Trainer Felix Magath:Mensch, Wolfgang!

Quälix, Querulant und Meistertrainer: Felix Magath wurde in der Bundesliga bereits geliebt - jedoch noch öfter gefeuert. Jetzt ist seine zweite Amtszeit als Trainer in Wolfsburg zu Ende.

Sein Leben in Bildern.

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Quälix, Querulant und Meistertrainer: Felix Magath wurde in der Bundesliga bereits geliebt - jedoch noch öfter gefeuert. Jetzt ist seine zweite Amtszeit als Trainer in Wolfsburg zu Ende. Ein Porträt in Bildern. Felix Magath beim VfL Wolfsburg? Da war doch was. 2009 vollbrachte er das Kunststück, den grauen Klub aus Ostniedersachsen tatsächlich zum Meistertitel zu führen. Für Magath war dies sozusagen ein Höhepunkt seiner Karriere - doch es hätte kaum zu ihm gepasst, diesen Triumph angemessen auszukosten. Wolfsburg qualifizierte sich folglich für die Champions League, Magath jedoch verließ den Klub in Richtung Schalke. Doch dazu später mehr.

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Die Kindheit von Felix Magath, 1953 geboren in Aschaffenburg, war keine unbeschwerte. Mutter Helene war aus Ostpreußen geflüchtet, Vater Felix stammt aus Puerto Rico und leistete in Aschaffenburg seinen Dienst in der US-Army. 1954 ging er nach Puero Rico zurück, ließ Helene und Sohn Wolfgang Felix (so heißt Magath mit vollem Namen) zurück. Jahrelang hatte Magath keinen Kontakt zu seinem Vater, großer sozialer Rückhalt wurde deshalb der Sportverein. "Ich habe das ganze Leben im Verein zugebracht. Ich habe das verinnerlicht" , sagte Magath einmal der SZ. Erst mit 15 Jahren trat Magath per Brief mit seinem Vater in Kontakt - seit einigen Jahren besucht er ihn regelmäßig mit seiner Familie. Nebenbei bastelte Magath natürlich an seiner Fußballkarriere. 1974 wechselte er zum 1. FC Saarbrücken (im Bild) - zwar nur in die zweite Liga, aber immerhin.

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Durch seine guten Leistungen in Saarbrücken (76 Spiele, 29 Tore) qualifizierte sich Magath auch bald für ein Engagement in der Bundesliga. Er wechselte 1976 zum Hamburger SV, der seine große sportliche Liebe werden sollte. Magath holte drei Meistertitel (1979, 1982, 1983), zwei Europapokalsiege (1977, 1983) - und blieb bis zu seinem Karrierenende in Hamburg.

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Privat ging Magath seine erste Ehe mit Stefanie ein, das Bild zeigt ihn 1981 bei einem Spaziergang mit Tochter Victoria. Sportlich machte Magath in dieser Zeit große Schritte...

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... denn auch in die Nationalmannschaft wurde Magath berufen. Von 1977 bis 1986 absolvierte er 43 Länderspiele, wurde 1980 Europameister. Magath bestach vor allem durch seine Emsigkeit und seinen Fleiß. "Ich habe nie wieder einen Spielmacher gesehen, der so viel gelaufen ist", sagte sein einstiger Teamkollege Ditmar Jakobs.

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Doch auch diese Zeit verlief nicht immer glücklich, da Magath als Spielmacher häufig im Schatten von Paul Breitner stand. Nach der WM 1982 in Spanien (hier die Aufnahmen zum offiziellen Song "Olé Espania" mit Michael Schanze) erklärte er seinen Rücktritt, ließ sich von zwei Jahre später von Derwall-Nachfolger Franz Beckenbauer noch einmal überreden. Doch auch mit dem gab es Zoff: Im Finale 1986 gegen Argentinien holte ihn Beckenbauer nach nur einer Stunde vom Platz - Magath nahm ihm das noch viele Jahre übel.

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Magath kehrte nicht mehr zurück, sondern wurde Manager beim Hamburger SV, später auch beim 1. FC Saarbrücken und Bayer Uerdingen. Magath erwarb jedoch auch den Trainerschein, entschied sich 1992 für ein Engagement beim FC Bremerhaven und wechselte anschließend (natürlich) zum Hamburger SV (im Bild). Er führte den Klub ins Achtelfinale des Europapokals 1996/97, wurde wenige Monate später jedoch beurlaubt. Die Gründe kommen bekannt vor: zu wenig Kommunikation und zu hartes Training. Der Spitzname "Quälix" wurde geboren, sogar "Menschenschinder" wurde er einmal genannt.

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Früh erarbeitete sich Magath seinen Ruf als Querulant - der 1. FC Nürnberg verpflichtete ihn 1997 trotzdem. Magath führte den Zweitligisten zurück in die Eliteklasse, konnte sich mit der Vereinsführung jedoch nicht auf einen Folgevertrag einigen - und ging. Als er in einem TV-Interview danach gefragt wurde, was in Nürnberg unprofessionell sei, da sagt Magath: "Alles."

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Im Oktober 1998 wurde Magath von Werder Bremen verpflichtet (im Bild mit Willi Lenke), doch auch dieses Amt bekleidete er nur kurz. Er führte Bremen ins Pokalfinale, steckte jedoch gleichzeitig im Abstiegskampf. Zudem entwickelte einige unangenehme Eigenschaften fort, überwarf sich gleichzeitig mit Vorstand, Spielern und Fans. Zu viel für Werder - Magath musste weg. Sein Leitsatz ("Nicht ich bin hart, hart ist das Geschäft") passte einfach nicht an die Weser.

