Debatten im Tennis:Am besten nur ein Aufschlag

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Kein zweiter Aufschlag mehr? Hätte ein Spieler wie Ass-König John Isner noch Chancen gehabt? Gut für den Amerikaner, dass er jetzt seine Karriere beendet hat. (Foto: Geoff Burke/USA Today Sports via Reuters)

Einzelne Ballwechsel dauern nicht lange genug, Partien dafür zu lang - Spieler beschweren sich über Strapazen und Verletzungen. Es muss sich manches ändern, damit Tennis zukunftstauglich ist.

Kommentar von Jürgen Schmieder, New York

Es wird gerade viel diskutiert, wie das Tennis der Zukunft aussehen müsse; und dabei werden all die Probleme der Gegenwart sichtbar: stressiger Terminkalender, stressige Ansetzungen. Mögliche Fusion der Frauen- und Männer-Touren und die damit verbundene Debatte über ungleiche Bezahlung. Ob man Saudi-Arabien, das sein Geld-Füllhorn auch beim Tennis positioniert hat, wie bei so vielen anderen Sportarten, nachgeben soll. Die Verantwortlichen versuchen, die Probleme zu lösen, die sie selbst kreiert haben - wie das häufig passiert auf der Welt gerade, da ist Tennis keine Ausnahme.

Es geht manchmal sogar ums Sportliche - aber, keine Sorge: Im Sport-Spätkapitalismus geht es dabei immer auch ums Geld. Wie also muss sich Tennis verändern, damit auch künftig Rubel, Dollar, Riyal oder Renminbi rollen? Damit man nicht eingeholt oder abgehängt wird, auch von Rückschlag-Trendsportarten wie Pickleball und Padel?

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Von Jürgen Schmieder

Die Analyse bei den US Open: Partien dauern viel zu lange, obwohl einzelne Ballwechsel schnell vorbei sind; die Teilnehmer sind physisch und mental ausgelaugt. Zahlreiche Spieler haben sich dazu geäußert, wie die Strapazen der Tennissaison beim letzten Grand-Slam-Turnier besonders zu spüren seien; darunter die Favoriten Iga Swiatek und Daniil Medwedew - der Sieger von 2021 in New York, der übrigens bereits im Mai bei den French Open Alarm schlug.

Am Wochenende folgte dann der Kommentar von Vasek Pospisil. Er ist mit Novak Djokovic Gründer der Spielergewerkschaft PTPA, von der es heißt, sie gewinne immer mehr an Einfluss. Die Verantwortlichen würden beim Versuch, Ballwechsel zu verlängern, die Gesundheit der Spieler gefährden: "Die Bälle sind immer schwerer geworden, und, Überraschung: Es killt unsere Körper", sagt Pospisil. "Fast jeder Spieler, mit dem ich gesprochen habe, bestätigt das: Ich habe noch nie so viele Verletzungen an Handgelenk, Ellenbogen und Schulter erlebt."

Sie wollten mehr packende Ballwechsel kreieren, weg vom Aufschlag-Return-Schluss-Tennis Mitte der 1990er-Jahre. Sie haben das Gras in Wimbledon getauscht, den Hartplatz-Belag in Indian Wells langsamer als Sandplätze gemacht. Die Bälle sind schwerer. Beim Versuch, ein Problem zu lösen, wurden neue erschaffen. Wie kann man das lösen? Eine Rückkehr zu schnellen Belägen und leichteren Bällen ist fast unmöglich, bleiben nur Eingriffe in die Struktur - auch wenn das bei Puristen für Schnappatmung sorgt.

Also etwa: auch bei Grand Slams nur zwei Gewinnsätze bei den Männern - oder bei beiden Geschlechtern Best-of-Five, dafür jeder Durchgang nur bis Vier, Tie Break bei 4:4. Oder: Abschaffung des zweiten Aufschlags, so wie bei fast allen Rückschlagspielen. Weiterspielen bei Netzberührung des Aufschlags, wie es im Volleyball üblich ist. Ballwechsel würden verlängert, die Brutto-Spielzeit verkürzt. Es wäre eine massive, aber auch einfach umzusetzende, vor allem nachvollziehbare Lösung - dass es die vielleicht doch geben könnte, bewies... das Tennis! Als es das offene Ende der fünften Sätze in Tie-Breaks verwandelte. Und damit auf Gesundheit statt auf Tradition setzte - auch wenn das bedeutet, dass es keine Mahut-Isner-Ergebnisse wie 70:68 mehr geben wird.

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