Statistik zu BVB gegen FC Bayern:Lahm bedient sie alle

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Der Tabellenzweite Borussia Dortmund gegen den Tabellenersten FC Bayern - wer gewinnt das Duell? Das Ergebnis lässt sich natürlich nicht vorhersagen, doch die Statistiken verraten, wo der Gegner am leichtesten oder schwersten zu knacken ist.

Von Lisa Sonnabend

Am Dienstag im Wembley-Stadion standen viele von ihnen noch gemeinsam auf dem Platz: Marco Reus passte beim 1:0-Testspiel-Sieg gegen England zu Mario Götze, Jérôme Boateng sorgte dafür, dass Torwart Roman Weidenfeller nicht allzu viel Arbeit bekam. Doch nun sind die Spieler von Borussia Dortmund und dem FC Bayern München wieder Gegner.

Am Samstagabend treten sie an zum Spitzenspiel in der Bundesliga. Ziehen die Münchner in der Tabelle davon oder kann der BVB sie stoppen? Immerhin wartet das Team von Pep Guardiola seit sechs Bundesliga-Begegnungen auf einen Sieg gegen den Rivalen aus Dortmund. Natürlich lässt sich das Ergebnis nicht vorhersagen, doch das Statistik-Werkzeug auf SZ.de gibt Aufschluss über relevante Statistiken zur Bundesliga 2013/2014. Fünf Thesen, die sich auf Zahlen unseres Partners Opta stützen.

  • Vorteil in der Verteidigung verspielt

Jérôme Boateng beschrieb den Unterschied zwischen der BVB- und der Bayern-Abwehr vor einigen Tagen so: "Wenn der Gegner angreift, stehen die Dortmunder im Verein tief, wir bei Bayern stehen unter dem neuen Trainer extrem hoch. In der Nationalmannschaft ist es ein Mittelding." Bundestrainer Joachim Löw muss bei Länderspielen also versuchen, die Spielsysteme zu vereinen. Am Samstag dagegen wird jede Mannschaft versuchen, ihre Spielidee durchzuziehen.

Der BVB steht dabei so kompakt wie kaum ein anderes Team der Welt. Jürgen Klopps Verteidiger laufen extrem viel. Sie versuchen, dem Gegner den Ball abzunehmen, und schalten dann blitzschnell auf Konter um. In dieser Bundesligasaison haben die Dortmunder 908 Zweikämpfe gewonnen, die Münchner lediglich 765. Jürgen Klopps Spielern sind 251 erfolgreiche Tacklings gelungen, Pep Guardiolas Team nur 155.

Das heißt allerdings nicht, dass die Dortmunder deswegen die besseren Verteidiger sind. Die der Bayern arbeiten anders. Da das Spiel von Guardiolas Fußballern auf viel Ballbesitz beruht, drängen die Spieler den Gegner in die eigene Hälfte. Probleme in der Defensive werden also gelöst, indem man sie gar nicht erst entstehen lässt. Meist sind die Bayern mit dieser Taktik erfolgreich. So haben sie in dieser Bundesligasaison die wenigsten Gegentore kassiert: Nur sieben Mal musste Manuel Neuer hinter sich ins Netz greifen, der BVB kassierte elf Treffer. Die Münchner haben zudem lediglich 32 Schüsse aufs Tor zugelassen, die Dortmunder 37. Zudem hat der FC Bayern sechs Spiele zu Null gewonnen, der BVB nur vier.

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Erfolgreiche Abwehrspieler müssen sich auch im Kopfballduell behaupten können - der Vorteil liegt hier ganz klar bei den Dortmundern. Während Mats Hummels 75,4 Prozent seiner Kopfballduelle gewann, gelang Dante dies nur in 58,3 Prozent der Fälle. Das Problem aus Sicht des BVB ist nun allerdings: Ausgerechnet die besten Abwehrspieler werden am Samstag nicht mitspielen können. Subotic zog sich gegen Wolfsburg einen Kreuzbandriss zu und fällt Monate aus, Hummels und Schmelzer verletzten sich beim Länderspiel am Dienstagabend im Wembley-Stadion. Lukasz Piszczek fehlt bereits seit Saisonbeginn. Es werden stattdessen Spieler wie Manuel Friedrich zum Einsatz kommen - erstmals in der Saison.

  • Duell der Torwarte

Allzu viel haben die Torwarte der beiden Vereine in dieser Saison nicht zu tun gehabt - auch das spricht für die solide Verteidigerleistung der Klubs. Roman Weidenfeller musste in elf Partien 22 Mal nach dem Ball greifen oder springen, Manuel Neuer (mit einer Partie mehr) 24 Mal - beide also nur zwei Mal pro Spiel. Oliver Baumann vom SC Freiburg muss dagegen mehr für sein Gehalt schuften: Er zeigte in dieser Saison 64 Paraden, sein Nürnberger Kollege Raphael Schäfer 58.

Wenn Neuer und Weidenfeller einmal eingreifen müssen, sind sie jedoch meist zur Stelle. Es dürfte an diesem Samstag also auch ein Duell der Torhüter werden. Nach seinem ersten Länderspieleinsatz am Dienstag wird Weidenfeller sicherlich besonders motiviert sein um Manuel Neuer im direkten Vergleich vielleicht den Stammplatz in der DFB-Elf noch streitig zu machen. Neuer dagegen wird alles geben, um genau dies nicht zuzulassen.

