Trainer Jos Luhukay verlässt den FCA:Abschied aus der Augsburger Idylle

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Auch der zweite Baumeister der jüngsten Erfolgsgeschichte geht: Nach Manager Andreas Rettig verlässt auch Trainer Jos Luhukay den FC Augsburg - entnervt über manche Entscheidungen im Verein. Er soll durch Regensburgs Coach Markus Weinzierl ersetzt werden.

Stefan Mayr und Kathrin Steinbichler

Die Autofahrt, die Jos Luhukay jüngst unternahm, war kurz. Rund eine halbe Stunde dauert es, um die Strecke vom Borussia-Park in Mönchengladbach ins niederländische Venlo zurückzulegen, wo Luhukays Familie lebt. So eine Fahrt langt zum Mitsummen von sechs bis sieben Songs aus dem Autoradio. Oder aber für einen Gedankengang, der eine Liebesgeschichte besiegelt.

Abschied aus Augsburg: Trainer Jos Luhukay (links) und Manager Andreas Rettig. (Foto: dapd)

Es ist ganz gut, wenn das Team auch mal ohne den Trainer feiert", hatte Luhukay gesagt, bevor er am Borussia-Park ins Auto stieg. Seiner Mannschaft, dem FC Augsburg, war da gerade als Liga-Debütant durch ein 0:0 der Klassenverbleib geglückt. Im Angesicht der Feierlichkeiten hatte die Augsburger Stadtverwaltung eine Verordnung "zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" ausgesprochen, "insbesondere zum Schutz von Leben, Gesundheit und Sachwerten, deren Erhaltung im öffentlichen Interesse steht".

Tausende in der Region jubelten, doch Luhukay bekam davon nichts mit. Während die Mannschaft in den Südwesten zum Feiern flog, fuhr er Richtung Nordost zur Familie. Es war eine Trennung, die wohl bald von Dauer sein wird. Denn Luhukay, der mit dem Klassenverbleib des FCA für eine der größten Überraschungen dieser Bundesliga-Spielzeit gesorgt hat, wird seinen Trainerposten bei den Schwaben zum Saisonende aufgeben.

Am Freitag, bei der Pressekonferenz vor dem abschließenden Heimspiel gegen den Hamburger SV, wollten sich weder Luhukay noch Geschäftsführer Andreas Rettig zum Thema äußern. In ihren Gesichtern aber lag eine Anspannung, als ob der FCA gerade per Zwangsabstieg in die Bezirksliga Schwaben Nord zurückgestuft worden wäre. "Der Schwebezustand ist unbefriedigend, bis Sonntag muss das geklärt sein. Wir werden die Spieler nicht mit Unklarheit in den Urlaub schicken", meinte Rettig, der eigentlich nichts mehr zu tun hat mit den Personalplanungen für die kommende Saison.

Rettigs Abschied steht lange fest, er wird als Geschäftsführer zur Deutschen Fußball Liga (DFL) nach Frankfurt wechseln. Dass nun neben ihm auch der zweite Baumeister des Erfolgs den Klub verlassen will, stört das idyllische Bild, dass die Liga sich vom FCA gezeichnet hatte.

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Anders als andere vom Abstieg bedrohte Vereine hatte der FCA stets am Führungspersonal festgehalten. Vorstandschef Walther Seinsch hatte Luhukay schon zum Saisonstart bescheinigt, dass er alle Spiele verlieren könne und trotzdem keine Sorge um den Job haben müsse. Am Ende hat Luhukay öfter gewonnen, als ihm alle zugetraut haben - trotzdem will er nicht mehr bleiben. Denn gerade die Entscheidungen der Führungsriege im Verein hatten Luhukay zuletzt entnervt. Und so wie er machen sich inzwischen einige im Umfeld des FCA Sorgen über dessen Entwicklung.

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Dass etwa in Manfred Paula der noch unerfahrene ehemalige Jugendleiter des FCA den Posten des Sportmanagers übernimmt, erfuhr Luhukay erst, als die Entscheidung gefallen war. Inzwischen soll Paula künftige Spieler gesichtet und angesprochen haben, ohne dabei Luhukay in die Überlegungen konkret einzubeziehen. Die am Saisonende auslaufenden Arbeitspapiere von Luhukays Assistenztrainern Rob Reekers und Markus Gellhaus dagegen wurden bis jetzt noch nicht erneuert, obwohl Luhukay selbst bereits nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer bis 2013 verlängert hatte.

Ein Nachfolger für Luhukay könnte bereits gefunden sein: Markus Weinzierl, 37, der als Trainer von Jahn Regensburg noch um den Zweitligaaufstieg kämpft, wurde vom FCA kontaktiert. "Wir sind sehr überrascht", bestätigte Regensburgs Geschäftsführer Franz Gerber. Die Anfrage sei an den Trainer gegangen, der Verein habe nichts gewusst. Am Samstag muss Regensburg im letzten Heimspiel gegen den Ligavorletzten aus Jena punkten, um die Aufstiegsspiele gegen den Drittletzten der zweiten Liga zu erreichen.

An der Wertschätzung des Trainers bestehen auch ansatzweise keine Zweifel", betonte am Freitag Andreas Rettig, der Luhukay 2009 zum FCA geholt und stets eng mit ihm kooperiert hatte. Die Arbeit des Niederländers hat Interesse geweckt, und ausgerechnet im Westen, wo Luhukays Heimatgemeinde Venlo an die deutsche Grenze anschließt, sind gerade Planstellen zu besetzen. Die Trainerposten beim 1. FC Köln und in Leverkusen stehen zur Diskussion, auch Favres Verbleib in Mönchengladbach ist unklar. Dazu kommt mancher Zweitligist wie Alemannia Aachen, der sich einen neuen Mann an der Seitenlinie wünscht.

Ich habe keinerlei Kontakte zu anderen Vereinen", versuchte Luhukay jede Spekulation zu zerstreuen. Er und der FCA seien "in Verhandlungen. Ich hoffe, dass sehr zeitnah eine Entscheidung getroffen wird". Ob es um die Bedingungen eines neuen Vertrags geht oder um die Auflösung des alten, sagte er nicht. Fest steht nur, dass der nach Augsburg ausgeliehene Hajime Hosogai nach Leverkusen zurückkehren wird. Für den Sonntag hat nun Andreas Rettig seine bisherigen Mitarbeiter ins Brauhaus Riegele geladen. Wie es aussieht, wird dabei noch ein weiterer Abschied zu besiegeln sein.

© SZ vom 05.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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