Basketballer Theis im Nationalteam:Deutschlands härtester Türsteher

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Daniel Theis benutzt seine Arme gerne im Gewühl unter dem Korb. (Foto: David Inderlied/dpa)

Daniel Theis ist nach einem schwierigen NBA-Jahr endlich gesund. Die deutschen Basketballer brauchen seine Qualitäten bei der WM dringend - er muss aber ein Problem in den Griff kriegen.

Von Jonas Beckenkamp

Die bemaltesten deutschen Spitzensportler? Wäre doch mal eine Erhebung wert. Im Fußball fallen einem David Raum, Dzsenifer Marozsan oder Jérôme Boateng ein - und natürlich Leroy Sané, der sich selbstbewusst Leroy Sané in Jubelpose auf den Rücken tätowieren ließ. Oder Stefan Kretzschmar, der "Handballpunk", ein Klassiker aus den Anfangszeiten des Körperkults. Und der tätowierteste Basketballer ist hierzulande Daniel Theis, 31.

Seinen 2,04 Meter langen Körper will er weiterhin großflächig verzieren lassen. "Ein paar Projekte" seien noch geplant, erklärte der Center des Nationalteams in einem Podcast des Deutschen Basketballbundes (DBB), es fehlt ja zum Beispiel noch die Bronzemedaille der EM 2022. Was im Zyklus seiner DBB-Karriere darüber hinaus noch folgt, liegt auch in seinen eigenen Händen, denn Daniel Theis ist in diesem WM-Sommer so etwas wie Deutschlands oberster Türsteher unter dem Korb.

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Der Kapitän der deutschen Basketballer hat mit seinen Aussagen über Maxi Kleber ohne Not den Zusammenhalt im WM-Team angekratzt - denn er zwingt Bundestrainer und Verband in ein Dilemma.

Kommentar von Jonas Beckenkamp

Ursprünglich hätte sich bei der WM-Endrunde in Asien (25. August bis 10. September) im Segment Abwehrkraken eine Arbeitsteilung mit NBA-Kollege Maxi Kleber angeboten, dessen lange Arme sich ideal mit Theis' Terrierqualitäten ergänzt hätten. Aber nun gilt im deutschen Basketball bekanntlich "Koa Kleber", nachdem Dennis Schröder den Dallas-Profi mit seiner Generalkritik ("Maxi, du hast kein Game") vergrault hat. Somit bleiben als Ringbeschützer neben Theis noch Moritz Wagner und Johannes Voigtmann, die allesamt viele Minuten auf der Centerposition bekommen dürften.

Der fähigste Shotblocker dieser Reihe ist Theis, der Schröder-Kumpel aus Salzgitter. Bei der vergangenen Heim-EM erlebte Deutschland im Grunde nur einen halben Theis - er lieferte zwar solide Beiträge mit knapp neun Punkten und sechs Rebounds pro Spiel, aber er quälte sich mit Knieproblemen übers Parkett. Viel fehlte nicht, und er hätte das Turnier komplett verpasst, am Ende lohnte sich die Plackerei immerhin. "Wir haben letztes Jahr gezeigt, dass wir mit jedem mithalten können", sagte Theis nun im WM-Trainingscamp in Bonn, er selbst duellierte sich beim Bronzegewinn ja erfolgreich mit den Besten: zum Beispiel mit dem griechischen NBA-Dominator Giannis Antetokounmpo, der im Viertelfinale entnervt mit zwei unsportlichen Fouls vom Feld musste.

Beim DBB brauchen sie Theis als Rebounder und Verteidiger

An Selbstvertrauen mangelt es Theis nicht, er gilt als Positivdenker in der DBB-Auswahl. "Wir glauben an uns", sagt er über die erneute Medaillenmission, "wir haben für die WM ein Ziel, wir haben für nächsten Sommer ein Ziel." Olympia in Paris also, die Qualifikation wäre die Vollendung des Dreijahresplans, den Bundestrainer Gordon Herbert bei seinem Amtsantritt ausgerufen hatte. Auch dem Kanadier ist bewusst, dass er Theis für Spezialaufgaben braucht - und zwar idealerweise ohne Foulprobleme. Dass er im Nahkampf mitunter zu oft regelwidrig zupackt, kostet ihn häufig auf unnötige Weise Spielzeit. Bei der Euro musste Deutschlands physischster Basketballer gleich dreimal vorzeitig mit fünf Fouls Feierabend machen, auch beim Test am vergangenen Samstag gegen nicht unbedingt muskelstrotzende Schweden (87:68) waren es vier.

Gegen Schweden gelangen Theis (rechts) zehn Punkte und fünf Rebounds, aber er erlaubte sich mal wieder einige unnötige Fouls. (Foto: Marius Becker/dpa)

Doch es gab auch verheißungsvolle Momente: Gleich zu Beginn hämmerte Theis einen Lobpass von Franz Wagner per "Alley-oop" in den Korb, seine Trefferquote lag bei fast 100 Prozent. Er fühle sich endlich vollends fit, das linke Knie sei geheilt, sagte er hinterher in Magentasport. Dabei sah es vor knapp einem Jahr noch düster aus. Nach der EM war Theis von Kniespezialist zu Kniespezialist getingelt, insgesamt sechs Experten hatte er konsultiert, um die Schmerzen in Griff zu kriegen. Er verpasste große Teile der NBA-Saison bei den Indiana Pacers und durfte nur sieben Mal spielen, ehe sein Klub ihn auf der Bank parkte, um jüngere Profis auszuprobieren.

Um sein Knie gesund zu kriegen, hatte sich Theis sogar bei Fußball-Nationalkeeper Marc-André ter Stegen fachverwandte Hinweise geholt, den ähnliche Beschwerden an der Patellasehne plagten. Der empfahl eine Operation beim schwedischen Arzt Hakan Alfredson in Malmö - Theis befolgte den Rat und nutzte die vergangenen Monate zur Genesung. Manchmal braucht der Körper eben Zeit. Und manchmal tun sich in dieser Zeit dann neue Perspektiven auf, zum Beispiel in Sachen Tattoos. "Vielleicht wird die Kollektion nach der WM ja noch etwas größer", hofft Theis. Es würde sich schon noch ein Fleckchen finden.

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