TSV 1860 München:Gratwanderung zum Start des neuen Trainers

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"Ich schaue erst auf das Spiel gegen Köln, dann schaue ich auf die Tabelle." - Maurizio Jacobacci. (Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Trainer Jacobacci gibt sein Debüt gegen Viktoria Köln und hofft, dass ein Erfolgserlebnis zu Ruhe führt. Das ist zu bezweifeln: Auf dem Instagram-Kanal von Investor Ismaik wird Reisinger "Kreisklassenpräsident" und der Ultrablock "zündelndes Pack" genannt.

Von Christoph Leischwitz

An diesem Samstag gibt der neue Trainer Maurizio Jacobacci seine Premiere beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München. Olaf Janßen, der Übungsleiter des Gegners Viktoria Köln, sprach in diesem Zusammenhang tatsächlich von der "schwierigsten Aufgabe der Saison" - weil Sechzig mit dem neuen, ausländischen Coach aktuell nicht berechenbar sei. Wie sich die Löwen-Mannschaft dann unter dem 60-jährigen Jacobacci präsentieren wird, ist auf verschiedenen Ebenen wichtig. Er habe auch Zeitung gelesen, erklärte Jacobacci, er befasse sich nicht mit internen Scharmützeln, aber es sei ja klar, dass positive Ergebnisse Ruhe bringen könnten.

Jacobacci befindet sich in seinen ersten Arbeitstagen auf einer interessanten Gratwanderung zwischen Routinen finden und genau so viel zu verändern, dass er den viel beschworenen Impuls liefern kann, für den er geholt wurde. Den Weg zum Stadion kennt er schon "fast auswendig", die Namen der Spieler "alle auswendig", und er erweckt durch eine gewisse Geheimniskrämerei um Aufstellung und Taktik auch den Eindruck, einen interessanten Plan für das Spiel gegen Köln in der Jacketttasche zu haben (Jacobacci erklärte am Freitag, der Spieltag sei ein "Festtag", zu dem er nie im Trainingsanzug erscheine).

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:"Sie müssen den Klub sofort verlassen. Herzlich, Anthony Power"

Investor Ismaik berichtet, über die Entlassung von Trainer Köllner nicht informiert worden zu sein. Sein Münchner Statthalter erhielt aber eine Email von Sport-Geschäftsführer Gorenzel - und antwortete umgehend mit einer Rücktrittsforderung.

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Schon in seinen ersten Partien wird sich entscheiden, ob die Löwen auch offiziell wieder vom Aufstieg träumen dürfen oder nicht, der Aufstiegsrelegationsplatz ist nur fünf Punkte entfernt, weil der Tabellenzweite SC Freiburg II nicht aufsteigen darf. "Ich schaue erst auf das Spiel gegen Köln, dann schaue ich auf die Tabelle", sagt Jacobacci.

Die Startelf wiederum wird weisen, wie viel Veränderung er dabei wagt, nachdem Abwehr und Angriff gleichermaßen oft problembelastet daherkamen in den vergangenen Wochen. Es gehe darum, "einen Funken" überspringen zu lassen zu den "fantastischen Fans" von 1860 München. Dabei fehlt allein Tim Rieder, der sich am Freitag vor einer Woche in Halle (0:0) kurz nach seiner Einwechslung verletzte und wohl bis zum Saisonende ausfällt.

Die fantastischen Fans wiederum dürften sich auch auf einer Gratwanderung befinden: Wie sehr kritisieren wir den Investor und seine Stellvertreter weiterhin, wie sehr konzentrieren wir uns diesmal rein aufs Sportliche? In Halle war der Protest gegen Hasan Ismaiks Statthalter, Anthony Power, exklusiv gewesen. "Power muss weg", war am Zaun zu lesen, sonst gar nichts - weil Ultras andere Gruppierungen aufgefordert hatten, sonst nichts aufzuhängen. Ruhe kam dann auch nach der Verpflichtung Jacobaccis am Sonntag nicht auf, die Beteiligten stritten weiter um das Prozedere der Entlassung seines Vorgängers Michael Köllner. In der Story von Ismaiks Instagram-Kanal wurden dann auch noch Kommentare von Fans aus Internetforen zitiert. Ein Kommentar etwa, in dem Präsident Robert Reisinger als "Kreisklassenpräsident" bezeichnet wurde. Und ein anderer, der die Ultras "zündelndes Pack" nannte. Schwer vorstellbar bei 1860 München, dass ein erfolgreiches Fußballspiel genügt, um den Dauerzwist zu beenden.

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