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Nächste Trainerstation für Felix Magath war Eintracht Frankfurt (hier mit Torwart Dirk Heinen und Stürmer Thomas Reichenberger). Magath rettete die Eintracht 1999 vor dem Abstieg, blieb erstaunliche zwei Jahre, spielte dann jedoch erneut gegen den Abstieg. Frankfurt verlor im Januar 2001 1:5 zu Hause gegen den 1. FC Köln - Magath musste gehen.

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Trotz seiner allseits kurzen Intermezzi fand Magath sogleich wieder einen neuen Job - diesmal beim VfB Stuttgart (hier mit Fernando Meira), den er 2003 zum Vizemeistertitel führte.

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Magath lieferte in Stuttgart sehr gute Arbeit, das bescheinigten ihm auch seine Kritiker. Er machte Krassimir Balakov (im Bild) wieder zum starken Mann im Mittelfeld, förderte Spieler wie Kevin Kuranyi oder Philipp Lahm, sogar Mario Gomez kam unter Magath zu seinen ersten Einsätzen. Aus dem "Feuerwehrmann" war ein "Trainerfachmann" geworden - und so überraschte es kaum, dass er sich 2004 für einen Wechsel zum Branchenprimus entschied.

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(Foto: AP)

Zum FC Bayern nämlich, wo er plötzlich mit Nationalspielern wie Michael Ballack arbeiten musste. Das gelang ihm gut: Gleich zweimal nacheinander holte Magath das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal, was vor ihm noch niemand geschafft hatte.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Weißbierdusche, hier nach dem Saisonfinale 2006 gegen Borussia Dortmund, war ihm damit gewiss. Auch abseits des Platzes...

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... führte sich Magath gut ein, schlug sich beachtlich auf dem Oktoberfest (hier mit Tochter Kiara und seiner zweiten Frau Nicola). Nur in der Champions League lief es nicht so recht: 2005 schieden die Münchner im Viertelfinale aus, im Jahr darauf sogar bereits im Achtelfinale.

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(Foto: AFP)

Und so wurde Kritik an Magath laut. Er habe der Mannschaft kein Gesicht verliehen, besonders Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schwang sich zum Chefkritiker auf. Magath wurde im Januar 2007 beurlaubt - auch wenn Rummenigge später einmal sagte: "Im Nachhinein muss man sagen, dass wir vielleicht damals zu schnell gehandelt haben."

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(Foto: N/A)

Magath gönnte sich nur ein halbes Jahr Pause (hier in recht fragwürdiger Pose mit Ehefrau Nicola) und entwickelte seinen Plan, künftig als Alleinherrscher fungieren zu wollen. Trainer und Manager, so müsse es sein, fand Magath. In einem Interview sagte er: "Der Profifußball ist so strukturiert, dass nur einer das Sagen haben kann."

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(Foto: ddp)

Magath wechselte anschließend nicht wie vermutet zum Hamburger SV, sondern nach Wolfsburg - und diese Geschichte ist bereits bekannt. Mit Dzeko und Grafite wurde Wolfsburg Meister, Magath erhielt die verdiente Dusche...

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(Foto: REUTERS)

... kippte sogar einen schönen Humpen mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Da hatte er jedoch bereits entschieden, wohin ihn sein Weg führen soll: Nach Schalke, wo er die Alleinherrschaft im sportlichen Bereich übernehmen sollte. Noch mehr Macht für Felix.

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(Foto: dpa)

Als Magath seinen neuen Klub bereits zum Ende der Saison 2009/10 überraschend auf Platz zwei führte, war ganz Schalke begeistert. "Felix + Schalke = Meister", so die neue Losung im Revier. Doch die Stimmung kippte, als Magath den großen Umbruch einläutete.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Er schickte Kevin Kuranyi und Marcelo Bordon weg, verpflichtete unzählige neue Spieler, von denen sich nicht wenige als Fehleinkäufe erwiesen. Besonders schüttelten sie auf Schalke die Köpfe, als er in der Winterpause plötzlich Ali Karimi und Angelos Charisteas aus dem Hut zauberte. Alles Welt fragte sich: Warum? Magath rechtfertigte sich stets, er wolle erst 2012 Meister werden - doch die Stimmung kippte.

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(Foto: dpa)

Einige Fans fürchteten, Magaths Philosophie der Null-Kommunikation würde dem Klub schaden und forderten dessen Ablösung. Zudem störten sie sich an seinem Dasein als Alleinherrscher. Andere jedoch glaubten an den Magathschen Dreijahresplan und verteidigten ihren Trainer gegen Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies.

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(Foto: dpa)

Für den größten Lacher dieser Tage sorgte Magath mit seinem neuen Facebook-Auftritt, mit dem er recht unbeholfen samt Video um die Gunst der kritischen Fans werben wollte. Die Charmeoffensive fruchtete nur bedingt - und Magath musste gehen. Arbeitslos blieb er genau einen Tag lang...

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(Foto: dpa)

... denn er unterschrieb überraschend beim VfL Wolfsburg - jenem Klub, den er zwei Jahre zuvor zum Meistertitel geführt hatte. Er rettete die Niedersachsen zunächst vor dem Abstieg, wurde in der Saison 2011/12 Achter. Dabei kaufte und verkaufte er wieder Spieler wie auf einem Basar. 

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Doch es folgten der Absturz auf den letzten Tabellenplatz nach acht Spieltagen und die überraschende Entlassung. Felix Magath ist damit erstmal auf der Suche nach einem neuen Verein - doch eines ist gewiss: Lange wird er nicht ohne Traineramt bleiben. Das würde einfach nicht zu ihm passen.

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