Abseitiges zum Duell BVB gegen FC Bayern:Prügel für Guardiola und Plagiate im Mannschaftsbus

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Neuerdings wird über ihn gesungen: Bayerns Trainer Pep Guardiola. (Foto: dpa)

Ein Radiokomödiant will Pep Guardiola verkloppen, Matthias Sammer trauert über die Dortmunder Verletzten, und die Bayern-Spieler kopieren im Mannschaftsbus einen BVB-Trick. Abseitiges und Interessantes zum Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern.

Von Dominik Fürst

Goethe und Schiller wären wohl enttäuscht, wenn sie wüssten, dass an diesem Wochenende vom "deutschen Clásico" geredet wird. Nach drei Jahren Dauerfehde zwischen Borussia Dortmund und Bayern München würden sich die Dichter bestimmt eine originellere Bezeichnung für das Spitzenspiel wünschen - und nicht den Titel, der eigentlich ür das spanische Gipfeltreffen zwischen Madrid und Barcelona steht.

Am Samstagabend um 18.30 Uhr empfängt der BVB, Tabellenzweiter, den FC Bayern, Tabellenerster. Ein Sieger steht noch nicht fest, einige Fakten gibt es jedoch schon vor Anpfiff.

Mitleid: Vor dem 89. Bundesliga-Aufeinandertreffen zwischen Dortmund und Bayern dreht sich alles um das große Verletzungspech der Gastgeber. Die komplette Abwehrreihe des BVB fällt aus, da lassen sich die Dortmunder auch nicht dadurch trösten, dass Bayerns offensiver Wirbelwind Franck Ribéry wegen eines Rippenanbruchs nur zusehen darf. Kurioserweise ärgert sich jedoch ein Bayern-Verantwortlicher über das Dortmunder Verletzungspech: "Mir wäre lieber, wenn es ein komplettes Spiel gegeben hätte, mit allen Spielern von Borussia Dortmund gegen Bayern München", sagte Sportdirektor Matthias Sammer. Die "Mitleidsschiene" sei nicht seine Sache: "Das ist uns überhaupt nicht recht und ich hoffe nicht, dass wir uns davon leiten lassen."

Väterlicher Rat: Am Samstagabend wird Mario Götze das Dortmunder Stadion zum ersten Mal in einem FC-Bayern-Trainingsanzug betreten. Profi hin oder her, aber vor 80.000 Fußballfans dürfte der 21-Jährige großen Druck verspüren. Um mit dieser Situation so gut wie möglich umzugehen, steht Dortmunds ehemaliger Torhüter Jens Lehmann Götze mit einem väterlichen Rat zur Seite: "Er sollte vermeiden, Einwürfe zu machen und Eckbälle zu schießen, denn dann ist der Kontakt zu den Zuschauern extrem nah." Mal sehen, ob Götze den Rat befolgt.

Statistischer Vorteil: Bereits zum fünften Mal treffen Dortmund und Bayern im Jahr 2013 aufeinander. Der Bayern-Vorteil besteht darin, dass sie in den wichtigen Spielen im DFB-Pokal (1:0) und in der Champions League (2:1) die Oberhand behielten. Dortmund gewann hingegen das Supercup-Finale (4:2) im Juli. Die letzte Bundesliga-Begegnung im Mai endete 1:1, womit Dortmund einen wichtigen Trend bestätigte: Seit sechs Spielen sind die Westfalen gegen Bayern in der Bundesliga ungeschlagen - vielleicht schöpft BVB-Trainer Jürgen Klopp aus dieser Statistik trotz der Verletzungen ein wenig Zuversicht.

Nachgemachter Brückenschuss: Leidet der FC Bayern an Kreativlosigkeit? Auf dem Fußballplatz mit Sicherheit nicht, doch abseits des Felds haben die Münchner Spieler nun kaltschnäuzig ein Plagiat begangen: Vor laufender Kamera haben Manuel Neuer und Franck Ribéry einen Trick ausgeführt, den bereits zwei Jahre vorher die "Dortmunder Jungs" abgezogen haben. Das Kunststück fand im fahrenden Mannschaftsbus statt, Ribéry stand mit einem Fußball an der Vordertür, Neuer in voller Torwartmontur an der hinteren Tür. Als der Bus an einem Verkehrsschild vorbeifuhr, zielte der Franzose und schoss den Ball, der vom Schild abprallte und in Manuel Neuers Händen landete.

Man muss den bayerischen Plagiatoren indes zugute halten, dass die Dortmunder für denselben Trick eine ganze Autobahnbrücke gebraucht haben.

