechzig nach dem Ausgleich nichts mehr entgegensetzen. Die vielen Fans in Rot und in Blau dürften sich hernach einig gewesen sein: Es hätten mehr Tore fallen können, doch insgesamt war es durchaus ein Hammerspiel.

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