Transfers in der Fußball-Bundesliga:Zurück zum Ex

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Zurück zum Ex: Thiago (rechts) und Pep Guardiola. (Foto: AFP)

Der Wechsel von Bayerns Thiago zu seinem früheren Trainer Pep Guardiola ist kein Einzelfall: Viele Spieler zieht es momentan zu ihren früheren Übungsleitern zurück. Der Trend zum Ex klingt romantisch - es sind vor allem die Trainer, die profitieren.

Von Christof Kneer

Möglicherweise finden sich diese Sätze irgendwo im Handbuch für Fußball- Manager. Man muss wahrscheinlich ein bisschen blättern, bis man auf die Sätze stößt, sie zählen nicht zu jenen, die man jeden Tag anwendet. Zuletzt hat man die Ligamanager aber erstaunlich häufig von diesen Sätzen Gebrauch machen hören. Die Sätze gehen so: Ja, es stimmt, dass unser Trainer diesen Spieler besonders gut kennt, aber der Spieler ist nicht nur wegen des Trainers hier. Wir hatten ihn auch vorher schon auf dem Zettel.

So ungefähr haben sie zuletzt alle geklungen, die Klub- oder Sportchefs Karl-Heinz Rummenigge (München), Klaus Allofs (Wolfsburg), Max Eberl (Gladbach) oder Thomas Eichin (Bremen). Klub- oder Sportchefs müssen schließlich den Eindruck erwecken, dass sie jede Personalie mehrere Jahre seriös analysiert, abgewogen und schließlich zur Reife gebracht haben. Wäre ja noch schöner, wenn sie sagen würden: Hm, also, diesen Spieler da, den haben wir nur geholt, weil unser Trainer ihn haben wollte.

Trainer machen Personalpolitik: Bis vor kurzem hat sich dieser kleine Sommertrend listig hinter auffälligeren Sommertrends wegducken können, man hat ihn kaum bemerkt bisher. Aber seit der prominente Trainer Guardiola den prominenten Spieler Thiago vom prominenten FC Barcelona mit einem prominenten Spruch ("Thiago oder nix") zum prominenten FC Bayern geholt hat, ist es aus mit dem Versteckspiel. Thiago gibt diesem Trend ein Gesicht - weshalb man plötzlich auch die anderen Gesichter sehen kann.

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Jenes von Raffael etwa, der gerade zu seinem früheren Züricher und Berliner Lieblingstrainer Lucien Favre nach Mönchengladbach gewechselt ist; jenes von Cedrick Makiadi, den sein ehemaliger Freiburger Trainer Robin Dutt zu Werder Bremen gelotst hat; jenes von Timm Klose, der seinem einstigen Nürnberger Coach Dieter Hecking zum VfL Wolfsburg gefolgt ist; jenes der Angreifer Sercan Sararer (Stuttgart) und Jacques Zoua (HSV), die von den Trainern Bruno Labbadia und Thorsten Fink schon bei anderen Klubs gefördert wurden; nicht zu vergessen die Gesichter von Alexander Baumjohann, Haijme Hosogai, Johannes van den Bergh und Sebastian Langkamp. Sie zählen zur "Reisegruppe Luhukay": Sie sind jenem Trainer zu Hertha BSC nachgereist, den sie schon in Gladbach (Baumjohann, van den Bergh) oder Augsburg (Hosogai, Langkamp) schätzen lernten. Dort, wo wiederum Luhukay sie schätzen lernte.

Der Trend zum Ex klingt romantisch, aber es ist vor allem die dienstliche Seite, die auch von den Sportchefs unterstützt wird. "Aufgewärmte Liebe kann zwar problematisch sein, aber nur, wenn man einen Spieler zurückholt, der es anderswo vielleicht nicht geschafft hat", sagt Gladbachs Manager Max Eberl; er hat nicht "hier!" gerufen, als Chelsea einen Leihnehmer für den Ex-Gladbacher Marko Marin suchte. "Etwas anderes ist es, wenn man dem Trainer einen Gefallen tun kann", sagt er - wie bei Raffael, der ohne Favre ein geschmeidiger Spieler mit Hang zum schläfrigen Abspiel ist und mit Favre ein geschmeidiger Spieler mit Hang zum tödlichen Pass.

Ein Blick auf diese Transfers zeigt, wann die Verflossenen besonders attraktiv sind für die früheren Trainer. Sie sind es dann, wenn die Trainer Sicherheit und Vertraute brauchen - weil sie neu oder ziemlich neu sind wie Guardiola in München, Dutt in Bremen und Hecking in Wolfsburg; oder wenn die Liga neu ist, wie bei Luhukay in Berlin. "Jeder Transfer, den wir machen, muss passen", sagt Luhukay. Dutt sagt: "Transfers beinhalten immer Risiken, und die kann man minimieren, wenn man jemanden als Spieler und Mensch kennt."

Die spannendste Liebesgeschichte erzählt aber natürlich der FC Bayern: Dort soll der Spanier Thiago den nicht-spanischen Kollegen zeigen, wie der spanische Trainer sich Fußball vorstellt, und die nicht-spanischen Kollegen dürfen nicht sauer sein, wenn der Spanier sie dabei aus der ersten Elf verdrängt.

© SZ vom 20.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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