Tennis in München:Ein Hauch von Adria

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Überraschungsgast im Halbfinale von München: Der Australier Christopher O'Connell. (Foto: Christof Stache/AFP)

Zverev-Besieger und Halbfinalist Christopher O'Connell berichtet in München nicht nur von einem enttäuschenden Match seines deutschen Gegners, sondern auch von seiner eigenen Karriere als Spätentwickler.

Von Felix Haselsteiner

Eine Turnierwoche kann manchmal ein kurioses Durcheinander hervorbringen, erst Recht wenn sie über Tage von einem so kühlen Winterfrühling geprägt ist wie in diesem Jahr die BMW Open. Wegen einer dicken Wolkendecke am Donnerstagabend musste die Zweitrundenpartie des Österreichers Dominic Thiem gegen den Schweizer Marc-Andrea Huesler abgebrochen werden. Zu Ende gespielt wurde erst am Freitag, allerdings nach dem ersten Viertelfinale zwischen Christopher O'Connell und Flavio Cobolli.

Während also Thiem auf dem Center Court gerade mit vollem Einsatz um seinen Viertelfinaleinzug kämpfte (am Ende gewann er 5:7, 6:4, 6:4), hatte der erste Halbfinalist Christopher O'Connell schon frisch geduscht bei seiner Pressekonferenz Platz genommen - und unterhielt sich dort über die mangelnde Qualität der Surfwellen in der kroatischen Adria.

Bevor er am Freitag den talentierten, jungen Cobolli in drei Sätzen besiegte, hatte O'Connell am Tag zuvor den lokalen Favoriten Alexander Zverev an dessen Geburtstag in zwei Sätzen besiegt, weshalb er nicht nur über ferne Reiseziele sprach, sondern in erster Linie auch als Gesprächspartner für eine Analyse des Deutschen bereitstand. Zverev habe "sicher nicht sein bestes Tennis gespielt", sagte O'Connell, der sich erst vor knapp zwei Monaten in Dubai mit ihm gemessen hatte: "Damals hatte ich keine Chance gegen seinen Aufschlag", erinnerte sich der Australier.

Das sei diesmal nicht der Fall gewesen, er habe immer wieder Antworten auf Zverevs Angriffsschläge gefunden, "sicherlich auch wegen der kalten Temperaturen, die ihm nicht geholfen haben." Das alles passte zu Zverevs Version der Dinge, der sich gestern über "den Druck, den ich mir hier in Deutschland selber mache" beklagt und sich auf dem Platz sichtlich unwohl gefühlt hatte. Am Freitag trainierte er abseits der Zuschauer, diesmal unter der Sonne, die er am Vortag besser hätte gebrauchen können.

"Die Hitze und der Strand sind wichtig für mich", sagt O'Connell

Der 28-jährige O'Connell allerdings hatte als Überraschungsgast im Halbfinale von München nicht nur über Zverev, sondern auch von einer interessanten Karriere zu erzählen, die an den Stränden nördlich von Sydney begonnen hatte - und nicht immer geradlinig verlaufen war. "Ich hatte mit 17 Jahren eine schwere Rückenverletzung, wegen der ich zwei Jahre nicht spielen konnte", sagte O'Connell. Dazu kam im Jahr 2018 ein Knieproblem, wegen dem er komplett aus dem Weltranglistensystem ausschied. In die Weltspitze führte ihn schließlich die Zusammenarbeit mit dem früheren australischen Tennisprofi Marinko Matosevic, der wie O'Connell als Spätstarter galt und ihm daher Selbstvertrauen gab: "Ich wusste immer, dass ich es unter die Top 100 der Weltrangliste schaffen kann, Marinko hat mir das auch immer wieder gesagt."

Matosevic war es auch, der ihn davon überzeugte, in München an den Start zu gehen: "Er hat mir davon erzählt, wie cool dieses Turnier ist", sagte O'Connell, der neben seiner australischen Heimat inzwischen auch ein Zuhause im kroatischen Split gefunden hat. Dort sei zwar "das Wasser sehr klar", allerdings die Surfbedingungen miserabel, wie er mit einem Kopfschütteln bekräftigte.

Der Australier findet dort aber immerhin zwei Elemente wieder, die ihm sehr am Herzen liegen: "Die Hitze und der Strand sind wichtig für mich", sagte O'Connell, womit der Ausblick auf den Samstag gegeben wäre, an dem er im Halbfinale gegen den jungen Dänen und Turnierfavoriten Holger Rune spielen wird, der wiederum sein Viertelfinale gegen den Chilenen Cristian Garin mit 6:2, 6:4 gewann: Strand ist in Form von rotem Sand im weitesten Sinne vorhanden - und der Wetterbericht verspricht rechtzeitig zum Halbfinale frühlingshafte 22 Grad.

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