SSV Jahn Regensburg:Unterwegs in Richtung zweite Liga

Lesezeit: 2 min

Der Torwart bittet zum Tänzchen - und flucht: Denn Regensburgs Christian Viet nutzt das zum 2:0. (Foto: Sascha Janne/Imago)

Nach der Niederlage gegen Dortmund II fängt sich der Jahn und gewinnt unter freundlicher Mithilfe des Gegners 2:0 gegen Bielefeld. Damit bleiben die Oberpfälzer auf Aufstiegskurs.

Von Linus Freymark, Regensburg

Zu den Kernkompetenzen eines Fußballlehrers gehört es, vor einem Spiel ein Loblied auf den Gegner zu singen. Kundige Trainer preisen dessen Stärken in der Offensive, schwärmen von der Stabilität der Defensive und heben die generelle "Qualität des Kaders" hervor. Besonders gerne geschieht das, wenn die eigene Mannschaft in der Favoritenrolle ist. Die Gefahr, dass sie den Gegner unterschätzt, soll so schon im Keim erstickt werden.

Joe Enochs hatte zuletzt viele Gelegenheiten, seine Fähigkeiten in der Disziplin "Gegner loben" zu beweisen. Sein SSV Jahn Regensburg wechselt sich mit Dynamo Dresden an der Drittliga-Tabellenspitze ab. Folglich gehen die Oberpfälzer in so gut wie jedes Spiel als Favorit. Und so ist Enochs gefragt, sich stets aufs Neue Formulierungen auszudenken, die die Stärken des Gegners illustrieren.

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Vor der Partie gegen Arminia Bielefeld hatte Enochs also von einem "Brett" gesprochen, das man da vor der Brust habe. Er wolle keinen Gegner stärker machen, als er sei - aber der Kader der Arminen sei nun mal "voller Topspieler", die nach zuletzt enttäuschenden Spielen den "Turnaround" im Jahnstadion schaffen wollten.

Am Samstagnachmittag war es dann jedoch offiziell: Das ostwestfälische Brett war in oberpfälzische Sägeblätter geraten. Hauptgrund für den 2:0-Erfolg des SSV Jahn: klare Materialvorteile. Doppeltorschütze Christian Viet erwischte einen hervorragenden Tag, und erstmals seit sieben Partien spielten die Regensburger mal wieder zu null. Beides war jedoch vor allem dem Bielefelder Brett zu verdanken, das beim Belastungstest im Jahnstadion eklatante Schwachstellen aufwies - und zwar vor allem ganz hinten, namentlich bei Torhüter Jonas Kersken. Vor dem 1:0 für den Jahn drosch der Schlussmann einen Rückpass in hohem Bogen ins Seitenaus. Es folgten: ein schneller Einwurf, eine sehenswerte Hackenmitnahme von Viet, ein Schuss - und die Führung nach nicht mal zwei Minuten.

Der zweite Regensburger Treffer ging dann vollends auf Kerskens Kappe. In der 23. Minute nahm er einen Rückpass an und kam dann auf die Idee, den anlaufenden Viet ausdribbeln zu wollen. Der Torwart plumpste infolge des regelkonformen Körpereinsatzes von Viet zu Boden und hämmerte mit den Fäusten auf den Rasen, als er den Ball ins Tor kullern sah. Kurz vor der Pause entpuppte sich dann auch der vordere Teil des Bielefelder Bretts als brüchig: Nassim Boujellab vergab einen Strafstoß. Die letzte Viertelstunde spielten die Arminen nach einer gelb-roten Karte gegen Noah Ganaus in Überzahl, doch auch dieser Vorteil reichte nicht für einen Treffer.

In Erik Tallig ist ein ehemaliger Löwe nach Regensburg gewechselt

Dank des Sieges konnte Joe Enochs neben einem erneuten Lob für den Gegner auch die eigene Mannschaft mit Komplimenten versorgen. Sie sei nach dem 0:1 bei Dortmund II unter der Woche "sofort wieder aufgestanden" und habe "das gezeigt, was uns stark macht". Damit hat der Jahn einen Negativtrend abgewendet und nimmt weiter Kurs auf den direkten Wiederaufstieg; auf den Relegationsplatz hat der Jahn jetzt bereits neun Punkte Vorsprung.

Damit diese komfortable Position nicht doch noch verloren geht, haben sich die Regensburger in der Winterpause punktuell verstärkt: In Valdrin Mustafa von Viktoria Köln und im vereinslosen Erik Tallig sind zwei neue Stürmer gekommen, die den langfristigen Ausfall von Eric Hottmann (Kreuzbandriss) kompensieren sollen. Tallig, 24, galt bei 1860 München einst als Rohdiamant, den großen Durchbruch schaffte er bei den Löwen jedoch nicht. Stattdessen hat der gebürtige Chemnitzer einmal vollmundig angekündigt, zweite Liga spielen zu wollen.

Vielleicht klappt das ja nun mit dem Jahn. Damit es etwas wird, muss sein Trainer weiter fleißig die Gegner loben.

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