Jakub Blaszczykowski (links) und Jerome Boateng beim Champions-League-Finale (Foto: dpa)
  • Bayern am Ball

Der FC Bayern unter Pep Guardiola ist noch eine Spur offensiver geworden. Das bedeutet: Das Team hat noch mehr Ballbesitz. So überrascht es nicht, dass der FC Bayern deutlich mehr Pässe spielt als die auf Konter lauernden Dortmunder. 7513 Mal haben Philipp Lahm, Toni Kroos & Co. in dieser Bundesligasaison den Ball erfolgreich an einen Teamkollegen weitergegeben, der BVB dagegen nur 5035. Auch die Passgenauigkeit mit 88,9 Prozent ist bei den Münchner höher (Vergleichszahl 80,5 Prozent). Die meisten Pässe hat dabei Bayerns Neu-Sechser Philipp Lahm gespielt. 932 Mal gab er in dieser Saison den Ball weiter, seine Passquote beträgt dabei 91,8 Prozent.

Es wundert nicht, dass bei den Guardiola-Bayern mehr gedribbelt wird. So spielten die Münchner 211 Mal erfolgreich den Gegner aus, die Dortmunder nur 172 Mal. 107 Dribblings gingen daneben, bei den Dortmundern 112. Auch die Flankengenauigkeit ist bei den Münchner höher. 35 Prozent erreichten einen Mitspieler, beim BVB gelang dies nur in einem von vier Fällen. Diese Zahlen zeigen, dass die Münchner technisch ein wenig versierter sind.

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Zwar hat Guardiola im Mittelfeld nicht so viele Ausfälle zu beklagen wie Klopp in der Abwehr, aber trotzdem fehlen ihm einige prägende Akteure. Bastian Schweinsteiger muss noch einmal operiert werden und Thiago ist noch nicht wieder fit. Noch schmerzlicher ist jedoch: Franck Ribéry kann nach einem Rippenanbruch nicht mitspielen.

  • Gefährliche Stoßstürmer

Das Offensivkonzept des BVB ist klar: Bei Kontermöglichkeiten soll der Ball schnell nach vorne gespielt werden. Im Idealfall lauert dort dann Robert Lewandowski, um einzunetzen. Während der Pole zu Saisonbeginn nach den Wechselwirrungen etwas unmotiviert wirkte, hat er nun zu bekannter Form zurückgefunden. Bereits neun Mal hat er in dieser Saison getroffen - so oft wie kein anderer Bundesligaspieler. Zudem bereitete er fünf Tore vor und führt damit auch die Scorer-Liste der Liga an.

Wenn Lewandowski nicht selber trifft, überlässt er dies seinen Kollegen aus dem offensiven Mittelfeld. Marco Reus traf sieben Mal und assistierte bei fünf Toren. Er liegt in der Scorer-Liste hinter Gladbachs Max Kruse auf Platz drei. Pierre-Emerick Aubameyang durfte sich sieben Mal als Torschütze feiern lassen und bereitete einen Treffer vor.

Die Offensive beim FC Bayern funktioniert dagegen von Spiel zu Spiel anders, sie ist variabler. Mal schickt Pep Guardiola seinen Stoßstürmer Mario Mandzukic aufs Feld, mal lässt er die falschen Neuner Thomas Müller oder Mario Götze spielen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Guardiola am Samstagabend die Variante Mandzukic zieht. Der Kroate kommt in dieser Saison nicht so häufig zum Einsatz wie bei Trainer Jupp Heynckes (nur neun Startelf-Plätze in der Bundesliga-Saison bislang). Doch wenn Mandzukic auf dem Platz steht, ist er nicht minder torgefährlich als Kollege Lewandowski - acht Mal hat der Bayern-Stürmer getroffen.

Damit ist er auch fast genauso effektiv wie der Dortmunder Angreifer. Lewandowski benötigte 101,3 Minuten pro Tor, Mandzukic 103,8 Minuten. Ein Wert, der deutlich besser ist als bei den immer mal wieder als falsche Neuner eingesetzten Müller und Götze. Die haben nur alle 115,1 Minuten beziehungsweise sogar nur alle 392 Minuten ein Tor in der Bundesliga erzielt. Allerdings sind Müller und Götze besser darin, Tore vorzubereiten. Mandzukic hat keinen einzigen Assist auf dem Konto, Müller und Götze dagegen je drei. Franck Ribéry sogar vier.

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Auffällig ist in dieser Saison, dass Borussia Dortmund manche Partien hoch gewinnt, in anderen Spielen jedoch zahlreiche Chancen ungenutzt lässt. So hat der BVB gegen Gladbach und Wolfsburg wichtige Punkte in der Tabelle liegen lassen. Lewandowski zielte 42 Mal aufs Tor, Aubameyang und Reus feuerten 31 Mal. Zum Vergleich: Mandzukic hat nur 25 Torschüsse abgegeben. Wenn der Kroate schießt, dann ist die Wahrscheinlichkeit also größer, dass der Ball auch im Kasten landet.

  • Fairer ist keiner

Der Tabellenzweite gegen den Tabellenersten, das dürfte eine umkämpfte und dennoch faire Partie werden. Denn im Vergleich zu den anderen Bundesligisten agieren der BVB und FC Bayern sehr zurückhaltend.

Die Rangliste der meisten Karten führt Hannover 96 an - mit 33 Gelben und drei Roten in den ersten zwölf Partien. Dortmund und Bayern teilen sich die letzten Plätze. Elf Mal hat der BVB Gelb gesehen, der FC Bayern 16 Mal. Erst ein Spieler der beiden Vereine wurde in dieser Saison mit Rot vom Platz geschickt: Mats Hummels. Der Fernsehzuschauer darf sich also auf eine faire Partie freuen.

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