Es ging bei Michael Köllner vor diesem zukunftsweisenden oberbayerischen Drittliga-Duell recht viel um die Vergangenheit. Natürlich, über die Arbeit seines Nachfolgers Maurizio Jacobacci könne er sich kein Urteil erlauben, 1860 München spiele nun Jacobacci-Fußball und keinen Köllner-Fußball mehr.
Am Samstag (16.30 Uhr) trifft Köllner, 53, zum ersten Mal mit dem FC Ingolstadt auf seinen ehemaligen Klub, 13 500 Zuschauer werden in der Arena der Schanzer erwartet, darunter vermutlich sehr viel mehr Löwen als Schwarz-Rote, und fast schien es am Freitag, als wolle er jene Fans vorab noch ein wenig milde stimmen. "Einmal Löwe, immer Löwe - das ist kein blöder Spruch", säuselte er, um dann aber überdeutlich über seinen ehemaligen Geschäftsführer Günther Gorenzel herzuziehen, der bekanntlich auch nicht mehr bei Sechzig arbeitet. Dieser habe ihm damals nicht die Möglichkeit gegeben, sich nach seinem Rauswurf Anfang Februar anständig von den Fans zu verabschieden. Außerdem sei Jacobacci ja nur sein Nach-Nachfolger, weil sich der Geschäftsführer selbst "als Trainer austoben musste" - das damals angepeilte Löwen-Ziel Aufstieg habe sich genau in jenen vier Partien zerschlagen, nicht zu seiner eigenen Amtszeit. Ganz zu Beginn der Pressekonferenz sagte Köllner noch, dass sein Team klar als Außenseiter ins Spiel gehe, zumal es gerade recht viele verletzte und erkrankte Spieler zu beklagen habe.
"Ich weiß nicht, wieso er Außenseiter sein sollte", entgegnete in München Sechzig-Trainer Jacobacci, dessen Konferenz eine halbe Stunde später begann, "wir spielen auswärts!" Was angesichts der zu erwartenden Fankulisse freilich nur bedingt stimmt. Wie Köllner von 1860 erwartet Jacobacci vom FCI eine Reaktion auf den unerfreulichen Saisonstart und deutete eine Gemeinsamkeit mit seinem Vor-Vorgänger an: den Druck. Für beide könnte es angesichts des Tabellenstandes im Falle einer Niederlage schon ungemütlich werden. "So oder so", merkte der Schweizer noch an, er werde in keinem Fall "nach dem Spiel den Weg zum Oktoberfest finden". Der "volle Fokus" auf den Fußball wirkte vielleicht etwas verbissen, aber so ist es eben unter Druck.