Toto-Pokal:Ein Spiel gegen die Sorgen

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Finanziell bedeutsames Spiel zu unruhiger Zeit: Hachings Trainer Arie van Lent will "eine gewisse positive Stimmung" erzeugen. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching und Türkgücü treffen im Toto-Pokal-Halbfinale aufeinander - der Sieger ist möglicherweise direkt für die nächste DFB-Pokal-Hauptrunde qualifiziert.

Von Stefan Galler und Christoph Leischwitz

Nicht dass es in Reihen der SpVgg Unterhaching sonderlich viele Löwen-Fans geben würde, dennoch dürfte sich der ein oder andere Anhänger oder auch Spieler der Rot-Blauen über den späten Siegtreffer des TSV 1860 München am Montagabend gegen Dynamo Dresden gefreut haben. Durch dieses Resultat ist es wahrscheinlicher geworden, dass sich neben dem FC Ingolstadt auch die Sechziger am Saisonende in der Drittligatabelle unter den ersten Vier einreihen und damit für den nächsten DFB-Pokal qualifizieren. Womit dem Toto-Pokal-Spiel diesen Mittwoch (19 Uhr, live auf den Facebook- und YouTube-Kanälen des Bayerischen Fußball-Verbandes) zwischen Türkgücü München und den Hachingern eine große Bedeutung zukommt: Der Sieger trifft auf den Sieger der Partie FC Ingolstadt - 1860 München. Weil diese beiden Klubs aber eben gute Chancen haben, sich über die Liga für den DFB-Pokal zu qualifizieren, reicht ganz vielleicht auch schon ein Erfolg am Mittwoch für die Teilnahme am Pokal 2021/22. Zumal derzeit nicht absehbar ist, ob und wie die bayerischen Amateurklubs wegen des pandemiebedingten Sportverbots überhaupt noch in den Qualifikationswettbewerb eingreifen.

"Natürlich ist allen bewusst, dass dieses Spiel unheimlich wichtig ist. Und wir wollen alles raushauen", sagt SpVgg-Trainer Arie van Lent. Jeder wolle schließlich im DFB-Pokal spielen. "Wer auch immer nächste Saison noch da ist." Denn eines ist völlig klar: Der Verbleib in Liga drei ist nach der 2:3-Niederlage vom Wochenende gegen Uerdingen in ganz weite Ferne gerückt. Acht Punkte liegen die Unterhachinger hinter dem rettenden 16. Platz, es stehen nur noch neun Spieltage aus. "Die Niederlage sitzt tief, die Stimmung war auch am Beginn der Woche nicht optimal", sagt van Lent, der nun darauf hofft, durch einen Erfolg im Pokal "eine gewisse positive Stimmung" entwickeln zu können.

Dabei wird er weiterhin nicht auf Moritz Heinrich (Muskelverletzung) zurückgreifen können. Flügelspieler Jannik Bandowski, der sich zuletzt gegenüber der SZ über seine Reservistenrolle und die fehlende Kommunikation mit dem Trainer beklagt hatte, ist weiterhin keine Alternative, wie der Coach unterstreicht: "Jannik weiß seit einem Gespräch im Winter mit Claus Schromm, dass es für ihn sportlich hier nicht weitergeht."

Das finanziell bedeutsame Spiel kommt für Unterhaching zu einer höchst unruhigen Zeit

Die Hintergründe des Rückzugs von Schromm, der van Lents Vorgänger als Trainer und zuletzt sportlicher Leiter gewesen ist, bleiben indes weiterhin unklar: "Ich möchte dazu nichts sagen", erklärt der aktuelle Coach. "Ich weiß nicht, ob es Meinungsverschiedenheiten gibt, ich hatte zu Claus immer das gleiche Verhältnis, vom Anfang bis zum Ende."

Das finanziell bedeutsame Spiel kommt für Unterhaching also zu einer höchst unruhigen Zeit - was die Partie in gewisser Weise noch bedeutsamer macht: Die Teilnahme am DFB-Pokal könnte Ruhe und Planungssicherheit bringen, denn ganz offensichtlich plagen den Verein auch große finanzielle Sorgen. Auch wenn Präsident Manfred Schwabl anmerkt, dass die Situation nicht so prekär sei wie noch 2015, als Unterhaching schon einmal in Liga vier rutschte: "Wir haben viele Verträge, die auch für die Regionalliga gelten", sagt er. Stephan Hain, der vergangenen Samstag nach langer Verletzungspause sein erstes Saisontor erzielte, wird wohl ebenso dabeibleiben wie der zurzeit verletzte Kapitän Dominik Stahl.

Die finanziellen Sorgen mögen beim Gegner nicht so belastend sein, aber auch für Türkgücü hat das Pokal-Derby enorme Bedeutung. Platz vier in der Liga ist zuletzt in weite Ferne gerückt, und für die Teilnahme am DFB-Pokal war der Verein im vergangenen Jahr einen monatelangen Rechtsstreit eingegangen, ohne große Aussichten auf Erfolg. So ist es auch keine Überraschung, dass Sercan Sararer wieder im Kader stehen wird, wie Türkgücüs Trainer Serdar Dayat am Dienstag erklärte. Der Spielmacher war nach SZ-Informationen vergangene Woche kurzzeitig suspendiert gewesen, angeblich, um ihm eine Verschnaufpause zu gönnen; der 31-Jährige trainierte am Montag aber wieder mit der Mannschaft. Seine Rückkehr zeigt nur, wie wichtig auch für Türkgücü die anstehende Partie ist.

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