Plötzlicher Kurssturz: Die Verletzungen von Mats Hummels und Marcel Schmelzer haben nicht nur Jürgen Klopp und sämtliche Dortmunder Fans traurig gemacht, sondern auch Finanzinvestoren und Anleger. Als am Mittwoch feststand, dass der BVB stark geschwächt in das Spitzenspiel gegen Bayern gehen würde, sackte der Aktienkurs von Borussia Dortmund zwischenzeitlich um mehr als fünf Prozent ab. Die Investoren fürchten eine Niederlage im "gefühlten Endspiel um die deutsche Meisterschaft", sagte ein Börsenanalyst. Und sportlicher Misserfolg bedeutet für die Aktionäre weniger Geld. Arme Anleger.

Nüchterne Betrachtung: Wie vor jedem sogenannten Topspiel, haben sich ehemalige Fußballgrößen zu Wort gemeldet. Das Ergebnis: Bei nüchterner Betrachtung tippen die meisten auf einen Bayern-Sieg: "Letztendlich wird Bayern sowieso Deutscher Meister", sagte etwa der Ex-Münchner Mario Basler.

Die Daumen werden allerdings für Dortmund gedrückt: "Ich hoffe natürlich, dass Dortmund gewinnt, um wieder eine gewisse Spannung in die Liga zu bringen", sagte zum Beispiel Christoph Daum, der zum FC Bayern und Uli Hoeneß seit jeher ein spezielles Verhältnis pflegt. Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hegt trotz seiner Münchner Vergangenheit klare Sympathien: "Ich als Fußball-Fan wünsche mir einen Sieg von Borussia Dortmund, damit die Bundesliga dieses Jahr ein bisschen spannender bleibt. In einem Spiel ist Borussia Dortmund immer in der Lage, gegen Bayern München zu gewinnen."

Gutgemeinte Prügel: "Wir tun's für einen guten Zweck: Die Schale muss aus Bayern weg - deshalb verkloppen wir den Pep." Keine Sorge, Tony Mono will Bayerns Trainer Pep Guardiola nicht wirklich vermöbeln, schließlich ist er nur ein fiktiver Musikproduzent des Radiosenders 1 Live. Als Dortmund-Fan unterstützt er seine Mannschaft jedoch mit einem lustigen Musikvideo, in dem er beschreibt, warum der BVB am Samstag als Sieger vom Platz gehen wird. Schließlich treffen "die Besten aus der Liga auf die Bayern", singt der Komödiant.

Das muss für die Borussia allerdings kein gutes Omen sein, denn bereits vor dem Champions-League-Finale textete der Komiker ein paar Zeilen für den BVB. Gewonnen hat damals bekanntlich der FC Bayern.

Ungleiches Duell: Zweimal wurde Dortmund in den vergangenen drei Jahren Meister, zweimal hatte Bayern das Nachsehen. Dennoch gelten die Mannschaften noch immer nicht als ebenbürtige Rivalen, zumindest wenn man den Klubverantwortlichen Glauben schenkt: "Du kannst nicht sagen, du bist auf Augenhöhe, wenn der eine 80 Millionen mehr alleine für die Mannschaft ausgeben kann. Das sind acht Ribérys", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in Anspielung auf die luxuriösen Jahresgehälter beim deutschen Rekordmeister. Und Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge ergänzt: "Bayern München hatte das Glück, 30 Jahre kontinuierlich an der Spitze mitzuspielen. Bei Borussia Dortmund war es oft eine Berg- und Talfahrt."

Neue Rekorde: Watzke kann so viel lamentieren, wie er will: Die Geschäftszahlen der beiden erfolgreichsten deutschen Klubs gleichen sich langsam an. Rund 433 Millionen Euro Umsatz hat der FC Bayern nach dem letzten Geschäftsjahr vorzuweisen, bei Dortmund sind es 305 Millionen - für beide Vereine ein neuer Rekord. Vor fünf Jahren herrschten noch andere Verhältnisse: Bayern setzte damals 287 Millionen um, Dortmund mit 97 Millionen nur ein Drittel davon.

Armes Nordkorea: In 207 Ländern ist das Spiel zwischen Dortmund und Bayern zu sehen. Nur in 207 Ländern? Der Fußball-Weltverband Fifa hat schließlich noch zwei Mitglieder mehr. Doch die Menschen in Nordkorea und Pakistan schauen in die Röhre. Sie werden von Pep Guardiola und Jürgen Klopp nichts mitbekommen. Alle anderen - etwa Bhutan, Eritrea, Nepal oder Afghanistan - dürfen ihre Sendeantennen schon mal auf Empfang stellen.

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